Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.Die XLV. Frag. schafft zu verkleinern/ zu vernichten/ und veräch-tig zu machen: Hergegen die Artzney-Kunst hoch/ und bis an den Himmel zu erheben. Dann diesel- be sey die alleredelste/ und nutzlichste Wissen- schafft/ so die heilige Schrifft/ uns allen/ so hoch zu derehren/ so öfftern befehle: Dieselbige gehe mit dem Menschlichen Cörper um; hab auch einen edlen Zweck/ namlich des Menschen Gesundheit zu erhalten/ oder den Krancken zu derselben wider zu verhelffen/ so allem Gut/ und Gelt/ und an- dern Gaben/ vorzuziehen. Franciscus Vallesius, nachdem er die Schwachheit/ und Eitelkeit dieser Ursachen vermerckt/ hat er/ in seinem Buch/ de Sacra Philosophia, c. 74. denselben zu helffen ver- meint/ indem er sagt/ die Jurisprudentz habe 2. Theil/ civilem, und litigiosam. Der Erste gehe mit Regierung eines gemeinen Standes um/ der Ander seye die Recht-Sachen zu führen geschäff- tig: Der Erste sey/ ohne Zweiffel/ der Artzney- Kunst vorzusetzen: aber der Ander gehe derselben nach; wiewol der Leute Geitz/ und Unwissenheit/ denselben auch der Medicin vorziehe. Aber! was vermeint man wol/ es für ein Unterschied/ zwischen seinen beeden Theilen der Rechten Wis- senschafft/ habe? Gehen sie nicht beyde mit der Gerechtigkeit um? Haben sie nit beyde den Zweck/ oder die Endursach/ vor sich/ namlich/ daß einem ieden das Seinige gegeben werde. Darum ist des Vallesii gemeldte Abtheilung von
Die XLV. Frag. ſchafft zu verkleinern/ zu vernichten/ und veraͤch-tig zu machen: Hergegen die Artzney-Kunſt hoch/ und bis an den Himmel zu erheben. Dann dieſel- be ſey die alleredelſte/ und nutzlichſte Wiſſen- ſchafft/ ſo die heilige Schrifft/ uns allen/ ſo hoch zu derehren/ ſo oͤfftern befehle: Dieſelbige gehe mit dem Menſchlichen Coͤrper um; hab auch einen edlen Zweck/ namlich des Menſchen Geſundheit zu erhalten/ oder den Krancken zu derſelben wider zu verhelffen/ ſo allem Gut/ und Gelt/ und an- dern Gaben/ vorzuziehen. Franciſcus Valleſius, nachdem er die Schwachheit/ und Eitelkeit dieſer Urſachen vermerckt/ hat er/ in ſeinem Buch/ de Sacra Philoſophia, c. 74. denſelben zu helffen ver- meint/ indem er ſagt/ die Jurisprudentz habe 2. Theil/ civilem, und litigioſam. Der Erſte gehe mit Regierung eines gemeinen Standes um/ der Ander ſeye die Recht-Sachen zu fuͤhren geſchaͤff- tig: Der Erſte ſey/ ohne Zweiffel/ der Artzney- Kunſt vorzuſetzen: aber der Ander gehe derſelben nach; wiewol der Leute Geitz/ und Unwiſſenheit/ denſelben auch der Medicin vorziehe. Aber! was vermeint man wol/ es fuͤr ein Unterſchied/ zwiſchen ſeinen beeden Theilen der Rechten Wiſ- ſenſchafft/ habe? Gehen ſie nicht beyde mit der Gerechtigkeit um? Haben ſie nit beyde den Zweck/ oder die Endurſach/ vor ſich/ namlich/ daß einem ieden das Seinige gegeben werde. Darum iſt des Valleſii gemeldte Abtheilung von
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0190" n="162"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XLV.</hi></hi> Frag.</hi></fw><lb/> ſchafft zu verkleinern/ zu vernichten/ und veraͤch-<lb/> tig zu machen: Hergegen die Artzney-Kunſt hoch/<lb/> und bis an den Himmel zu erheben. Dann dieſel-<lb/> be ſey die alleredelſte/ und nutzlichſte Wiſſen-<lb/> ſchafft/ ſo die heilige Schrifft/ uns allen/ ſo hoch zu<lb/> derehren/ ſo oͤfftern befehle: Dieſelbige gehe mit<lb/> dem Menſchlichen Coͤrper um; hab auch einen<lb/> edlen Zweck/ namlich des Menſchen Geſundheit<lb/> zu erhalten/ oder den Krancken zu derſelben wider<lb/> zu verhelffen/ ſo allem Gut/ und Gelt/ und an-<lb/> dern Gaben/ vorzuziehen. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Franciſcus Valleſius,</hi></hi><lb/> nachdem er die Schwachheit/ und Eitelkeit dieſer<lb/> Urſachen vermerckt/ hat er/ in ſeinem Buch/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">de<lb/> Sacra Philoſophia, c.</hi></hi> 74. denſelben zu helffen ver-<lb/> meint/ indem er ſagt/ die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Jurisprudentz</hi></hi> habe 2.<lb/> Theil/ <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">civilem,</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">litigioſam.</hi></hi> Der Erſte gehe<lb/> mit Regierung eines gemeinen Standes um/ der<lb/> Ander ſeye die Recht-Sachen zu fuͤhren geſchaͤff-<lb/> tig: Der Erſte ſey/ ohne Zweiffel/ der Artzney-<lb/> Kunſt vorzuſetzen: aber der Ander gehe derſelben<lb/> nach; wiewol der Leute Geitz/ und Unwiſſenheit/<lb/> denſelben auch der <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Medicin</hi></hi> vorziehe. Aber!<lb/> was vermeint man wol/ es fuͤr ein Unterſchied/<lb/> zwiſchen ſeinen beeden Theilen der Rechten Wiſ-<lb/> ſenſchafft/ habe? Gehen ſie nicht beyde mit der<lb/> Gerechtigkeit um? Haben ſie nit beyde den Zweck/<lb/> oder die Endurſach/ vor ſich/ namlich/ daß einem<lb/> ieden das Seinige gegeben werde.</p><lb/> <p>Darum iſt des <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Valleſii</hi></hi> gemeldte Abtheilung<lb/> <fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [162/0190]
Die XLV. Frag.
ſchafft zu verkleinern/ zu vernichten/ und veraͤch-
tig zu machen: Hergegen die Artzney-Kunſt hoch/
und bis an den Himmel zu erheben. Dann dieſel-
be ſey die alleredelſte/ und nutzlichſte Wiſſen-
ſchafft/ ſo die heilige Schrifft/ uns allen/ ſo hoch zu
derehren/ ſo oͤfftern befehle: Dieſelbige gehe mit
dem Menſchlichen Coͤrper um; hab auch einen
edlen Zweck/ namlich des Menſchen Geſundheit
zu erhalten/ oder den Krancken zu derſelben wider
zu verhelffen/ ſo allem Gut/ und Gelt/ und an-
dern Gaben/ vorzuziehen. Franciſcus Valleſius,
nachdem er die Schwachheit/ und Eitelkeit dieſer
Urſachen vermerckt/ hat er/ in ſeinem Buch/ de
Sacra Philoſophia, c. 74. denſelben zu helffen ver-
meint/ indem er ſagt/ die Jurisprudentz habe 2.
Theil/ civilem, und litigioſam. Der Erſte gehe
mit Regierung eines gemeinen Standes um/ der
Ander ſeye die Recht-Sachen zu fuͤhren geſchaͤff-
tig: Der Erſte ſey/ ohne Zweiffel/ der Artzney-
Kunſt vorzuſetzen: aber der Ander gehe derſelben
nach; wiewol der Leute Geitz/ und Unwiſſenheit/
denſelben auch der Medicin vorziehe. Aber!
was vermeint man wol/ es fuͤr ein Unterſchied/
zwiſchen ſeinen beeden Theilen der Rechten Wiſ-
ſenſchafft/ habe? Gehen ſie nicht beyde mit der
Gerechtigkeit um? Haben ſie nit beyde den Zweck/
oder die Endurſach/ vor ſich/ namlich/ daß einem
ieden das Seinige gegeben werde.
Darum iſt des Valleſii gemeldte Abtheilung
von
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria02_1659 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria02_1659/190 |
Zitationshilfe: | Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria02_1659/190>, abgerufen am 17.07.2024. |