Zeller, Eduard: Über Bedeutung und Aufgabe der Erkenntniss-Theorie. Ein akademischer Vortrag. Heidelberg, 1862.Gottheit wissenschaftlich zu reproduciren. Diess sind die Mag man aber auch der Grossartigkeit dieses Ver¬ Gottheit wissenschaftlich zu reproduciren. Diess sind die Mag man aber auch der Grossartigkeit dieses Ver¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0022" n="18"/> Gottheit wissenschaftlich zu reproduciren. Diess sind die<lb/> wesentlichsten von den Gedanken, welche Hegel bei<lb/> seinem Versuch einer dialektischen Construction des<lb/> Universums geleitet haben.</p><lb/> <p>Mag man aber auch der Grossartigkeit dieses Ver¬<lb/> suchs die höchste Bewunderung zollen, mag man das<lb/> Wahre und Berechtigte in demselben noch so bereitwillig<lb/> einräumen, von seiner vielfach befruchtenden Wirkung<lb/> noch so lebhaft überzeugt sein: das lässt sich bei vor¬<lb/> urtheilsfreier Prüfung nicht verkennen, dass er sein Ziel<lb/> nicht erreicht hat, und dass er es nicht erreichen konnte,<lb/> weil er die Bedingungen des menschlichen Erkennens<lb/> übersieht, weil er mit Einem Griffe von oben herab das<lb/> Ideal des Wissens erfassen will, dem wir uns in der<lb/> Wirklichkeit nur allmählig, durch die verwickeltste Arbeit,<lb/> von unten her nähern können. Ebenso klar ist jedoch<lb/> andererseits auch, dass das Hegel’sche System in allen<lb/> seinen wesentlichen Bestimmungen, und dass namentlich<lb/> auch Hegel’s dialektisch-constructive Methode nur das<lb/> natürliche Ergebniss der früheren philosophischen Ent¬<lb/> wicklung, nur die Vollendung jenes Idealismus ist, wel¬<lb/> cher aus Kant’s Kritik des Erkenntnissvermögens mit<lb/> vollkommener Folgerichtigkeit hervorgieng. Wenn daher<lb/> dieses System längere Zeit hindurch eine beherrschende<lb/> Stellung in der deutschen Philosophie einnahm, so wird<lb/> man diess vom geschichtlichen Standpunkt aus ganz in<lb/> der Ordnung finden müssen; und wenn es trotzdem für<lb/> die Dauer nicht genügen kann, so wird sich doch sein<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0022]
Gottheit wissenschaftlich zu reproduciren. Diess sind die
wesentlichsten von den Gedanken, welche Hegel bei
seinem Versuch einer dialektischen Construction des
Universums geleitet haben.
Mag man aber auch der Grossartigkeit dieses Ver¬
suchs die höchste Bewunderung zollen, mag man das
Wahre und Berechtigte in demselben noch so bereitwillig
einräumen, von seiner vielfach befruchtenden Wirkung
noch so lebhaft überzeugt sein: das lässt sich bei vor¬
urtheilsfreier Prüfung nicht verkennen, dass er sein Ziel
nicht erreicht hat, und dass er es nicht erreichen konnte,
weil er die Bedingungen des menschlichen Erkennens
übersieht, weil er mit Einem Griffe von oben herab das
Ideal des Wissens erfassen will, dem wir uns in der
Wirklichkeit nur allmählig, durch die verwickeltste Arbeit,
von unten her nähern können. Ebenso klar ist jedoch
andererseits auch, dass das Hegel’sche System in allen
seinen wesentlichen Bestimmungen, und dass namentlich
auch Hegel’s dialektisch-constructive Methode nur das
natürliche Ergebniss der früheren philosophischen Ent¬
wicklung, nur die Vollendung jenes Idealismus ist, wel¬
cher aus Kant’s Kritik des Erkenntnissvermögens mit
vollkommener Folgerichtigkeit hervorgieng. Wenn daher
dieses System längere Zeit hindurch eine beherrschende
Stellung in der deutschen Philosophie einnahm, so wird
man diess vom geschichtlichen Standpunkt aus ganz in
der Ordnung finden müssen; und wenn es trotzdem für
die Dauer nicht genügen kann, so wird sich doch sein
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