Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659.

Bild:
<< vorherige Seite

Die 29. Frag/ des 3. Hundert.
solle dieses Recht noch bey den Türcken in übung
seyn. Ob es aber wider allenthalben einzuführen/
davon disputiren die Gelehrten. Das selbiges/ so
vil die Schärffe anbelangt/ in abgang kommen/
thun Camerarius in hor. subcisiv. und andere mehr/
beym Crügero in Horto Virtutum, qu. 80. erwei-
sen. So hat auch Ciceroni daßelbe nicht gefallen/
und Aristoteles es in solcher Mainung/ wie es die
Pythagoraei haben wolten/ nicht gebillichet/ weiln
solches scharffe Recht/ weder in der distributiva,
noch commutativa justitia, platz finde. Dann in
der distributiva, oder Außtheilungs-Gerechtig-
keit/ sihet man auff die Umstände der Personen.
Wann Einer einen Burgermeister/ wie einen
Knecht/ tractiren/ und schlagen wolte/ so wurde ge-
wiß die Bestraffung nicht gleich seyn. Wann Ei-
ner einem gemeinen Soldaten eine Maultaschen
versetzte/ und von demselben wider eine bekommen
thette/ so were es vergolten: Aber der Obriste/
wann Er von einem solchen ein Maultaschen be-
käme/ wurde damit/ daß Er dem Soldaten wider
eine gebe/ gewiß nicht vergnügt seyn. So habe
auch solches Recht in der Commutativa nicht stat/
dieweil nicht allezeit gleiche Sachen gegen einan-
der ausgewechselt werden. Sihe den besagten
Crügerum, item Sagittarium exercit. Eth. exot. 14.
th. 7. p
.
360. da Er sagt/ daß dises Vergeltungs-
Recht beßer zu der distributiva, als commuta-
tiva
,
zu ziehen/ zwar nicht aplas, und schlechter

Dings;

Die 29. Frag/ des 3. Hundert.
ſolle dieſes Recht noch bey den Tuͤrcken in uͤbung
ſeyn. Ob es aber wider allenthalben einzufuͤhren/
davon diſputiren die Gelehrten. Das ſelbiges/ ſo
vil die Schaͤrffe anbelangt/ in abgang kommen/
thun Camerarius in hor. ſubciſiv. und andere mehr/
beym Crügero in Horto Virtutum, qu. 80. erwei-
ſen. So hat auch Ciceroni daßelbe nicht gefallen/
und Ariſtoteles es in ſolcher Mainung/ wie es die
Pythagoræi haben wolten/ nicht gebillichet/ weiln
ſolches ſcharffe Recht/ weder in der diſtributiva,
noch commutativa justitia, platz finde. Dann in
der distributiva, oder Außtheilungs-Gerechtig-
keit/ ſihet man auff die Umſtaͤnde der Perſonen.
Wann Einer einen Burgermeiſter/ wie einen
Knecht/ tractiren/ und ſchlagen wolte/ ſo wurde ge-
wiß die Beſtraffung nicht gleich ſeyn. Wann Ei-
ner einem gemeinen Soldaten eine Maultaſchen
verſetzte/ und von demſelben wider eine bekommen
thette/ ſo were es vergolten: Aber der Obriſte/
wann Er von einem ſolchen ein Maultaſchen be-
kaͤme/ wurde damit/ daß Er dem Soldaten wider
eine gebe/ gewiß nicht vergnuͤgt ſeyn. So habe
auch ſolches Recht in der Commutativa nicht ſtat/
dieweil nicht allezeit gleiche Sachen gegen einan-
der ausgewechſelt werden. Sihe den beſagten
Crügerum, item Sagittarium exercit. Eth. exot. 14.
th. 7. p
.
360. da Er ſagt/ daß diſes Vergeltungs-
Recht beßer zu der distributiva, als commuta-
tiva
,
zu ziehen/ zwar nicht ἁπλᾶς, und ſchlechter

Dings;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0160" n="136"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die 29. Frag/ des 3. Hundert.</hi></fw><lb/>
&#x017F;olle die&#x017F;es Recht noch bey den Tu&#x0364;rcken in u&#x0364;bung<lb/>
&#x017F;eyn. Ob es aber wider allenthalben einzufu&#x0364;hren/<lb/>
davon <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">di&#x017F;puti</hi></hi>ren die Gelehrten. Das &#x017F;elbiges/ &#x017F;o<lb/>
vil die Scha&#x0364;rffe anbelangt/ in abgang kommen/<lb/>
thun <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Camerarius in hor. &#x017F;ubci&#x017F;iv</hi>.</hi> und andere mehr/<lb/>
beym <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Crügero in Horto Virtutum, qu</hi>.</hi> 80. erwei-<lb/>
&#x017F;en. So hat auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ciceroni</hi></hi> daßelbe nicht gefallen/<lb/>
und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ari&#x017F;toteles</hi></hi> es in &#x017F;olcher Mainung/ wie es die<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pythagoræi</hi></hi> haben wolten/ nicht gebillichet/ weiln<lb/>
&#x017F;olches &#x017F;charffe Recht/ weder in der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">di&#x017F;tributiva</hi>,</hi><lb/>
noch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">commutativa justitia</hi>,</hi> platz finde. Dann in<lb/>
der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">distributiva</hi>,</hi> oder Außtheilungs-Gerechtig-<lb/>
keit/ &#x017F;ihet man auff die Um&#x017F;ta&#x0364;nde der Per&#x017F;onen.<lb/>
Wann Einer einen Burgermei&#x017F;ter/ wie einen<lb/>
Knecht/ tractiren/ und &#x017F;chlagen wolte/ &#x017F;o wurde ge-<lb/>
wiß die Be&#x017F;traffung nicht gleich &#x017F;eyn. Wann Ei-<lb/>
ner einem gemeinen Soldaten eine Maulta&#x017F;chen<lb/>
ver&#x017F;etzte/ und von dem&#x017F;elben wider eine bekommen<lb/>
thette/ &#x017F;o were es vergolten: Aber der Obri&#x017F;te/<lb/>
wann Er von einem &#x017F;olchen ein Maulta&#x017F;chen be-<lb/>
ka&#x0364;me/ wurde damit/ daß Er dem Soldaten wider<lb/>
eine gebe/ gewiß nicht vergnu&#x0364;gt &#x017F;eyn. So habe<lb/>
auch &#x017F;olches Recht in der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Commutativa</hi></hi> nicht &#x017F;tat/<lb/>
dieweil nicht allezeit gleiche Sachen gegen einan-<lb/>
der ausgewech&#x017F;elt werden. Sihe den be&#x017F;agten<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Crügerum</hi>,</hi> item <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sagittarium exercit. Eth. exot. 14.<lb/>
th. 7. p</hi>.</hi> 360. da Er &#x017F;agt/ daß di&#x017F;es Vergeltungs-<lb/>
Recht beßer zu der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">distributiva</hi>,</hi> als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">commuta-<lb/>
tiva</hi>,</hi> zu ziehen/ zwar nicht &#x1F01;&#x03C0;&#x03BB;&#x1FB6;&#x03C2;, und &#x017F;chlechter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Dings;</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[136/0160] Die 29. Frag/ des 3. Hundert. ſolle dieſes Recht noch bey den Tuͤrcken in uͤbung ſeyn. Ob es aber wider allenthalben einzufuͤhren/ davon diſputiren die Gelehrten. Das ſelbiges/ ſo vil die Schaͤrffe anbelangt/ in abgang kommen/ thun Camerarius in hor. ſubciſiv. und andere mehr/ beym Crügero in Horto Virtutum, qu. 80. erwei- ſen. So hat auch Ciceroni daßelbe nicht gefallen/ und Ariſtoteles es in ſolcher Mainung/ wie es die Pythagoræi haben wolten/ nicht gebillichet/ weiln ſolches ſcharffe Recht/ weder in der diſtributiva, noch commutativa justitia, platz finde. Dann in der distributiva, oder Außtheilungs-Gerechtig- keit/ ſihet man auff die Umſtaͤnde der Perſonen. Wann Einer einen Burgermeiſter/ wie einen Knecht/ tractiren/ und ſchlagen wolte/ ſo wurde ge- wiß die Beſtraffung nicht gleich ſeyn. Wann Ei- ner einem gemeinen Soldaten eine Maultaſchen verſetzte/ und von demſelben wider eine bekommen thette/ ſo were es vergolten: Aber der Obriſte/ wann Er von einem ſolchen ein Maultaſchen be- kaͤme/ wurde damit/ daß Er dem Soldaten wider eine gebe/ gewiß nicht vergnuͤgt ſeyn. So habe auch ſolches Recht in der Commutativa nicht ſtat/ dieweil nicht allezeit gleiche Sachen gegen einan- der ausgewechſelt werden. Sihe den beſagten Crügerum, item Sagittarium exercit. Eth. exot. 14. th. 7. p. 360. da Er ſagt/ daß diſes Vergeltungs- Recht beßer zu der distributiva, als commuta- tiva, zu ziehen/ zwar nicht ἁπλᾶς, und ſchlechter Dings;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/160
Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/160>, abgerufen am 24.11.2024.