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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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drittes Buch.
giessen. Was wil sie dan mehr von mir haben? War-
üm schreibet sie mir dan eine solche grausamkeit zu?
Warüm bildet sie ihr ein/ daß ich sie/ indem ich ihr leben
zu laben gedenke/ nur zu peinigen gesonnen? daß ich sie
nur darüm erhalten wolte/ damit ich ihre schmertzen er-
hielte? Ach! ich bitte/ sie entschlage sich solches arg-
wahns. Sie schöpfe von mir andere gedanken. Sie
befriedige sich selbst. Sie stille ihr unruhiges hertz.

Ach! fing ihm Sefira das wort auf/ wie sol ich
mein hertz stillen? Womit sol ichs befriedigen/ wan ihr
es noch immer mehr und mehr verunruhiget? Ich
selbst kan es nicht tuhn. Es stehet allein in eurer macht.
Wan ihr nur meinen willen volbringt/ so ist mir gehol-
fen. Tuht ihr das; so solt ihr über mich und alles das
meinige herschen. Scheuet ihr etwan meinen Eh-
herrn? Befahret ihr euch/ daß ihr dadurch bei ihm in
verdacht kommen werdet? Ach! ich versichere euch/ daß
er weder von mir/ noch von euch etwas böses gedenken
kan. Und wan ihm von uns schon etwas zu ohren
kähme; so wird er es doch nicht gleuben. Ich habe die-
sen dingen schon vorgebauet. Ich kenne alle seine gedan-
ken. Ja ich weis sein hertz.

Josef suchte sie mit gelindigkeit auf einen andern
weg zu bringen. Er ermahnte sie von ihrem bösen vor-
nehmen abzustehen. Er erinnerte sie ihrer pflicht und
ihrer treue/ die sie ihrem Ehliebsten geschwohren. Er
baht/ sie möchte behertzigen/ in was vor erschrökliche
sünde sie beide sich stürtzten/ im fal er ihren begierden ge-
horchete. Er mahlte ihr die strafe des Allerhöchsten/ die
darauf erfolgen würde/ aufs greulichste vor. Er bilde-
te ihr das böse gewissen/ das sie hernach fort und fort
nagen würde/ zum allerabscheulichsten ab. Ja er machte
ihr die hölle so heis/ daß sie anfing bitterlich zu weinen.
Und also schien sie sich zur reue zu lenken. Also schien
sie leidwesen zu haben über ihre sündige gedanken. Hier-

über

drittes Buch.
gieſſen. Was wil ſie dan mehr von mir haben? War-
uͤm ſchreibet ſie mir dan eine ſolche grauſamkeit zu?
Waruͤm bildet ſie ihr ein/ daß ich ſie/ indem ich ihr leben
zu laben gedenke/ nur zu peinigen geſonnen? daß ich ſie
nur daruͤm erhalten wolte/ damit ich ihre ſchmertzen er-
hielte? Ach! ich bitte/ ſie entſchlage ſich ſolches arg-
wahns. Sie ſchoͤpfe von mir andere gedanken. Sie
befriedige ſich ſelbſt. Sie ſtille ihr unruhiges hertz.

Ach! fing ihm Sefira das wort auf/ wie ſol ich
mein hertz ſtillen? Womit ſol ichs befriedigen/ wan ihr
es noch immer mehr und mehr verunruhiget? Ich
ſelbſt kan es nicht tuhn. Es ſtehet allein in eurer macht.
Wan ihr nur meinen willen volbringt/ ſo iſt mir gehol-
fen. Tuht ihr das; ſo ſolt ihr uͤber mich und alles das
meinige herſchen. Scheuet ihr etwan meinen Eh-
herꝛn? Befahret ihr euch/ daß ihr dadurch bei ihm in
verdacht kommen werdet? Ach! ich verſichere euch/ daß
er weder von mir/ noch von euch etwas boͤſes gedenken
kan. Und wan ihm von uns ſchon etwas zu ohren
kaͤhme; ſo wird er es doch nicht gleuben. Ich habe die-
ſen dingen ſchon vorgebauet. Ich kenne alle ſeine gedan-
ken. Ja ich weis ſein hertz.

Joſef ſuchte ſie mit gelindigkeit auf einen andern
weg zu bringen. Er ermahnte ſie von ihrem boͤſen vor-
nehmen abzuſtehen. Er erinnerte ſie ihrer pflicht und
ihrer treue/ die ſie ihrem Ehliebſten geſchwohren. Er
baht/ ſie moͤchte behertzigen/ in was vor erſchroͤkliche
ſuͤnde ſie beide ſich ſtuͤrtzten/ im fal er ihren begierden ge-
horchete. Er mahlte ihr die ſtrafe des Allerhoͤchſten/ die
darauf erfolgen wuͤrde/ aufs greulichſte vor. Er bilde-
te ihr das boͤſe gewiſſen/ das ſie hernach fort und fort
nagen wuͤrde/ zum allerabſcheulichſten ab. Ja er machte
ihr die hoͤlle ſo heis/ daß ſie anfing bitterlich zu weinen.
Und alſo ſchien ſie ſich zur reue zu lenken. Alſo ſchien
ſie leidweſen zu haben uͤber ihre ſuͤndige gedanken. Hier-

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[123/0147] drittes Buch. gieſſen. Was wil ſie dan mehr von mir haben? War- uͤm ſchreibet ſie mir dan eine ſolche grauſamkeit zu? Waruͤm bildet ſie ihr ein/ daß ich ſie/ indem ich ihr leben zu laben gedenke/ nur zu peinigen geſonnen? daß ich ſie nur daruͤm erhalten wolte/ damit ich ihre ſchmertzen er- hielte? Ach! ich bitte/ ſie entſchlage ſich ſolches arg- wahns. Sie ſchoͤpfe von mir andere gedanken. Sie befriedige ſich ſelbſt. Sie ſtille ihr unruhiges hertz. Ach! fing ihm Sefira das wort auf/ wie ſol ich mein hertz ſtillen? Womit ſol ichs befriedigen/ wan ihr es noch immer mehr und mehr verunruhiget? Ich ſelbſt kan es nicht tuhn. Es ſtehet allein in eurer macht. Wan ihr nur meinen willen volbringt/ ſo iſt mir gehol- fen. Tuht ihr das; ſo ſolt ihr uͤber mich und alles das meinige herſchen. Scheuet ihr etwan meinen Eh- herꝛn? Befahret ihr euch/ daß ihr dadurch bei ihm in verdacht kommen werdet? Ach! ich verſichere euch/ daß er weder von mir/ noch von euch etwas boͤſes gedenken kan. Und wan ihm von uns ſchon etwas zu ohren kaͤhme; ſo wird er es doch nicht gleuben. Ich habe die- ſen dingen ſchon vorgebauet. Ich kenne alle ſeine gedan- ken. Ja ich weis ſein hertz. Joſef ſuchte ſie mit gelindigkeit auf einen andern weg zu bringen. Er ermahnte ſie von ihrem boͤſen vor- nehmen abzuſtehen. Er erinnerte ſie ihrer pflicht und ihrer treue/ die ſie ihrem Ehliebſten geſchwohren. Er baht/ ſie moͤchte behertzigen/ in was vor erſchroͤkliche ſuͤnde ſie beide ſich ſtuͤrtzten/ im fal er ihren begierden ge- horchete. Er mahlte ihr die ſtrafe des Allerhoͤchſten/ die darauf erfolgen wuͤrde/ aufs greulichſte vor. Er bilde- te ihr das boͤſe gewiſſen/ das ſie hernach fort und fort nagen wuͤrde/ zum allerabſcheulichſten ab. Ja er machte ihr die hoͤlle ſo heis/ daß ſie anfing bitterlich zu weinen. Und alſo ſchien ſie ſich zur reue zu lenken. Alſo ſchien ſie leidweſen zu haben uͤber ihre ſuͤndige gedanken. Hier- uͤber

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/147>, abgerufen am 21.12.2024.