Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.Die 26. Frag/ des 4. Hundert. So sollen Sie auch billich/ in der Nutzbarkeit/ vorden Weibern/ den Vorzug haben. 8. Der Un- terscheid des Geschlechts solle auch deßwegen ver- bleiben/ dieweil eines Geschlechts vortrefflichen Nahmen allein die Männer bewahren/ und fortpflanzen/ welches dann ohne Haab/ und Güetter/ nicht geschehen könne; und deßwegen oftmals einer vom Adel/ eine Unedle/ zur Ehe nemmen müeße. 9. Wann aber solcher Unter- scheid auff gehebt werde/ und die Weibs-Perso- nen zugleich mit den Manns-Personen erben/ so kommen die Altvätterliche Güetter/ mit den Weibern (deren gemeinlich mehr/ als der Män- ner/ in einem Geschlecht seyen)/ grösten Theils an fremde Geschlecht. 10. Jn den Fürstentü- mern sollen insonderheit die Zertheilungen nicht stat haben/ dieweil neue Herren gemeinlich auch neue Veränderungen/ in allerley Sachen/ mit sich bringen; welches dann geschehe/ wann die Fürstliche Töchtern an Frenide sich verheuraten/ und gleichwol einen Theil am Lande behalten: Dardurch dann die Underthanen mehr/ als ei- nen/ Herrn bekommen/ welches nicht allein den- selben zu wider seye; sondern auch allerley Un- ruhe/ und Ungelegenheit/ oftmals verursache. 11. Wann aber bey Hohen/ und Adelichen Ge- schlechten die Macht beysammen bleibe; so wer- de auch des Reichs Gewalt/ und Ansehen/ desto mehrers dar durch erhalten/ und gleichsam/ als mit
Die 26. Frag/ des 4. Hundert. So ſollen Sie auch billich/ in der Nutzbarkeit/ voꝛden Weibern/ den Vorzug haben. 8. Der Un- terſcheid des Geſchlechts ſolle auch deßwegen ver- bleiben/ dieweil eines Geſchlechts vortrefflichen Nahmen allein die Maͤnner bewahren/ und fortpflanzen/ welches dann ohne Haab/ und Guͤetter/ nicht geſchehen koͤnne; und deßwegen oftmals einer vom Adel/ eine Unedle/ zur Ehe nemmen muͤeße. 9. Wann aber ſolcher Unter- ſcheid auff gehebt werde/ und die Weibs-Perſo- nen zugleich mit den Manns-Perſonen erben/ ſo kommen die Altvaͤtterliche Guͤetter/ mit den Weibern (deren gemeinlich mehr/ als der Maͤn- ner/ in einem Geſchlecht ſeyen)/ groͤſten Theils an fremde Geſchlecht. 10. Jn den Fuͤrſtentuͤ- mern ſollen inſonderheit die Zertheilungen nicht ſtat haben/ dieweil neue Herren gemeinlich auch neue Veraͤnderungen/ in allerley Sachen/ mit ſich bringen; welches dann geſchehe/ wann die Fuͤrſtliche Toͤchtern an Frenide ſich verheuraten/ und gleichwol einen Theil am Lande behalten: Dardurch dann die Underthanen mehr/ als ei- nen/ Herrn bekommen/ welches nicht allein den- ſelben zu wider ſeye; ſondern auch allerley Un- ruhe/ und Ungelegenheit/ oftmals verurſache. 11. Wann aber bey Hohen/ und Adelichen Ge- ſchlechten die Macht beyſammen bleibe; ſo wer- de auch des Reichs Gewalt/ und Anſehen/ deſto mehrers dar durch erhalten/ und gleichſam/ als mit
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Die 26. Frag/ des 4. Hundert.
So ſollen Sie auch billich/ in der Nutzbarkeit/ voꝛ
den Weibern/ den Vorzug haben. 8. Der Un-
terſcheid des Geſchlechts ſolle auch deßwegen ver-
bleiben/ dieweil eines Geſchlechts vortrefflichen
Nahmen allein die Maͤnner bewahren/ und
fortpflanzen/ welches dann ohne Haab/ und
Guͤetter/ nicht geſchehen koͤnne; und deßwegen
oftmals einer vom Adel/ eine Unedle/ zur Ehe
nemmen muͤeße. 9. Wann aber ſolcher Unter-
ſcheid auff gehebt werde/ und die Weibs-Perſo-
nen zugleich mit den Manns-Perſonen erben/
ſo kommen die Altvaͤtterliche Guͤetter/ mit den
Weibern (deren gemeinlich mehr/ als der Maͤn-
ner/ in einem Geſchlecht ſeyen)/ groͤſten Theils
an fremde Geſchlecht. 10. Jn den Fuͤrſtentuͤ-
mern ſollen inſonderheit die Zertheilungen nicht
ſtat haben/ dieweil neue Herren gemeinlich auch
neue Veraͤnderungen/ in allerley Sachen/ mit
ſich bringen; welches dann geſchehe/ wann die
Fuͤrſtliche Toͤchtern an Frenide ſich verheuraten/
und gleichwol einen Theil am Lande behalten:
Dardurch dann die Underthanen mehr/ als ei-
nen/ Herrn bekommen/ welches nicht allein den-
ſelben zu wider ſeye; ſondern auch allerley Un-
ruhe/ und Ungelegenheit/ oftmals verurſache.
11. Wann aber bey Hohen/ und Adelichen Ge-
ſchlechten die Macht beyſammen bleibe; ſo wer-
de auch des Reichs Gewalt/ und Anſehen/ deſto
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Zitationshilfe: | Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/152>, abgerufen am 16.02.2025. |