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Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.

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Die IV. Frag.
Glaubens-Artickeln/ so allbereit aus H. Schrifft
klar erwiesen seyn: Welche der Richter in Glau-
benssachen; und nicht die Vätter; sonderlich die
Schul-Lehrer. Sihe D. Io. Forsterum probl. 7. dec.
1. de Sacram. Coenae, th. 31. seqq.

Die IV. Frag.
Solle man die Ketzer am Leben
straffen?

DAß theils schreiben/ und wol-
len/ daß man die Ketzer/ als Ketzer/ und
die von der Kirchen verdammt seyen/ mit
leiblichen Straffen/ ja mit dem Tode selbsten/ bele-
gen möge/ bezeuget vieler Orten die Erfahrung/
und das Werck/ oder die Ubung/ selber.

Hergegen sagen Andere/ daß die Ketzer/ von der
Weltlichen Obrigkeit/ am Leben nicht zu straffen
seyen. Dann wokein Göttlicher Befehl verhan-
den/ und ein Ding wider das Wort Gottes/ die
Christliche Lieb/ den Gebrauch der ersten Christ-
lichen Kirchen lauffe/ etc. davon solle sich eine
Christliche Obrigkeit enthalten. Nun kan man
aber keinen Göttlichen Befehl finden/ daß man die
Ketzer am Leben straffen solle. Dann/ was aus
dem 5. Buch Mosis/ Cap. 13. v. 6. und folgen-
den angezogen wird/ das ist die Jüden angegan-
gen im Alten Testament/ und mag auff die Gesä-
tze/ in dem Neuen/ nicht gezogen werden. Zu dem
ein Unterscheid ist/ zwischen den Ketzern im Neuen

Testa-

Die IV. Frag.
Glaubens-Artickeln/ ſo allbereit aus H. Schrifft
klar erwieſen ſeyn: Welche der Richter in Glau-
bensſachen; und nicht die Vaͤtter; ſonderlich die
Schul-Lehrer. Sihe D. Io. Forſterum probl. 7. dec.
1. de Sacram. Cœnæ, th. 31. ſeqq.

Die IV. Frag.
Solle man die Ketzer am Leben
ſtraffen?

DAß theils ſchꝛeiben/ und wol-
len/ daß man die Ketzer/ als Ketzer/ und
die von der Kirchen verdammt ſeyen/ mit
leiblichen Straffen/ ja mit dem Tode ſelbſten/ bele-
gen moͤge/ bezeuget vieler Orten die Erfahrung/
und das Werck/ oder die Ubung/ ſelber.

Hergegen ſagen Andere/ daß die Ketzer/ von der
Weltlichen Obrigkeit/ am Leben nicht zu ſtraffen
ſeyen. Dann wokein Goͤttlicher Befehl verhan-
den/ und ein Ding wider das Wort Gottes/ die
Chriſtliche Lieb/ den Gebrauch der erſten Chriſt-
lichen Kirchen lauffe/ ꝛc. davon ſolle ſich eine
Chriſtliche Obrigkeit enthalten. Nun kan man
aber keinen Goͤttlichen Befehl finden/ daß man die
Ketzer am Leben ſtraffen ſolle. Dann/ was aus
dem 5. Buch Moſis/ Cap. 13. v. 6. und folgen-
den angezogen wird/ das iſt die Juͤden angegan-
gen im Alten Teſtament/ und mag auff die Geſaͤ-
tze/ in dem Neuen/ nicht gezogen werden. Zu dem
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[12/0040] Die IV. Frag. Glaubens-Artickeln/ ſo allbereit aus H. Schrifft klar erwieſen ſeyn: Welche der Richter in Glau- bensſachen; und nicht die Vaͤtter; ſonderlich die Schul-Lehrer. Sihe D. Io. Forſterum probl. 7. dec. 1. de Sacram. Cœnæ, th. 31. ſeqq. Die IV. Frag. Solle man die Ketzer am Leben ſtraffen? DAß theils ſchꝛeiben/ und wol- len/ daß man die Ketzer/ als Ketzer/ und die von der Kirchen verdammt ſeyen/ mit leiblichen Straffen/ ja mit dem Tode ſelbſten/ bele- gen moͤge/ bezeuget vieler Orten die Erfahrung/ und das Werck/ oder die Ubung/ ſelber. Hergegen ſagen Andere/ daß die Ketzer/ von der Weltlichen Obrigkeit/ am Leben nicht zu ſtraffen ſeyen. Dann wokein Goͤttlicher Befehl verhan- den/ und ein Ding wider das Wort Gottes/ die Chriſtliche Lieb/ den Gebrauch der erſten Chriſt- lichen Kirchen lauffe/ ꝛc. davon ſolle ſich eine Chriſtliche Obrigkeit enthalten. Nun kan man aber keinen Goͤttlichen Befehl finden/ daß man die Ketzer am Leben ſtraffen ſolle. Dann/ was aus dem 5. Buch Moſis/ Cap. 13. v. 6. und folgen- den angezogen wird/ das iſt die Juͤden angegan- gen im Alten Teſtament/ und mag auff die Geſaͤ- tze/ in dem Neuen/ nicht gezogen werden. Zu dem ein Unterſcheid iſt/ zwiſchen den Ketzern im Neuen Teſta-

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Zitationshilfe: Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria02_1659/40>, abgerufen am 24.11.2024.