Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.Die LXXXIX. Frag. brechen/ sprechen die Jtaliäner. Unserer NaturSchwachheit bringts mit sich/ daß wir alle irren können. Wann aber wegen der Laster und Schmäh- ungen/ die Freundschaffe zertrennet worden; so wird an der beständigen Versöhnung alsdann ge- zwelffelt; wann man nicht sihet/ daß alles deß Has- ses Ursachen gar und gäntzlich außgerottet worden seyen. Dann/ im widirigen Fall/ einem solchen versöhnten Feinde nicht leichtlich zu trauen/ und besser einen offentlichen als heimlichen Feinde zu ha- ben ist. Sihe Syrach Cap. 12. v. 10. Crauger. in Horto virtut. quaest. 8. und vor ihm den Henr. Velsten. disp. Eth. 14. quaest. 98. item Megisserum in Theatro Caesar. de Alberto II. Imp. Sonsten findet man in den historischen Bü- weil
Die LXXXIX. Frag. brechen/ ſprechen die Jtaliaͤner. Unſerer NaturSchwachheit bringts mit ſich/ daß wir alle irren koͤnnen. Wañ aber wegen der Laſter und Schmaͤh- ungen/ die Freundſchaffe zertrennet worden; ſo wird an der beſtaͤndigen Verſoͤhnung alsdann ge- zwelffelt; wann man nicht ſihet/ daß alles deß Haſ- ſes Urſachen gar und gaͤntzlich außgerottet worden ſeyen. Dann/ im widirigen Fall/ einem ſolchen verſoͤhnten Feinde nicht leichtlich zu trauen/ und beſſer einen offentlichen als heimlichen Feinde zu ha- ben iſt. Sihe Syrach Cap. 12. v. 10. Crûger. in Horto virtut. quæſt. 8. und vor ihm den Henr. Velſten. diſp. Eth. 14. quæſt. 98. item Megiſſerum in Theatro Cæſar. de Alberto II. Imp. Sonſten findet man in den hiſtoriſchen Buͤ- weil
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Die LXXXIX. Frag.
brechen/ ſprechen die Jtaliaͤner. Unſerer Natur
Schwachheit bringts mit ſich/ daß wir alle irren
koͤnnen. Wañ aber wegen der Laſter und Schmaͤh-
ungen/ die Freundſchaffe zertrennet worden; ſo
wird an der beſtaͤndigen Verſoͤhnung alsdann ge-
zwelffelt; wann man nicht ſihet/ daß alles deß Haſ-
ſes Urſachen gar und gaͤntzlich außgerottet worden
ſeyen. Dann/ im widirigen Fall/ einem ſolchen
verſoͤhnten Feinde nicht leichtlich zu trauen/ und
beſſer einen offentlichen als heimlichen Feinde zu ha-
ben iſt. Sihe Syrach Cap. 12. v. 10. Crûger.
in Horto virtut. quæſt. 8. und vor ihm den Henr.
Velſten. diſp. Eth. 14. quæſt. 98. item Megiſſerum
in Theatro Cæſar. de Alberto II. Imp.
Sonſten findet man in den hiſtoriſchen Buͤ-
chern hin und wieder Beyſpiel auffgezeichnet/ daß
auch groſſe Feinde wann ſie ſich miteinander ver-
glichen/ hernach beſtaͤndige Freunde verblieben
ſeyn. Und wird in dem deß Jahrs 1658. außgan-
genem Buͤchlein/ der rachgierige und unverſoͤhnte
Lucidor genant/ auß deß Joan. Pauli Joco-Seriis,
von zweyen vornehmen Schweitzern/ die lange Zeit
groſſe Proceß/ mit groſſem Unkoſten gefuͤhret/ gele-
ſen/ daß deren einer/ ſo verſtaͤndig geweſen/ ſampt
ſeinem Sohn/ im Harniſch/ mit Wehr und Waf-
fen/ vor ſeines Feindes Haus kommen: daruͤber
derſelbe erſchrocken ſeye/ und den andern/ was das
bedeute/ fragen laſſen? der dann geantwortet habe/
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Zitationshilfe: | Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zeiller_centuria01_1658/348>, abgerufen am 29.06.2024. |