Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.Die 8. Frag/ des 4. Hundert. des Auffstands/ nicht zu tadlen. Dann durch zugrosses übersehen/ und Nachlaß/ man Ursach zu sündigen gibet/ so hernach oftmals über des Fürsten Kopf selbsten auslauffen kan. Also ist der König Ahas/ weil Er/ zu allen Bubenstucken der Underthanen/ durch die Finger gesehen/ von denselben selbsten underdruckt worden. König Philippus in Macedonien ist/ vom Pausania, umgebracht worden/ als Er die vom Attalo be- gangene Unkeuschheit nicht gerochen. Wegen Unstraffbarkeit der übelthaten seyn sovil Krieg/ bey den Römern/ entstanden; und der Lacedae- monier Gemeiner Stand ist deßwegen zu grunde gangen. Dann es liget dem Gemeinen Wesen daran/ daß die Schuldige gestrafft werden. Und daher hat der vortreffliche Jurist Mynsinger ge- sagt/ daß die Gesätz/ so wegen der Straffen ge- macht werden/ angenehm seyn: und M. Cato, daß man die Jenige Obrigkeiten/ so die übelthä- ter nicht straffen/ nicht allein nicht leyden/ sondern auch steinigen solle; Damit/ wegen der Straf- fen/ des Gemeinen Stands Wolfahrt nicht ge- schwächt würde. Es mueß ein Fürst dermal einist Rechenschafft geben/ wegen der/ durch seine Fahr- läßigkeit/ underdruckter Burger; im Buch der Weißheit/ am 6. v. 4. Dann Er trägt das Schwerd von Gott/ zu trost der Frommen/ und zum schrecken der Bösen. Dahero/ wann Er kan/ und die Bösen nicht straffet/ so schadet Er dem Ge- C v
Die 8. Frag/ des 4. Hundert. des Auffſtands/ nicht zu tadlen. Dann durch zugroſſes überſehen/ und Nachlaß/ man Urſach zu ſuͤndigen gibet/ ſo hernach oftmals uͤber des Fuͤrſten Kopf ſelbſten auslauffen kan. Alſo iſt der Koͤnig Ahas/ weil Er/ zu allen Bubenſtucken der Underthanen/ durch die Finger geſehen/ von denſelben ſelbſten underdruckt worden. Koͤnig Philippus in Macedonien iſt/ vom Pauſania, umgebracht worden/ als Er die vom Attalo be- gangene Unkeuſchheit nicht gerochen. Wegen Unſtraffbarkeit der übelthaten ſeyn ſovil Krieg/ bey den Roͤmern/ entſtanden; und der Lacedæ- monier Gemeiner Stand iſt deßwegen zu grunde gangen. Dann es liget dem Gemeinen Weſen daran/ daß die Schuldige geſtrafft werden. Und daher hat der vortreffliche Juriſt Mynſinger ge- ſagt/ daß die Geſaͤtz/ ſo wegen der Straffen ge- macht werden/ angenehm ſeyn: und M. Cato, daß man die Jenige Obrigkeiten/ ſo die übelthaͤ- ter nicht ſtraffen/ nicht allein nicht leyden/ ſondern auch ſteinigen ſolle; Damit/ wegen der Straf- fen/ des Gemeinen Stands Wolfahrt nicht ge- ſchwaͤcht wuͤrde. Es mueß ein Fuͤrſt dermal einiſt Rechenſchafft geben/ wegen der/ durch ſeine Fahr- laͤßigkeit/ underdruckter Burger; im Buch der Weißheit/ am 6. v. 4. Dann Er traͤgt das Schwerd von Gott/ zu troſt der Frommen/ und zum ſchrecken der Boͤſen. Dahero/ wann Er kan/ und die Boͤſen nicht ſtraffet/ ſo ſchadet Er dem Ge- C v
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Die 8. Frag/ des 4. Hundert.
des Auffſtands/ nicht zu tadlen. Dann durch zu
groſſes überſehen/ und Nachlaß/ man Urſach zu
ſuͤndigen gibet/ ſo hernach oftmals uͤber des
Fuͤrſten Kopf ſelbſten auslauffen kan. Alſo iſt
der Koͤnig Ahas/ weil Er/ zu allen Bubenſtucken
der Underthanen/ durch die Finger geſehen/ von
denſelben ſelbſten underdruckt worden. Koͤnig
Philippus in Macedonien iſt/ vom Pauſania,
umgebracht worden/ als Er die vom Attalo be-
gangene Unkeuſchheit nicht gerochen. Wegen
Unſtraffbarkeit der übelthaten ſeyn ſovil Krieg/
bey den Roͤmern/ entſtanden; und der Lacedæ-
monier Gemeiner Stand iſt deßwegen zu grunde
gangen. Dann es liget dem Gemeinen Weſen
daran/ daß die Schuldige geſtrafft werden. Und
daher hat der vortreffliche Juriſt Mynſinger ge-
ſagt/ daß die Geſaͤtz/ ſo wegen der Straffen ge-
macht werden/ angenehm ſeyn: und M. Cato,
daß man die Jenige Obrigkeiten/ ſo die übelthaͤ-
ter nicht ſtraffen/ nicht allein nicht leyden/ ſondern
auch ſteinigen ſolle; Damit/ wegen der Straf-
fen/ des Gemeinen Stands Wolfahrt nicht ge-
ſchwaͤcht wuͤrde. Es mueß ein Fuͤrſt dermal einiſt
Rechenſchafft geben/ wegen der/ durch ſeine Fahr-
laͤßigkeit/ underdruckter Burger; im Buch der
Weißheit/ am 6. v. 4. Dann Er traͤgt das
Schwerd von Gott/ zu troſt der Frommen/ und
zum ſchrecken der Boͤſen. Dahero/ wann Er kan/
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Zitationshilfe: | Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/65>, abgerufen am 16.02.2025. |