Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660.

Bild:
<< vorherige Seite

Die 26. Frag/ des 4. Hundert.
nicht gemeinlich so schön/ als die Weiber/ so er-
setzen Sie doch den Abgang der Schönheit/ mit
größerm Ansehen; wiewol es auch an vilen schö-
nen Männern hin und wider nit ermangle. Was
sonsten von andern Weiblichen Gaben/ so Jh-
nen die Natur mittheilet/ vor gebracht werde/
so mißbrauchen derselben Sie sich mehrmals/
also, daß solche Jhnen mehrers zu Schaden/ und
Verachtung/ als zu Nutz/ und Lob/ geraichen.
An Leibeskräfften weichen Sie den Männern
weit. Daher auch/ wann Zwillinge geboren/ und
die Sach zweifelhaft/ so werde das Männlein/ als
das stärckere/ vor dem Weiblein/ geboren zu seyn
crachtet. Wann auch/ durch einen Unfall/ ein
Mann/ und ein Weib/ umkommen/ so halte man
darfür/ daß der Mann am längsten gelebt habe:
welches dann in Erbschaften wol zu bedencken.
Wann Mann/ und Weib/ zugleich in die Fol-
ter/ oder strenge Frag/ gerathen/ so solle das Weib
er stlich gepeiniget werden. Jn den Gemüets-Ga-
ben werden die Männer nicht weniger den Wei-
bern vorgezogen; sonderlich aber den Männern
die Beständigkeit in Treu/ und Glauben/ und der
Religion; den Weibern hergegen die Unbestän-
digkeit zugeschriben. Die Gerechtigkeit/ und
Weißheit seyen gleichsam der Männer aigen;
und was darwider ist/ den Weibern gleichsam
angeboren: gleich wie auch der Pracht/ Stoltz/
Ehrgeitz/ die Begirde zu herrschen/ und der glei-

chen

Die 26. Frag/ des 4. Hundert.
nicht gemeinlich ſo ſchoͤn/ als die Weiber/ ſo er-
ſetzen Sie doch den Abgang der Schoͤnheit/ mit
groͤßerm Anſehen; wiewol es auch an vilen ſchoͤ-
nen Maͤnnern hin und wider nit ermangle. Was
ſonſten von andern Weiblichen Gaben/ ſo Jh-
nen die Natur mittheilet/ vor gebracht werde/
ſo mißbrauchen derſelben Sie ſich mehrmals/
alſo, daß ſolche Jhnen mehrers zu Schaden/ und
Verachtung/ als zu Nutz/ und Lob/ geraichen.
An Leibeskraͤfften weichen Sie den Männern
weit. Daher auch/ wann Zwillinge geboren/ und
die Sach zweifelhaft/ ſo werde das Maͤñlein/ als
das ſtaͤrckere/ vor dem Weiblein/ geboren zu ſeyn
crachtet. Wann auch/ durch einen Unfall/ ein
Mann/ und ein Weib/ umkommen/ ſo halte man
darfuͤr/ daß der Mann am laͤngſten gelebt habe:
welches dann in Erbſchaften wol zu bedencken.
Wann Mann/ und Weib/ zugleich in die Fol-
ter/ oder ſtrenge Frag/ gerathen/ ſo ſolle das Weib
er ſtlich gepeiniget werden. Jn den Gemuͤets-Ga-
ben werden die Maͤnner nicht weniger den Wei-
bern vorgezogen; ſonderlich aber den Maͤnnern
die Beſtaͤndigkeit in Treu/ und Glauben/ und der
Religion; den Weibern hergegen die Unbeſtaͤn-
digkeit zugeſchriben. Die Gerechtigkeit/ und
Weißheit ſeyen gleichſam der Maͤnner aigen;
und was darwider iſt/ den Weibern gleichſam
angeboren: gleich wie auch der Pracht/ Stoltz/
Ehrgeitz/ die Begirde zu herꝛſchen/ und der glei-

chen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0150" n="126"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die 26. Frag/ des 4. Hundert.</hi></fw><lb/>
nicht gemeinlich &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n/ als die Weiber/ &#x017F;o er-<lb/>
&#x017F;etzen Sie doch den Abgang der Scho&#x0364;nheit/ mit<lb/>
gro&#x0364;ßerm An&#x017F;ehen; wiewol es auch an vilen &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
nen Ma&#x0364;nnern hin und wider nit ermangle. Was<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten von andern Weiblichen Gaben/ &#x017F;o Jh-<lb/>
nen die Natur mittheilet/ vor gebracht werde/<lb/>
&#x017F;o mißbrauchen der&#x017F;elben Sie &#x017F;ich mehrmals/<lb/>
al&#x017F;o, daß &#x017F;olche Jhnen mehrers zu Schaden/ und<lb/>
Verachtung/ als zu Nutz/ und Lob/ geraichen.<lb/>
An Leibeskra&#x0364;fften weichen Sie den Männern<lb/>
weit. Daher auch/ wann Zwillinge geboren/ und<lb/>
die Sach zweifelhaft/ &#x017F;o werde das Ma&#x0364;n&#x0303;lein/ als<lb/>
das &#x017F;ta&#x0364;rckere/ vor dem Weiblein/ geboren zu &#x017F;eyn<lb/>
crachtet. Wann auch/ durch einen Unfall/ ein<lb/>
Mann/ und ein Weib/ umkommen/ &#x017F;o halte man<lb/>
darfu&#x0364;r/ daß der Mann am la&#x0364;ng&#x017F;ten gelebt habe:<lb/>
welches dann in Erb&#x017F;chaften wol zu bedencken.<lb/>
Wann Mann/ und Weib/ zugleich in die Fol-<lb/>
ter/ oder &#x017F;trenge Frag/ gerathen/ &#x017F;o &#x017F;olle das Weib<lb/>
er &#x017F;tlich gepeiniget werden. Jn den Gemu&#x0364;ets-Ga-<lb/>
ben werden die Ma&#x0364;nner nicht weniger den Wei-<lb/>
bern vorgezogen; &#x017F;onderlich aber den Ma&#x0364;nnern<lb/>
die Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit in Treu/ und Glauben/ und der<lb/>
Religion; den Weibern hergegen die Unbe&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
digkeit zuge&#x017F;chriben. Die Gerechtigkeit/ und<lb/>
Weißheit &#x017F;eyen gleich&#x017F;am der Ma&#x0364;nner aigen;<lb/>
und was darwider i&#x017F;t/ den Weibern gleich&#x017F;am<lb/>
angeboren: gleich wie auch der Pracht/ Stoltz/<lb/>
Ehrgeitz/ die Begirde zu her&#xA75B;&#x017F;chen/ und der glei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">chen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0150] Die 26. Frag/ des 4. Hundert. nicht gemeinlich ſo ſchoͤn/ als die Weiber/ ſo er- ſetzen Sie doch den Abgang der Schoͤnheit/ mit groͤßerm Anſehen; wiewol es auch an vilen ſchoͤ- nen Maͤnnern hin und wider nit ermangle. Was ſonſten von andern Weiblichen Gaben/ ſo Jh- nen die Natur mittheilet/ vor gebracht werde/ ſo mißbrauchen derſelben Sie ſich mehrmals/ alſo, daß ſolche Jhnen mehrers zu Schaden/ und Verachtung/ als zu Nutz/ und Lob/ geraichen. An Leibeskraͤfften weichen Sie den Männern weit. Daher auch/ wann Zwillinge geboren/ und die Sach zweifelhaft/ ſo werde das Maͤñlein/ als das ſtaͤrckere/ vor dem Weiblein/ geboren zu ſeyn crachtet. Wann auch/ durch einen Unfall/ ein Mann/ und ein Weib/ umkommen/ ſo halte man darfuͤr/ daß der Mann am laͤngſten gelebt habe: welches dann in Erbſchaften wol zu bedencken. Wann Mann/ und Weib/ zugleich in die Fol- ter/ oder ſtrenge Frag/ gerathen/ ſo ſolle das Weib er ſtlich gepeiniget werden. Jn den Gemuͤets-Ga- ben werden die Maͤnner nicht weniger den Wei- bern vorgezogen; ſonderlich aber den Maͤnnern die Beſtaͤndigkeit in Treu/ und Glauben/ und der Religion; den Weibern hergegen die Unbeſtaͤn- digkeit zugeſchriben. Die Gerechtigkeit/ und Weißheit ſeyen gleichſam der Maͤnner aigen; und was darwider iſt/ den Weibern gleichſam angeboren: gleich wie auch der Pracht/ Stoltz/ Ehrgeitz/ die Begirde zu herꝛſchen/ und der glei- chen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/150
Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria IV. Variarvm Quæstionvm. Bd. 4. Ulm, 1660, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria04_1660/150>, abgerufen am 22.11.2024.