Gregorius Rolbagius, in certamine masculofoemi- neo, part. 2. cap. 34. n. 36. & 37. sagt: Quae (ver- ba) si non proficiunt, demum etiam modicam ca- stigationem, quae modo ab ingenuis hominibus alie- na non sit, nec flagellis, aut fustibus, nisi forte propter talem aliquam causam, quae ad matrimonii solu- tionem sufficiat, fiat, D D. nostri permittunt, &c. Jener blinder Bettler zu Treviso, so/ wie Boni- facius in hist. ludicra, lib. 2. c. 37. p. 55. a. bezeu- get/ noch seiner Zeit/ und also neulich gelebt/ hat es zu grob gemacht/ in dem Er seinem Eheweib/ so Jhme die Blindheit vor geworffen/ als sie ge- schlaffen/ die Augen/ mit Spän-Nadeln/ oder Glufen/ durchstochen hat. Wann aber/ in stehen- der Ehe/ ein Ehegemächt vom Aussatz/ hinfallen- der Seuch/ Wahnsinnigkeit/ und andern derglei- chen unheilsamen Kranckheiten/ ergriffen wird/ so mögen Sie sich nicht von einander trennen/ son- dern sollen solches Creutz/ als von GOtt auffer- legt/ gedultig tragen. Jedoch soll das Gesunde nicht gezwungen werden/ immerzu bey dem Aus- sätzigen zu wohnen; aber wol demselben seinen Unterhalt/ nach möglichkeit/ zu verschaffen; auch Jhme nicht gäntzlich die Eheliche Beywohnung/ wann Er sich nicht enthalten kan/ zu versagen; wiewol sie zu ermahnen/ beederseits sich der Keusch- heit/ so vil möglich/ zu befleißigen/ und Gott umb Geduld zu bitten/ damit vil Unheil vermitten blei- ben möge. Wann aber Jemand/ vor bestättigter
Ehe/
Die XV. Frag.
Gregorius Rolbagius, in certamine maſculofœmi- neo, part. 2. cap. 34. n. 36. & 37. ſagt: Quæ (ver- ba) ſi non proficiunt, demùm etiam modicam ca- ſtigationem, quæ modò ab ingenuis hominibus alie- na non ſit, nec flagellis, aut fuſtibus, niſi forte propter talem aliquam cauſam, quæ ad matrimonii ſolu- tionem ſufficiat, fiat, D D. noſtri permittunt, &c. Jener blinder Bettler zu Treviſo, ſo/ wie Boni- facius in hiſt. ludicra, lib. 2. c. 37. p. 55. a. bezeu- get/ noch ſeiner Zeit/ und alſo neulich gelebt/ hat es zu grob gemacht/ in dem Er ſeinem Eheweib/ ſo Jhme die Blindheit vor geworffen/ als ſie ge- ſchlaffen/ die Augen/ mit Spaͤn-Nadeln/ oder Glufen/ durchſtochen hat. Wann aber/ in ſtehen- der Ehe/ ein Ehegemaͤcht vom Auſſatz/ hinfallen- der Seuch/ Wahnſinnigkeit/ und andern derglei- chen unheilſamen Kranckheiten/ ergriffen wird/ ſo moͤgen Sie ſich nicht von einander trennen/ ſon- dern ſollen ſolches Creutz/ als von GOtt auffer- legt/ gedultig tragen. Jedoch ſoll das Geſunde nicht gezwungen werden/ immerzu bey dem Auſ- ſaͤtzigen zu wohnen; aber wol demſelben ſeinen Unterhalt/ nach moͤglichkeit/ zu verſchaffen; auch Jhme nicht gaͤntzlich die Eheliche Beywohnung/ wann Er ſich nicht enthalten kan/ zu verſagen; wiewol ſie zu ermahnen/ beederſeits ſich der Keuſch- heit/ ſo vil moͤglich/ zu befleißigen/ und Gott umb Geduld zu bitten/ damit vil Unheil vermitten blei- ben moͤge. Wann aber Jemand/ vor beſtaͤttigter
Ehe/
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Die XV. Frag.
Gregorius Rolbagius, in certamine maſculofœmi-
neo, part. 2. cap. 34. n. 36. & 37. ſagt: Quæ (ver-
ba) ſi non proficiunt, demùm etiam modicam ca-
ſtigationem, quæ modò ab ingenuis hominibus alie-
na non ſit, nec flagellis, aut fuſtibus, niſi forte propter
talem aliquam cauſam, quæ ad matrimonii ſolu-
tionem ſufficiat, fiat, D D. noſtri permittunt, &c.
Jener blinder Bettler zu Treviſo, ſo/ wie Boni-
facius in hiſt. ludicra, lib. 2. c. 37. p. 55. a. bezeu-
get/ noch ſeiner Zeit/ und alſo neulich gelebt/ hat es
zu grob gemacht/ in dem Er ſeinem Eheweib/ ſo
Jhme die Blindheit vor geworffen/ als ſie ge-
ſchlaffen/ die Augen/ mit Spaͤn-Nadeln/ oder
Glufen/ durchſtochen hat. Wann aber/ in ſtehen-
der Ehe/ ein Ehegemaͤcht vom Auſſatz/ hinfallen-
der Seuch/ Wahnſinnigkeit/ und andern derglei-
chen unheilſamen Kranckheiten/ ergriffen wird/
ſo moͤgen Sie ſich nicht von einander trennen/ ſon-
dern ſollen ſolches Creutz/ als von GOtt auffer-
legt/ gedultig tragen. Jedoch ſoll das Geſunde
nicht gezwungen werden/ immerzu bey dem Auſ-
ſaͤtzigen zu wohnen; aber wol demſelben ſeinen
Unterhalt/ nach moͤglichkeit/ zu verſchaffen; auch
Jhme nicht gaͤntzlich die Eheliche Beywohnung/
wann Er ſich nicht enthalten kan/ zu verſagen;
wiewol ſie zu ermahnen/ beederſeits ſich der Keuſch-
heit/ ſo vil moͤglich/ zu befleißigen/ und Gott umb
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Zeiller, Martin: Centvria III. Variarvm Quæstionvm. Bd. 3. Ulm, 1659, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria03_1659/102>, abgerufen am 24.11.2024.
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