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Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.

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Die XI. Frag.
unter gehen; und daß/ am Jüngsten Tag/ die Lei-
ber/ und Seelen der Frommen zwar wider werden
aufferwecket; aber der gottlosen Cörper/ und Seel/
nicht wider herfürkommen/ sondern gäntzlich ver-
loren seyn; und daher auch die Gottlosen keine
Qual in Ewigkeit auszustehen haben werden;
wie ihre Meinung Franzius, disp. 14. ex Deuteron.
th.
54. erzehlet/ und sie billich fahren lässet; des
Mosis Exempel aber/ den Sterbenden/ zum
Trost vorgestellet.

Was den andern Puncten anbelangt/ so ist/
nach dem Fall unserer ersten Eltern/ der Tod al-
len Menschen/ von Gott/ wegen der Sünde/ auff-
gesetzt. Jn welchem Stand aber/ auf welche Weise/
an welchem Ort/ und zu welcher Zeit/ ein jeder ster-
ben werde? Davon hat man zweyerley Betrach-
tung/ ein einzele/ und ein allgemeine. Die einzele
betrifft etliche sonderbare Fäll/ deren Ursachen
uns verborgen seyn: die allgemeine Betrachtung
betreffend/ gibt sich/ am allerersten/ dabey an/ Got-
tes des HErrn Vorwissen/ in dessen Ansehung/
das Lebens-Ende einem jeden Menschen gewiß/
und GOtt unzweifelich bekand ist/ als deme alles
Zukünfftige allezeit gegenwärtig ist. Es ist aber
solche Vorwissenheit GOttes nicht eine gäntzliche
Ursach; sondern eine Wissenschafft/ die auff an-
dere Ursach gerichtet ist. Und dieselbe schauet Gott/
in Betrachtung der Gottsel- und Gottlosigkeit/
also an/ daß er deswegen einem jeden seines Lebens

Ziel

Die XI. Frag.
unter gehen; und daß/ am Juͤngſten Tag/ die Lei-
ber/ und Seelen der Frommen zwar wider werden
aufferwecket; aber der gottloſen Coͤrper/ und Seel/
nicht wider herfuͤrkommen/ ſondern gaͤntzlich ver-
loren ſeyn; und daher auch die Gottloſen keine
Qual in Ewigkeit auszuſtehen haben werden;
wie ihre Meinung Franzius, diſp. 14. ex Deuteron.
th.
54. erzehlet/ und ſie billich fahren laͤſſet; des
Moſis Exempel aber/ den Sterbenden/ zum
Troſt vorgeſtellet.

Was den andern Puncten anbelangt/ ſo iſt/
nach dem Fall unſerer erſten Eltern/ der Tod al-
len Menſchen/ von Gott/ wegen der Suͤnde/ auff-
geſetzt. Jn welchem Stand aber/ auf welche Weiſe/
an welchem Ort/ und zu welcher Zeit/ ein jeder ſter-
ben werde? Davon hat man zweyerley Betrach-
tung/ ein einzele/ und ein allgemeine. Die einzele
betrifft etliche ſonderbare Faͤll/ deren Urſachen
uns verborgen ſeyn: die allgemeine Betrachtung
betreffend/ gibt ſich/ am allererſten/ dabey an/ Got-
tes des HErrn Vorwiſſen/ in deſſen Anſehung/
das Lebens-Ende einem jeden Menſchen gewiß/
und GOtt unzweifelich bekand iſt/ als deme alles
Zukuͤnfftige allezeit gegenwaͤrtig iſt. Es iſt aber
ſolche Vorwiſſenheit GOttes nicht eine gaͤntzliche
Urſach; ſondern eine Wiſſenſchafft/ die auff an-
dere Urſach gerichtet iſt. Und dieſelbe ſchauet Gott/
in Betrachtung der Gottſel- und Gottloſigkeit/
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Ziel
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[43/0071] Die XI. Frag. unter gehen; und daß/ am Juͤngſten Tag/ die Lei- ber/ und Seelen der Frommen zwar wider werden aufferwecket; aber der gottloſen Coͤrper/ und Seel/ nicht wider herfuͤrkommen/ ſondern gaͤntzlich ver- loren ſeyn; und daher auch die Gottloſen keine Qual in Ewigkeit auszuſtehen haben werden; wie ihre Meinung Franzius, diſp. 14. ex Deuteron. th. 54. erzehlet/ und ſie billich fahren laͤſſet; des Moſis Exempel aber/ den Sterbenden/ zum Troſt vorgeſtellet. Was den andern Puncten anbelangt/ ſo iſt/ nach dem Fall unſerer erſten Eltern/ der Tod al- len Menſchen/ von Gott/ wegen der Suͤnde/ auff- geſetzt. Jn welchem Stand aber/ auf welche Weiſe/ an welchem Ort/ und zu welcher Zeit/ ein jeder ſter- ben werde? Davon hat man zweyerley Betrach- tung/ ein einzele/ und ein allgemeine. Die einzele betrifft etliche ſonderbare Faͤll/ deren Urſachen uns verborgen ſeyn: die allgemeine Betrachtung betreffend/ gibt ſich/ am allererſten/ dabey an/ Got- tes des HErrn Vorwiſſen/ in deſſen Anſehung/ das Lebens-Ende einem jeden Menſchen gewiß/ und GOtt unzweifelich bekand iſt/ als deme alles Zukuͤnfftige allezeit gegenwaͤrtig iſt. Es iſt aber ſolche Vorwiſſenheit GOttes nicht eine gaͤntzliche Urſach; ſondern eine Wiſſenſchafft/ die auff an- dere Urſach gerichtet iſt. Und dieſelbe ſchauet Gott/ in Betrachtung der Gottſel- und Gottloſigkeit/ alſo an/ daß er deswegen einem jeden ſeines Lebens Ziel

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria02_1659/71>, abgerufen am 17.09.2024.