Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Die I. Frag.
weilen im 3. und 4. Jahr geschihet/ was gelihen
worden/ allein von Fremden/ nicht aber von ihren
Brüedern/ oder den Jsraeliten wider fordern/ son-
dern denselben alle Schuld erlassen sollen. Dieser
Befelch wird nicht von Allen gleich ausgelegt.
Dann Etliche in der Meinung seyn/ daß man/
vor dem einfallenden sibenden Jahr/ die Schulden
von den Brüedern wol habe einfordern können;
aber/ in dem sibenden Jahr selbsten/ seye alles/
was man schuldig/ den Brüedern schlechter Ding
zuerlassen gewesen. Dann die Wort dieses Gesä-
tzes seyen klar/ und thetten keine Auslegung leiden:
auch deßwegen/ dieweil Gott der HErr allein den
Glaubens genossen die Schuld/ und nicht den
Fremdlingen geschenckt haben wollen; wie auch
S. Paulus zun Galatern am 6. v. 10. sagt: Als
wir nu Zeit haben/ so lasset Uns Gutes thun an
Jederman/ allermeist aber an des Glaubens ge-
nossen. Und 3. weilen Gott/ wegen Schenckung der
Schuld/ so grosse Vergeltung/ in dem 4. 6. 10.
Vers/ verspricht.

Andere aber wollen/ daß in dem sibenden Jahr
man einen Schuldner nicht habe anfordern kön-
nen; dieweilen/ wie oben erwehnet/ die Aecker/ in
demselben/ nicht angebauet wurden/ und daher
die Armen nicht hatten/ davon sie ihre Glaubiger
bezahlen möchten; her gegen ein Fremder/ oder
Heyd/ so außer des Jüdischen Landes gewohnt/
wann er in solchem Jahr seine Aecker angebauet/

seine

Die I. Frag.
weilen im 3. und 4. Jahr geſchihet/ was gelihen
worden/ allein von Fremden/ nicht aber von ihren
Bruͤedern/ oder den Jſraeliten wider fordern/ ſon-
dern denſelben alle Schuld erlaſſen ſollen. Dieſer
Befelch wird nicht von Allen gleich ausgelegt.
Dann Etliche in der Meinung ſeyn/ daß man/
vor dem einfallenden ſibenden Jahr/ die Schulden
von den Bruͤedern wol habe einfordern koͤnnen;
aber/ in dem ſibenden Jahr ſelbſten/ ſeye alles/
was man ſchuldig/ den Bruͤedern ſchlechter Ding
zuerlaſſen geweſen. Dann die Wort dieſes Geſaͤ-
tzes ſeyen klar/ und thetten keine Auslegung leiden:
auch deßwegen/ dieweil Gott der HErr allein den
Glaubens genoſſen die Schuld/ und nicht den
Fremdlingen geſchenckt haben wollen; wie auch
S. Paulus zun Galatern am 6. v. 10. ſagt: Als
wir nu Zeit haben/ ſo laſſet Uns Gutes thun an
Jederman/ allermeiſt aber an des Glaubens ge-
noſſen. Und 3. weilen Gott/ wegen Schenckung der
Schuld/ ſo groſſe Vergeltung/ in dem 4. 6. 10.
Vers/ verſpricht.

Andere aber wollen/ daß in dem ſibenden Jahr
man einen Schuldner nicht habe anfordern koͤn-
nen; dieweilen/ wie oben erwehnet/ die Aecker/ in
demſelben/ nicht angebauet wurden/ und daher
die Armen nicht hatten/ davon ſie ihre Glaubiger
bezahlen moͤchten; her gegen ein Fremder/ oder
Heyd/ ſo außer des Juͤdiſchen Landes gewohnt/
wann er in ſolchem Jahr ſeine Aecker angebauet/

ſeine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0026" n="2"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">I.</hi> Frag.</hi></fw><lb/>
weilen im 3. und 4. Jahr ge&#x017F;chihet/ was gelihen<lb/>
worden/ allein von Fremden/ nicht aber von ihren<lb/>
Bru&#x0364;edern/ oder den J&#x017F;raeliten wider fordern/ &#x017F;on-<lb/>
dern den&#x017F;elben alle Schuld erla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen. Die&#x017F;er<lb/>
Befelch wird nicht von Allen gleich ausgelegt.<lb/>
Dann Etliche in der Meinung &#x017F;eyn/ daß man/<lb/>
vor dem einfallenden &#x017F;ibenden Jahr/ die Schulden<lb/>
von den Bru&#x0364;edern wol habe einfordern ko&#x0364;nnen;<lb/>
aber/ in dem &#x017F;ibenden Jahr &#x017F;elb&#x017F;ten/ &#x017F;eye alles/<lb/>
was man &#x017F;chuldig/ den Bru&#x0364;edern &#x017F;chlechter Ding<lb/>
zuerla&#x017F;&#x017F;en gewe&#x017F;en. Dann die Wort die&#x017F;es Ge&#x017F;a&#x0364;-<lb/>
tzes &#x017F;eyen klar/ und thetten keine Auslegung leiden:<lb/>
auch deßwegen/ dieweil Gott der HErr allein den<lb/>
Glaubens geno&#x017F;&#x017F;en die Schuld/ und nicht den<lb/>
Fremdlingen ge&#x017F;chenckt haben wollen; wie auch<lb/>
S. Paulus zun Galatern am 6. v. 10. &#x017F;agt: Als<lb/>
wir nu Zeit haben/ &#x017F;o la&#x017F;&#x017F;et Uns Gutes thun an<lb/>
Jederman/ allermei&#x017F;t aber an des Glaubens ge-<lb/>
no&#x017F;&#x017F;en. Und 3. weilen Gott/ wegen Schenckung der<lb/>
Schuld/ &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Vergeltung/ in dem 4. 6. 10.<lb/>
Vers/ ver&#x017F;pricht.</p><lb/>
          <p>Andere aber wollen/ daß in dem &#x017F;ibenden Jahr<lb/>
man einen Schuldner nicht habe anfordern ko&#x0364;n-<lb/>
nen; dieweilen/ wie oben erwehnet/ die Aecker/ in<lb/>
dem&#x017F;elben/ nicht angebauet wurden/ und daher<lb/>
die Armen nicht hatten/ davon &#x017F;ie ihre Glaubiger<lb/>
bezahlen mo&#x0364;chten; her gegen ein Fremder/ oder<lb/>
Heyd/ &#x017F;o außer des Ju&#x0364;di&#x017F;chen Landes gewohnt/<lb/>
wann er in &#x017F;olchem Jahr &#x017F;eine Aecker angebauet/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;eine</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[2/0026] Die I. Frag. weilen im 3. und 4. Jahr geſchihet/ was gelihen worden/ allein von Fremden/ nicht aber von ihren Bruͤedern/ oder den Jſraeliten wider fordern/ ſon- dern denſelben alle Schuld erlaſſen ſollen. Dieſer Befelch wird nicht von Allen gleich ausgelegt. Dann Etliche in der Meinung ſeyn/ daß man/ vor dem einfallenden ſibenden Jahr/ die Schulden von den Bruͤedern wol habe einfordern koͤnnen; aber/ in dem ſibenden Jahr ſelbſten/ ſeye alles/ was man ſchuldig/ den Bruͤedern ſchlechter Ding zuerlaſſen geweſen. Dann die Wort dieſes Geſaͤ- tzes ſeyen klar/ und thetten keine Auslegung leiden: auch deßwegen/ dieweil Gott der HErr allein den Glaubens genoſſen die Schuld/ und nicht den Fremdlingen geſchenckt haben wollen; wie auch S. Paulus zun Galatern am 6. v. 10. ſagt: Als wir nu Zeit haben/ ſo laſſet Uns Gutes thun an Jederman/ allermeiſt aber an des Glaubens ge- noſſen. Und 3. weilen Gott/ wegen Schenckung der Schuld/ ſo groſſe Vergeltung/ in dem 4. 6. 10. Vers/ verſpricht. Andere aber wollen/ daß in dem ſibenden Jahr man einen Schuldner nicht habe anfordern koͤn- nen; dieweilen/ wie oben erwehnet/ die Aecker/ in demſelben/ nicht angebauet wurden/ und daher die Armen nicht hatten/ davon ſie ihre Glaubiger bezahlen moͤchten; her gegen ein Fremder/ oder Heyd/ ſo außer des Juͤdiſchen Landes gewohnt/ wann er in ſolchem Jahr ſeine Aecker angebauet/ ſeine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/26
Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/26>, abgerufen am 26.12.2024.