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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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fünftes Buch.
dem Schaltkönige vermähle? Mein wille hat hier
keine wahl/ gab Assenat zur antwort; weil er dem
willen Seiner Majestäht gantz untergeben ist/ so daß er
auch Seinem winke gehorchen mus. Gehorchen
mus/
fing der König das wort auf: das ist mein
wille nicht. Sondern ich wil/ daß sie willig/ und
nicht gezwungen ihr Jawort von sich gebe
. Wie
es der allerhöchste Gott schikket/ fuhr das Freulein
weiter fort/ und es der König mittelt/ damit bin ich zu
frieden. Beides nehme ich willig an; weil ich wohl
weis/ daß es zu meinem aufnehmen gereichet. Wie solte
ich der Göttlichen schikkung/ und dem Königlichen wil-
len/ die beide so guht seind/ widerstreben? Es sei ferne
von mir auch nur die gedanken zu haben.

Weil nun der König sahe/ daß Assenat von seinem
vorschlage nicht abgeneugt were; so lies er den Schalt-
könig hohlen. Dieser erschien alsobald. Sehr freundlich
empfing er seinen künftigen Vater/ seine künftige Mut-
ter/ seine künftige Gemahlin. Auf allen seiten offen-
bahrte sich die freude. Die liebe/ die sich bisher verbor-
gen gehalten/ euserte sich itzund mit voller kraft. Jo-
sef
selbsten konte sie nicht länger verhehlen. Man er-
blikte sie aus allen seinen gebährden. Alle seine worte
gaben sie genug zu verstehen. Es war mit lust anzu-
sehen/ wie er der Assenat so liebseelig begegnete: und
sie wieder ihn so holdseelig anblikte. Der König märk-
te/ daß seine gegenwart die liebe/ sich recht zu eusern/
verhinderte. Darüm sagte er zum Ertzbischoffe: daß er
gesonnen sei ein lustgänglein im Burggarten zu tuhn;
und wan es ihm beliebte/ so könte er ihm/ mit seiner
Gemahlin/ geselschaft leisten. Hierauf ging er straks
nach der tühre zu/ und der Ertzbischof/ samt seiner Ge-
mahlin/ folgete. Josef nahm die Assenat bei der
hand/ in willens die geselschaft mit zu halten. Aber der
König winkte ihm/ daß er bleiben solte. Wir drei/ sag-

te

fuͤnftes Buch.
dem Schaltkoͤnige vermaͤhle? Mein wille hat hier
keine wahl/ gab Aſſenat zur antwort; weil er dem
willen Seiner Majeſtaͤht gantz untergeben iſt/ ſo daß er
auch Seinem winke gehorchen mus. Gehorchen
mus/
fing der Koͤnig das wort auf: das iſt mein
wille nicht. Sondern ich wil/ daß ſie willig/ und
nicht gezwungen ihr Jawort von ſich gebe
. Wie
es der allerhoͤchſte Gott ſchikket/ fuhr das Freulein
weiter fort/ und es der Koͤnig mittelt/ damit bin ich zu
frieden. Beides nehme ich willig an; weil ich wohl
weis/ daß es zu meinem aufnehmen gereichet. Wie ſolte
ich der Goͤttlichen ſchikkung/ und dem Koͤniglichen wil-
len/ die beide ſo guht ſeind/ widerſtreben? Es ſei ferne
von mir auch nur die gedanken zu haben.

Weil nun der Koͤnig ſahe/ daß Aſſenat von ſeinem
vorſchlage nicht abgeneugt were; ſo lies er den Schalt-
koͤnig hohlen. Dieſer erſchien alſobald. Sehr freundlich
empfing er ſeinen kuͤnftigen Vater/ ſeine kuͤnftige Mut-
ter/ ſeine kuͤnftige Gemahlin. Auf allen ſeiten offen-
bahrte ſich die freude. Die liebe/ die ſich bisher verbor-
gen gehalten/ euſerte ſich itzund mit voller kraft. Jo-
ſef
ſelbſten konte ſie nicht laͤnger verhehlen. Man er-
blikte ſie aus allen ſeinen gebaͤhrden. Alle ſeine worte
gaben ſie genug zu verſtehen. Es war mit luſt anzu-
ſehen/ wie er der Aſſenat ſo liebſeelig begegnete: und
ſie wieder ihn ſo holdſeelig anblikte. Der Koͤnig maͤrk-
te/ daß ſeine gegenwart die liebe/ ſich recht zu euſern/
verhinderte. Daruͤm ſagte er zum Ertzbiſchoffe: daß er
geſonnen ſei ein luſtgaͤnglein im Burggarten zu tuhn;
und wan es ihm beliebte/ ſo koͤnte er ihm/ mit ſeiner
Gemahlin/ geſelſchaft leiſten. Hierauf ging er ſtraks
nach der tuͤhre zu/ und der Ertzbiſchof/ ſamt ſeiner Ge-
mahlin/ folgete. Joſef nahm die Aſſenat bei der
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Koͤnig winkte ihm/ daß er bleiben ſolte. Wir drei/ ſag-

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[221/0245] fuͤnftes Buch. dem Schaltkoͤnige vermaͤhle? Mein wille hat hier keine wahl/ gab Aſſenat zur antwort; weil er dem willen Seiner Majeſtaͤht gantz untergeben iſt/ ſo daß er auch Seinem winke gehorchen mus. Gehorchen mus/ fing der Koͤnig das wort auf: das iſt mein wille nicht. Sondern ich wil/ daß ſie willig/ und nicht gezwungen ihr Jawort von ſich gebe. Wie es der allerhoͤchſte Gott ſchikket/ fuhr das Freulein weiter fort/ und es der Koͤnig mittelt/ damit bin ich zu frieden. Beides nehme ich willig an; weil ich wohl weis/ daß es zu meinem aufnehmen gereichet. Wie ſolte ich der Goͤttlichen ſchikkung/ und dem Koͤniglichen wil- len/ die beide ſo guht ſeind/ widerſtreben? Es ſei ferne von mir auch nur die gedanken zu haben. Weil nun der Koͤnig ſahe/ daß Aſſenat von ſeinem vorſchlage nicht abgeneugt were; ſo lies er den Schalt- koͤnig hohlen. Dieſer erſchien alſobald. Sehr freundlich empfing er ſeinen kuͤnftigen Vater/ ſeine kuͤnftige Mut- ter/ ſeine kuͤnftige Gemahlin. Auf allen ſeiten offen- bahrte ſich die freude. Die liebe/ die ſich bisher verbor- gen gehalten/ euſerte ſich itzund mit voller kraft. Jo- ſef ſelbſten konte ſie nicht laͤnger verhehlen. Man er- blikte ſie aus allen ſeinen gebaͤhrden. Alle ſeine worte gaben ſie genug zu verſtehen. Es war mit luſt anzu- ſehen/ wie er der Aſſenat ſo liebſeelig begegnete: und ſie wieder ihn ſo holdſeelig anblikte. Der Koͤnig maͤrk- te/ daß ſeine gegenwart die liebe/ ſich recht zu euſern/ verhinderte. Daruͤm ſagte er zum Ertzbiſchoffe: daß er geſonnen ſei ein luſtgaͤnglein im Burggarten zu tuhn; und wan es ihm beliebte/ ſo koͤnte er ihm/ mit ſeiner Gemahlin/ geſelſchaft leiſten. Hierauf ging er ſtraks nach der tuͤhre zu/ und der Ertzbiſchof/ ſamt ſeiner Ge- mahlin/ folgete. Joſef nahm die Aſſenat bei der hand/ in willens die geſelſchaft mit zu halten. Aber der Koͤnig winkte ihm/ daß er bleiben ſolte. Wir drei/ ſag- te

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/245>, abgerufen am 29.11.2024.