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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
bis in die sieben Mageren. Er erwug alles/ was zu
tuhn stünde/ mit reiffem vor bedacht. Alle seine anschlä-
ge zieleten fürnähmlich auf zwei dinge: den König
groß/ und die Untertahnen wohlfahrend zu machen.
Und darüm entschlos er sich das gantze Egipten zu be-
sehen. Die beschaffenheit der Königlichen herschaft
war ihm nunmehr aus dem munde des Königes selb-
sten bekant. Er hatte deswegen schon alles genau un-
tersuchet; auch albereit mittel gefunden/ sie in einen
besseren stand zu bringen. Aber solches recht auszu füh-
ren/ muste er nohtwendig die gelegenheit aller Länder
besichtigen. Und dieses muste mit ehestem geschehen;
damit er seine schlüsse darnach anlegen könte. So zog
er dan auf den dritten tag aus. Der erste zug ging auf
Heliopel zu.

Diese schöne Stadt lag auf einem hohen schutte/ in
einer anmuhtigen aue des landes Gessen/ zwischen
zween ärmen des Niels: zu welcher man/ durch einen
verborgenen gang unter der erden und dem Niele hin/
von Memfis gelangen konte. Die Ebreer nennen sie
On; die Griechen aber Heliopel/ das ist Sonnen-
stadt
; und die Araber Betsames/ Sonnenhaus/
oder Ainsemes/ Sonnenauge. Und diese drei letz-
te nahmen führete sie vom Sonnenspiegel/ welcher alda
im Götzenhause der Sonne gefunden ward/ und es mit
seinen strahlen den gantzen tag durch erleuchtete. Egip-
ten hatte keine ältere stadt/ als diese. Mizraim/ des
Noah enkel/ und Hams zweiter sohn/ der erste Egip-
tische König nach der Sündfluht/ hatte sie gebauet.
Alhier hat er seinen Königlichen sitz gehabt: als auch
nach ihm sein sohn Mesramutisis; und nach diesem
der dreimahl große Hermes/ der Sonnenseulen er-
finder/ und uhrhöber der heiligen Bilderschrift/ ja der
gantzen Egiptischen weisheit. Und also war dieser
Hermes der dritte Egiptische König nach der Sünd-

fluht.

Der Aſſenat
bis in die ſieben Mageren. Er erwug alles/ was zu
tuhn ſtuͤnde/ mit reiffem vor bedacht. Alle ſeine anſchlaͤ-
ge zieleten fuͤrnaͤhmlich auf zwei dinge: den Koͤnig
groß/ und die Untertahnen wohlfahrend zu machen.
Und daruͤm entſchlos er ſich das gantze Egipten zu be-
ſehen. Die beſchaffenheit der Koͤniglichen herſchaft
war ihm nunmehr aus dem munde des Koͤniges ſelb-
ſten bekant. Er hatte deswegen ſchon alles genau un-
terſuchet; auch albereit mittel gefunden/ ſie in einen
beſſeren ſtand zu bringen. Aber ſolches recht auszu fuͤh-
ren/ muſte er nohtwendig die gelegenheit aller Laͤnder
beſichtigen. Und dieſes muſte mit eheſtem geſchehen;
damit er ſeine ſchluͤſſe darnach anlegen koͤnte. So zog
er dan auf den dritten tag aus. Der erſte zug ging auf
Heliopel zu.

Dieſe ſchoͤne Stadt lag auf einem hohen ſchutte/ in
einer anmuhtigen aue des landes Geſſen/ zwiſchen
zween aͤrmen des Niels: zu welcher man/ durch einen
verborgenen gang unter der erden und dem Niele hin/
von Memfis gelangen konte. Die Ebreer nennen ſie
On; die Griechen aber Heliopel/ das iſt Sonnen-
ſtadt
; und die Araber Betſames/ Sonnenhaus/
oder Ainſemes/ Sonnenauge. Und dieſe drei letz-
te nahmen fuͤhrete ſie vom Sonnenſpiegel/ welcher alda
im Goͤtzenhauſe der Sonne gefunden ward/ und es mit
ſeinen ſtrahlen den gantzen tag durch erleuchtete. Egip-
ten hatte keine aͤltere ſtadt/ als dieſe. Mizraim/ des
Noah enkel/ und Hams zweiter ſohn/ der erſte Egip-
tiſche Koͤnig nach der Suͤndfluht/ hatte ſie gebauet.
Alhier hat er ſeinen Koͤniglichen ſitz gehabt: als auch
nach ihm ſein ſohn Mesramutiſis; und nach dieſem
der dreimahl große Hermes/ der Sonnenſeulen er-
finder/ und uhrhoͤber der heiligen Bilderſchrift/ ja der
gantzen Egiptiſchen weisheit. Und alſo war dieſer
Hermes der dritte Egiptiſche Koͤnig nach der Suͤnd-

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[202/0226] Der Aſſenat bis in die ſieben Mageren. Er erwug alles/ was zu tuhn ſtuͤnde/ mit reiffem vor bedacht. Alle ſeine anſchlaͤ- ge zieleten fuͤrnaͤhmlich auf zwei dinge: den Koͤnig groß/ und die Untertahnen wohlfahrend zu machen. Und daruͤm entſchlos er ſich das gantze Egipten zu be- ſehen. Die beſchaffenheit der Koͤniglichen herſchaft war ihm nunmehr aus dem munde des Koͤniges ſelb- ſten bekant. Er hatte deswegen ſchon alles genau un- terſuchet; auch albereit mittel gefunden/ ſie in einen beſſeren ſtand zu bringen. Aber ſolches recht auszu fuͤh- ren/ muſte er nohtwendig die gelegenheit aller Laͤnder beſichtigen. Und dieſes muſte mit eheſtem geſchehen; damit er ſeine ſchluͤſſe darnach anlegen koͤnte. So zog er dan auf den dritten tag aus. Der erſte zug ging auf Heliopel zu. Dieſe ſchoͤne Stadt lag auf einem hohen ſchutte/ in einer anmuhtigen aue des landes Geſſen/ zwiſchen zween aͤrmen des Niels: zu welcher man/ durch einen verborgenen gang unter der erden und dem Niele hin/ von Memfis gelangen konte. Die Ebreer nennen ſie On; die Griechen aber Heliopel/ das iſt Sonnen- ſtadt; und die Araber Betſames/ Sonnenhaus/ oder Ainſemes/ Sonnenauge. Und dieſe drei letz- te nahmen fuͤhrete ſie vom Sonnenſpiegel/ welcher alda im Goͤtzenhauſe der Sonne gefunden ward/ und es mit ſeinen ſtrahlen den gantzen tag durch erleuchtete. Egip- ten hatte keine aͤltere ſtadt/ als dieſe. Mizraim/ des Noah enkel/ und Hams zweiter ſohn/ der erſte Egip- tiſche Koͤnig nach der Suͤndfluht/ hatte ſie gebauet. Alhier hat er ſeinen Koͤniglichen ſitz gehabt: als auch nach ihm ſein ſohn Mesramutiſis; und nach dieſem der dreimahl große Hermes/ der Sonnenſeulen er- finder/ und uhrhoͤber der heiligen Bilderſchrift/ ja der gantzen Egiptiſchen weisheit. Und alſo war dieſer Hermes der dritte Egiptiſche Koͤnig nach der Suͤnd- fluht.

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/226>, abgerufen am 30.12.2024.