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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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[Abbildung]
Filips von Zesen
Assenat.
Das erste Buch.

DEr liebliche Liljenmohnd war
nunmehr vorbei; die Sonnenwän-
de durch den rükgängigen Kräbs ge-
schehen: der Niel stieg immer höher
und höher; und Osiris begunte sich
dem Jungferschoße seiner himlischen
Isis algemach zu nähern/ als der
trübseelige Josef den Ort seines elendes erblikte.
Memfis/ die Königliche stadt/ sahe er mit kläglichen
augen an. Mit traurigem und beängstigtem hertzen zog
er hinein. Das gantze volk fand er in angst: und diese
angst beängstigte ihn noch mehr. Er hörete lauter seuf-
zer: und diese seufzer vermischete er mit den seinigen.

Aber das ängstliche seufzen der Egipter hatte viel
ein anderes ziel. Diese abergleubische Leute seufzeten
zu ihren so vielerlei falschen und leblosen Abgöttern: er
aber zum einigen und wahrem lebendigem Gotte. Et-
liche bähteten den ohnmächtigen gehörneten Hammel-
götzen/
ihren gewähnten Schutzvater/ an. Andere
flöheten zu ihrem algemeinen Wohltähter/ dem gühti-
gen Osiris: noch andere zu ihrer Ernährerin/ der

mild-
A
Ao!
[Abbildung]
Filips von Zeſen
Aſſenat.
Das erſte Buch.

DEr liebliche Liljenmohnd war
nunmehr vorbei; die Sonnenwaͤn-
de durch den ruͤkgaͤngigen Kraͤbs ge-
ſchehen: der Niel ſtieg immer hoͤher
und hoͤher; und Oſiris begunte ſich
dem Jungferſchoße ſeiner himliſchen
Iſis algemach zu naͤhern/ als der
truͤbſeelige Joſef den Ort ſeines elendes erblikte.
Memfis/ die Koͤnigliche ſtadt/ ſahe er mit klaͤglichen
augen an. Mit traurigem und beaͤngſtigtem hertzen zog
er hinein. Das gantze volk fand er in angſt: und dieſe
angſt beaͤngſtigte ihn noch mehr. Er hoͤrete lauter ſeuf-
zer: und dieſe ſeufzer vermiſchete er mit den ſeinigen.

Aber das aͤngſtliche ſeufzen der Egipter hatte viel
ein anderes ziel. Dieſe abergleubiſche Leute ſeufzeten
zu ihren ſo vielerlei falſchen und lebloſen Abgoͤttern: er
aber zum einigen und wahrem lebendigem Gotte. Et-
liche baͤhteten den ohnmaͤchtigen gehoͤrneten Hammel-
goͤtzen/
ihren gewaͤhnten Schutzvater/ an. Andere
floͤheten zu ihrem algemeinen Wohltaͤhter/ dem guͤhti-
gen Oſiris: noch andere zu ihrer Ernaͤhrerin/ der

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[1/0025] Ao! [Abbildung] Filips von Zeſen Aſſenat. Das erſte Buch. DEr liebliche Liljenmohnd war nunmehr vorbei; die Sonnenwaͤn- de durch den ruͤkgaͤngigen Kraͤbs ge- ſchehen: der Niel ſtieg immer hoͤher und hoͤher; und Oſiris begunte ſich dem Jungferſchoße ſeiner himliſchen Iſis algemach zu naͤhern/ als der truͤbſeelige Joſef den Ort ſeines elendes erblikte. Memfis/ die Koͤnigliche ſtadt/ ſahe er mit klaͤglichen augen an. Mit traurigem und beaͤngſtigtem hertzen zog er hinein. Das gantze volk fand er in angſt: und dieſe angſt beaͤngſtigte ihn noch mehr. Er hoͤrete lauter ſeuf- zer: und dieſe ſeufzer vermiſchete er mit den ſeinigen. Aber das aͤngſtliche ſeufzen der Egipter hatte viel ein anderes ziel. Dieſe abergleubiſche Leute ſeufzeten zu ihren ſo vielerlei falſchen und lebloſen Abgoͤttern: er aber zum einigen und wahrem lebendigem Gotte. Et- liche baͤhteten den ohnmaͤchtigen gehoͤrneten Hammel- goͤtzen/ ihren gewaͤhnten Schutzvater/ an. Andere floͤheten zu ihrem algemeinen Wohltaͤhter/ dem guͤhti- gen Oſiris: noch andere zu ihrer Ernaͤhrerin/ der mild- A

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 1. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/25>, abgerufen am 28.11.2024.