Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.Die XLIV. Frag. ihme gleich werden/ oder wol gar denselben/ anGeschicklichkeit/ übertreffen möge. So lernet man auch viel vom Auffmercken/ und fasset ein Ding leichter/ wann man solche von Andern auffsagen/ und erzehlen höret; als/ wann man/ zu Hauß/ nur allein bey den Büchern sitzet/ und das ihme vorgegebene auswendig lernet. Zu Hauß hält sich einer für den Allergeschicklichsten: wann er aber in eine Schul kommet/ und höret/ daß jüngere/ als er/ mehrers wissen/ da sihet er erst/ woran es ihme fehlet. So vermögen auch das offentliche Lob/ die offentliche Geschenck/ und die offentliche Schmach/ mehrers in den Gemütern der Jüng- linge/ als was zu Hauß geschihet. Dahin/ ohne Zweiffel/ Carolus Magnus, der Erste Teutsche Käiser/ gesehen/ indem er zu Paris/ und anders- wo/ offentliche Schulen gestifftet/ auch dieselbe offt besuchet/ und die Knaben/ so sich in denselben fleissig verhalten/ mit grössern Ehren begnadiget. Es werden auch die Knaben in den Schulen kecker im Reden/ freundlicher/ und geselliger/ als zu Hauß/ und halten darnach die mit ihren Schul- Gesellen gemachte Freundschafft gemeinlich be- ständig/ bis ans Ende ihres Lebens. Seyn daher die offentliche/ den Hauß-Schu- Schul
Die XLIV. Frag. ihme gleich werden/ oder wol gar denſelben/ anGeſchicklichkeit/ uͤbertreffen moͤge. So lernet man auch viel vom Auffmercken/ und faſſet ein Ding leichter/ wann man ſolche von Andern auffſagen/ und erzehlen hoͤret; als/ wann man/ zu Hauß/ nur allein bey den Buͤchern ſitzet/ und das ihme vorgegebene auswendig lernet. Zu Hauß haͤlt ſich einer fuͤr den Allergeſchicklichſten: wann er aber in eine Schul kommet/ und hoͤret/ daß juͤngere/ als er/ mehrers wiſſen/ da ſihet er erſt/ woran es ihme fehlet. So vermoͤgen auch das offentliche Lob/ die offentliche Geſchenck/ und die offentliche Schmach/ mehrers in den Gemuͤtern der Juͤng- linge/ als was zu Hauß geſchihet. Dahin/ ohne Zweiffel/ Carolus Magnus, der Erſte Teutſche Kaͤiſer/ geſehen/ indem er zu Paris/ und anders- wo/ offentliche Schulen geſtifftet/ auch dieſelbe offt beſuchet/ und die Knaben/ ſo ſich in denſelben fleiſſig verhalten/ mit groͤſſern Ehren begnadiget. Es werden auch die Knaben in den Schulen kecker im Reden/ freundlicher/ und geſelliger/ als zu Hauß/ und halten darnach die mit ihren Schul- Geſellen gemachte Freundſchafft gemeinlich be- ſtaͤndig/ bis ans Ende ihres Lebens. Seyn daher die offentliche/ den Hauß-Schu- Schul
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Die XLIV. Frag.
ihme gleich werden/ oder wol gar denſelben/ an
Geſchicklichkeit/ uͤbertreffen moͤge. So lernet man
auch viel vom Auffmercken/ und faſſet ein Ding
leichter/ wann man ſolche von Andern auffſagen/
und erzehlen hoͤret; als/ wann man/ zu Hauß/
nur allein bey den Buͤchern ſitzet/ und das ihme
vorgegebene auswendig lernet. Zu Hauß haͤlt ſich
einer fuͤr den Allergeſchicklichſten: wann er aber
in eine Schul kommet/ und hoͤret/ daß juͤngere/
als er/ mehrers wiſſen/ da ſihet er erſt/ woran es
ihme fehlet. So vermoͤgen auch das offentliche
Lob/ die offentliche Geſchenck/ und die offentliche
Schmach/ mehrers in den Gemuͤtern der Juͤng-
linge/ als was zu Hauß geſchihet. Dahin/ ohne
Zweiffel/ Carolus Magnus, der Erſte Teutſche
Kaͤiſer/ geſehen/ indem er zu Paris/ und anders-
wo/ offentliche Schulen geſtifftet/ auch dieſelbe
offt beſuchet/ und die Knaben/ ſo ſich in denſelben
fleiſſig verhalten/ mit groͤſſern Ehren begnadiget.
Es werden auch die Knaben in den Schulen kecker
im Reden/ freundlicher/ und geſelliger/ als zu
Hauß/ und halten darnach die mit ihren Schul-
Geſellen gemachte Freundſchafft gemeinlich be-
ſtaͤndig/ bis ans Ende ihres Lebens.
Seyn daher die offentliche/ den Hauß-Schu-
len/ vorzuziehen/ gleichwol dergeſtalt/ daß der/ ſo
es vermag/ erſtlich zu Hauß einen Lehrmeiſter et-
lich Jahr halte/ bis der Knab etwas erſtarcke/ und
am Verſtand zunehme; ehe er in eine offentliche
Schul
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