Zeller, Eduard: Über Bedeutung und Aufgabe der Erkenntniss-Theorie. Ein akademischer Vortrag. Heidelberg, 1862.hat. Wie wir von den Erscheinungen durch Schluss¬ hat. Wie wir von den Erscheinungen durch Schluss¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="26"/> hat. Wie wir von den Erscheinungen durch Schluss¬<lb/> folgerung zu den Ursachen aufsteigen, welche ihnen zu<lb/> Grunde liegen, so prüfen wir umgekehrt die Richtigkeit<lb/> unserer Vermuthungen über die Ursachen an den Er¬<lb/> scheinungen. Wir bestimmen durch Schlussfolgerung,<lb/> und wo es sein kann, durch Rechnung, was für Er¬<lb/> scheinungen sich unter Voraussetzung einer gewissen<lb/> Ansicht über das Wesen der Dinge und die wirkenden<lb/> Ursachen ergeben müssen; zeigt es sich dann, dass diese<lb/> Erscheinungen auch wirklich, nicht blos in vereinzelten<lb/> Fällen, sondern regelmässig, eintreten, so ist ebendamit<lb/> die Richtigkeit unserer Annahmen, zeigt sich das Gegen¬<lb/> theil, so ist die Notwendigkeit ihrer Berichtigung dar¬<lb/> gethan. Seine häufigste und fruchtbarste Anwendung<lb/> findet dieses Verfahren da, wo wir die Erscheinungen<lb/> unseren Voraussetzungen gemäss selbst hervorbringen,<lb/> wo wir, mit anderen Worten, die Hypothesen durch<lb/> Versuche controliren können; welche sicheren und durch¬<lb/> greifenden Ergebnisse sich aber auch da, wo diess nicht<lb/> der Fall ist, auf diesem Wege erreichen lassen, zeigt<lb/> das glänzende Beispiel der Astronomie, welche nur durch<lb/> dieses Verfahren zu ihrer jetzigen Vollendung gelangt<lb/> ist. Eröffnet sich daher auch von unserer Erkennitniss¬<lb/> theorie aus allerdings keine Aussicht auf jenes absolute<lb/> Wissen, welches mehrere von den nachkantischen Sy¬<lb/> stemen für sich in Anspruch nahmen, so lässt sie uns<lb/> doch hoffen, dass es einer ausdauernden und besonnenen<lb/> Forschung gelingen könne, uns in allmähligem Fortschritt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0030]
hat. Wie wir von den Erscheinungen durch Schluss¬
folgerung zu den Ursachen aufsteigen, welche ihnen zu
Grunde liegen, so prüfen wir umgekehrt die Richtigkeit
unserer Vermuthungen über die Ursachen an den Er¬
scheinungen. Wir bestimmen durch Schlussfolgerung,
und wo es sein kann, durch Rechnung, was für Er¬
scheinungen sich unter Voraussetzung einer gewissen
Ansicht über das Wesen der Dinge und die wirkenden
Ursachen ergeben müssen; zeigt es sich dann, dass diese
Erscheinungen auch wirklich, nicht blos in vereinzelten
Fällen, sondern regelmässig, eintreten, so ist ebendamit
die Richtigkeit unserer Annahmen, zeigt sich das Gegen¬
theil, so ist die Notwendigkeit ihrer Berichtigung dar¬
gethan. Seine häufigste und fruchtbarste Anwendung
findet dieses Verfahren da, wo wir die Erscheinungen
unseren Voraussetzungen gemäss selbst hervorbringen,
wo wir, mit anderen Worten, die Hypothesen durch
Versuche controliren können; welche sicheren und durch¬
greifenden Ergebnisse sich aber auch da, wo diess nicht
der Fall ist, auf diesem Wege erreichen lassen, zeigt
das glänzende Beispiel der Astronomie, welche nur durch
dieses Verfahren zu ihrer jetzigen Vollendung gelangt
ist. Eröffnet sich daher auch von unserer Erkennitniss¬
theorie aus allerdings keine Aussicht auf jenes absolute
Wissen, welches mehrere von den nachkantischen Sy¬
stemen für sich in Anspruch nahmen, so lässt sie uns
doch hoffen, dass es einer ausdauernden und besonnenen
Forschung gelingen könne, uns in allmähligem Fortschritt
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