Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.Die XVII. Frag. Ob alle Lugen/ ohne Unterschied/ in H. Schrifft/ verboten/ und deswegen Sünde seyen? DEr H. Hieronymus hat/ vor dig/
Die XVII. Frag. Ob alle Lugen/ ohne Unterſchied/ in H. Schrifft/ verboten/ und deswegen Suͤnde ſeyen? DEr H. Hieronymus hat/ vor dig/
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Die XVII. Frag.
Ob alle Lugen/ ohne Unterſchied/
in H. Schrifft/ verboten/ und deswegen
Suͤnde ſeyen?
DEr H. Hieronymus hat/ vor
Zeiten/ beſtritten/ es ſeye bisweilen er-
laubt/ zu Nutz deß Naͤchſten/ zu luͤgen/
Commentar. in verſ. 14. cap 2. epiſt. ad Galatas.
Und hat es das Anſehen/ daß Hieronymus
hierinn des Origenis Meinung habe nachfol-
gen wollen/ welcher auch einem weiſen/ und ehrli-
chen Mann ein Lugen zugelaſſen/ wann es nur de-
nen nutzlich/ derenwegen ſolche geſchehen thaͤte.
Aber Auguſtinus hat dem Hieronymo widerſpro-
chen/ und ſeine Meinung/ in den Briefen/ die er
an ihn geſchrieben/ widerlegt. Und eben dieſem H.
Auguſtino wird auch zugeſchrieben die Abthei-
lung der Lugen/ da eine ein kurtzweilige/ die ander
ein dienſtliche/ und die dritte ein ſchaͤdliche/ genant
wird; und deren ſich die Schul-Lehrer gebrau-
chen/ als Lombardus lib. 3. diſt. 38. l. A. Von der
Dritten Artiſtkein Streit. Dann niemand iſt/
der laͤugnen ſolte/ daß ein ſchaͤdliche Lugen nicht
ſolte Suͤnde ſeyn wider das achte Gebot. Daß
aber etwas ein rechte Lugen koͤnne genennet wer-
den/ wird erfordert 1. daß es falſch genant wer-
de. 2. daß es auß zweyfachem Hertzen geſchehe/ das
iſt/ aͤuſſerlich anderſt geredt/ und anderſt inwen-
dig/
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