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Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.

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Die 47. Frag/ des 4. Hundert.
Vögeln/ die deutlich geredet haben/ handelt/
schreibet Er Bonifacius, als des Babst Leonis
des zehenden Papagey/ einsmals/ wider seine
Gewonheit/ scheinte still/ und nachdenckend zu
seyn/ habe der Bapst/ im Schertz/ zu Jhme ge-
sagt/ Papagey was denckestu? derselbe aber aus
dem Pfalm geantwortet: ich hab auff die alte
Zeit gedacht/ und die ewig werende Jahr in mei-
nem Gemüet gehabt. Darüber dann der Bapst
erschrocken seye/ erachtend/ daß der Teufel sein
Spiel dabey/ und ihn/ den Papagey/ umzubrin-
gen bevolhen habe. Ein ander Papagey/ so zu
Venedig/ von einem Patricio, gehalten wurde/
bekam einen Kälbern-Braten/ so die Köchin vom
Spießherab gezogen/ bey dem Feuer unachtsam
verwahrte/ und den Er/ als dieser Speise sehr be-
gierig/ mit seinem Schnabel zupicken anfienge.
Darzue aber die Köchin kommen/ und dem Pa-
pagey mit dem eisernen Löffel/ mit welchem Sie
die siedheiße Brühe aus dem Topf geschöpft/ al-
so geschlagen/ daß Er forthin kaal am Kopf ver-
bliben. Sein Herr/ der hievon nichts wuste/ ver-
meinte es weren Jhme die Federn durch eine
Sucht ausgefallen; biß einer mit einem Glatz-
kopf zum Herren kommen/ welchen als der Papa-
gey gesehen/ Er zu demselben gesagt/ hörstu/ gue-
ter Mann/ schmeckt dir der kälberne Braten
auch wol? Aus welchen Worten dann der Herr
gemuthmaßet/ was dem Vogel müeße begegnet

seyn/

Die 47. Frag/ des 4. Hundert.
Voͤgeln/ die deutlich geredet haben/ handelt/
ſchreibet Er Bonifacius, als des Babſt Leonis
des zehenden Papagey/ einsmals/ wider ſeine
Gewonheit/ ſcheinte ſtill/ und nachdenckend zu
ſeyn/ habe der Bapſt/ im Schertz/ zu Jhme ge-
ſagt/ Papagey was denckeſtu? derſelbe aber aus
dem Pfalm geantwortet: ich hab auff die alte
Zeit gedacht/ und die ewig werende Jahr in mei-
nem Gemuͤet gehabt. Daruͤber dann der Bapſt
erſchrocken ſeye/ erachtend/ daß der Teufel ſein
Spiel dabey/ und ihn/ den Papagey/ umzubrin-
gen bevolhen habe. Ein ander Papagey/ ſo zu
Venedig/ von einem Patricio, gehalten wurde/
bekam einen Kaͤlbern-Braten/ ſo die Koͤchin vom
Spießherab gezogen/ bey dem Feuer unachtſam
verwahrte/ und den Er/ als dieſer Speiſe ſehr be-
gierig/ mit ſeinem Schnabel zupicken anfienge.
Darzue aber die Koͤchin kommen/ und dem Pa-
pagey mit dem eiſernen Loͤffel/ mit welchem Sie
die ſiedheiße Bruͤhe aus dem Topf geſchoͤpft/ al-
ſo geſchlagen/ daß Er forthin kaal am Kopf ver-
bliben. Sein Herꝛ/ der hievon nichts wuſte/ ver-
meinte es weren Jhme die Federn durch eine
Sucht ausgefallen; biß einer mit einem Glatz-
kopf zum Herꝛen kommen/ welchen als der Papa-
gey geſehen/ Er zu demſelben geſagt/ hoͤrſtu/ gue-
ter Mann/ ſchmeckt dir der kaͤlberne Braten
auch wol? Aus welchen Worten dann der Herꝛ
gemuthmaßet/ was dem Vogel muͤeße begegnet

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[252/0276] Die 47. Frag/ des 4. Hundert. Voͤgeln/ die deutlich geredet haben/ handelt/ ſchreibet Er Bonifacius, als des Babſt Leonis des zehenden Papagey/ einsmals/ wider ſeine Gewonheit/ ſcheinte ſtill/ und nachdenckend zu ſeyn/ habe der Bapſt/ im Schertz/ zu Jhme ge- ſagt/ Papagey was denckeſtu? derſelbe aber aus dem Pfalm geantwortet: ich hab auff die alte Zeit gedacht/ und die ewig werende Jahr in mei- nem Gemuͤet gehabt. Daruͤber dann der Bapſt erſchrocken ſeye/ erachtend/ daß der Teufel ſein Spiel dabey/ und ihn/ den Papagey/ umzubrin- gen bevolhen habe. Ein ander Papagey/ ſo zu Venedig/ von einem Patricio, gehalten wurde/ bekam einen Kaͤlbern-Braten/ ſo die Koͤchin vom Spießherab gezogen/ bey dem Feuer unachtſam verwahrte/ und den Er/ als dieſer Speiſe ſehr be- gierig/ mit ſeinem Schnabel zupicken anfienge. Darzue aber die Koͤchin kommen/ und dem Pa- pagey mit dem eiſernen Loͤffel/ mit welchem Sie die ſiedheiße Bruͤhe aus dem Topf geſchoͤpft/ al- ſo geſchlagen/ daß Er forthin kaal am Kopf ver- bliben. Sein Herꝛ/ der hievon nichts wuſte/ ver- meinte es weren Jhme die Federn durch eine Sucht ausgefallen; biß einer mit einem Glatz- kopf zum Herꝛen kommen/ welchen als der Papa- gey geſehen/ Er zu demſelben geſagt/ hoͤrſtu/ gue- ter Mann/ ſchmeckt dir der kaͤlberne Braten auch wol? Aus welchen Worten dann der Herꝛ gemuthmaßet/ was dem Vogel muͤeße begegnet ſeyn/

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/276>, abgerufen am 24.11.2024.