Zeiller, Martin: Centuria Variarum Quæstionum. Bd. 1. Ulm, 1658.Die I. Frag. Ordens-Gesell der Jesuit Lorinus widerleget. An-dere halten darfür/ daß Salomo diß Buch (den Prediger) im hohen Alter geschrieben/ nachdem er sich/ durch wahre Buß/ von einem schweren Fall/ zu Gott bekehret; deren Meinung dann die alte Hebreer/ und Juden/ wie auß ihrem Buch Se- der Olam, cap. 15. zu sehen: Denen beypflichtet Hieronymus, Cyrillus Hierosolymitanus, Hila- rius, Georgius Thaumaturgus, Hieronymus Buchiarius. Vincentius Beluacensis, Thomas, Bonaventura, Carthusianus. Andere/ so darfur halten/ daß Salomo/ zum Zeichen der Buß/ diß Buch beschrieben; und bringen die Juden ein tra- dition herfür/ daß Salomo/ zur Warheit solcher seiner Poenitenz/ fünffmal durch die Gassen zu Je- rusalem gezogen/ und endlich in den Tempel/ so er erbawet/ nackend mit fünff Ruthen kommen seye/ welches/ ob es wol als beglaubt von Alvaro, Vival- do, Petro de Natalibus, und andern/ vorbracht wird/ wir doch billich für ein Jüdisch Fabelgedicht halten. Und ob wir wol keinem Sünder/ und also auch Salomo/ die Gnadenthür Gottes nicht zu schlagen/ sondern ihne der Barmhertzigkeit Gottes billich überlassen; So achten wir doch/ bey solcher vorgehender discrepantz/ es zu unserm Vorhaben gleich seye/ Salomo hab diß Buch vor/ oder nach seinem Fall gemacht/ wann wir nur gewiß seyn/ daß ers gemacht/ wie ers dann gemacht/ welches uns zu unserm Vorhaben gnugsam/ weil ihm die Zeit nichts A 3
Die I. Frag. Ordens-Geſell der Jeſuit Lorinus widerleget. An-dere halten darfuͤr/ daß Salomo diß Buch (den Prediger) im hohen Alter geſchrieben/ nachdem er ſich/ durch wahre Buß/ von einem ſchweren Fall/ zu Gott bekehret; deren Meinung dann die alte Hebreer/ und Juden/ wie auß ihrem Buch Se- der Olam, cap. 15. zu ſehen: Denen beypflichtet Hieronymus, Cyrillus Hieroſolymitanus, Hila- rius, Georgius Thaumaturgus, Hieronymus Buchiarius. Vincentius Beluacenſis, Thomas, Bonaventura, Carthuſianus. Andere/ ſo darfůr halten/ daß Salomo/ zum Zeichen der Buß/ diß Buch beſchrieben; und bringen die Juden ein tra- dition herfuͤr/ daß Salomo/ zur Warheit ſolcher ſeiner Pœnitenz/ fuͤnffmal durch die Gaſſen zu Je- ruſalem gezogen/ und endlich in den Tempel/ ſo er erbawet/ nackend mit fuͤnff Ruthen kommen ſeye/ welches/ ob es wol als beglaubt von Alvaro, Vival- do, Petro de Natalibus, und andern/ vorbracht wird/ wir doch billich fuͤr ein Juͤdiſch Fabelgedicht halten. Und ob wir wol keinem Suͤnder/ und alſo auch Salomo/ die Gnadenthuͤr Gottes nicht zu ſchlagen/ ſondern ihne der Barmhertzigkeit Gottes billich uͤberlaſſen; So achten wir doch/ bey ſolcher vorgehender diſcrepantz/ es zu unſerm Vorhaben gleich ſeye/ Salomo hab diß Buch vor/ oder nach ſeinem Fall gemacht/ wann wir nur gewiß ſeyn/ daß ers gemacht/ wie ers dann gemacht/ welches uns zu unſerm Vorhaben gnugſam/ weil ihm die Zeit nichts A 3
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Die I. Frag.
Ordens-Geſell der Jeſuit Lorinus widerleget. An-
dere halten darfuͤr/ daß Salomo diß Buch (den
Prediger) im hohen Alter geſchrieben/ nachdem
er ſich/ durch wahre Buß/ von einem ſchweren
Fall/ zu Gott bekehret; deren Meinung dann die
alte Hebreer/ und Juden/ wie auß ihrem Buch Se-
der Olam, cap. 15. zu ſehen: Denen beypflichtet
Hieronymus, Cyrillus Hieroſolymitanus, Hila-
rius, Georgius Thaumaturgus, Hieronymus
Buchiarius. Vincentius Beluacenſis, Thomas,
Bonaventura, Carthuſianus. Andere/ ſo darfůr
halten/ daß Salomo/ zum Zeichen der Buß/ diß
Buch beſchrieben; und bringen die Juden ein tra-
dition herfuͤr/ daß Salomo/ zur Warheit ſolcher
ſeiner Pœnitenz/ fuͤnffmal durch die Gaſſen zu Je-
ruſalem gezogen/ und endlich in den Tempel/ ſo er
erbawet/ nackend mit fuͤnff Ruthen kommen ſeye/
welches/ ob es wol als beglaubt von Alvaro, Vival-
do, Petro de Natalibus, und andern/ vorbracht
wird/ wir doch billich fuͤr ein Juͤdiſch Fabelgedicht
halten. Und ob wir wol keinem Suͤnder/ und alſo
auch Salomo/ die Gnadenthuͤr Gottes nicht zu
ſchlagen/ ſondern ihne der Barmhertzigkeit Gottes
billich uͤberlaſſen; So achten wir doch/ bey ſolcher
vorgehender diſcrepantz/ es zu unſerm Vorhaben
gleich ſeye/ Salomo hab diß Buch vor/ oder nach
ſeinem Fall gemacht/ wann wir nur gewiß ſeyn/ daß
ers gemacht/ wie ers dann gemacht/ welches uns zu
unſerm Vorhaben gnugſam/ weil ihm die Zeit
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