Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].Erster Gesang. Wurden Syriens Töchter auf Libanons Höhen ver-sammlet, Da in verliebten Gesängen sein unglückseeliges Schicksal Einen Sommertag lang zu beweinen; der sanfte Adonis Floß von den Klippen indes, worauf er entsprungen, zum Meere Purpurfarbig hinab, gefärbt, wie sie glaubten, vom Blute Jhres jährlich verwundeten Thammuz. Die Liebesge- schichte Hatte mit ähnlicher Glut die Töchter Sions entzündet. Jhre ge Libanon von einem Eber getödtet worden. Der
Fluß Adonis entspringt auf diesem Berge, und wenn er, wie alle Jahr zu einer gewissen Zeit zu geschehn pflegt, eine rothe Farbe bekam: so ward das Fest des Adonis gefeyert, indem die Weiber ein lautes Weh- klagen seinetwegen erhuben, und glaubten, der Strom sey von seinem Blute gefärbt. N. Erſter Geſang. Wurden Syriens Toͤchter auf Libanons Hoͤhen ver-ſammlet, Da in verliebten Geſaͤngen ſein ungluͤckſeeliges Schickſal Einen Sommertag lang zu beweinen; der ſanfte Adonis Floß von den Klippen indes, worauf er entſprungen, zum Meere Purpurfarbig hinab, gefaͤrbt, wie ſie glaubten, vom Blute Jhres jaͤhrlich verwundeten Thammuz. Die Liebesge- ſchichte Hatte mit aͤhnlicher Glut die Toͤchter Sions entzuͤndet. Jhre ge Libanon von einem Eber getoͤdtet worden. Der
Fluß Adonis entſpringt auf dieſem Berge, und wenn er, wie alle Jahr zu einer gewiſſen Zeit zu geſchehn pflegt, eine rothe Farbe bekam: ſo ward das Feſt des Adonis gefeyert, indem die Weiber ein lautes Weh- klagen ſeinetwegen erhuben, und glaubten, der Strom ſey von ſeinem Blute gefaͤrbt. N. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg> <pb facs="#f0061" n="61"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Erſter Geſang.</hi> </fw><lb/> <l>Wurden Syriens Toͤchter auf Libanons Hoͤhen ver-<lb/><hi rendition="#et">ſammlet,</hi></l><lb/> <l>Da in verliebten Geſaͤngen ſein ungluͤckſeeliges Schickſal</l><lb/> <l>Einen Sommertag lang zu beweinen; der ſanfte Adonis</l><lb/> <l>Floß von den Klippen indes, worauf er entſprungen,<lb/><hi rendition="#et">zum Meere</hi></l><lb/> <l>Purpurfarbig hinab, gefaͤrbt, wie ſie glaubten, vom<lb/><hi rendition="#et">Blute</hi></l><lb/> <l>Jhres jaͤhrlich verwundeten Thammuz. Die Liebesge-<lb/><hi rendition="#et">ſchichte</hi></l><lb/> <l>Hatte mit aͤhnlicher Glut die Toͤchter Sions entzuͤndet.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jhre</fw><lb/> <note xml:id="f17" prev="#f16" place="foot" n="p)">ge <hi rendition="#fr">Libanon</hi> von einem Eber getoͤdtet worden. Der<lb/> Fluß Adonis entſpringt auf dieſem Berge, und wenn<lb/> er, wie alle Jahr zu einer gewiſſen Zeit zu geſchehn<lb/> pflegt, eine rothe Farbe bekam: ſo ward das Feſt des<lb/> Adonis gefeyert, indem die Weiber ein lautes Weh-<lb/> klagen ſeinetwegen erhuben, und glaubten, der<lb/> Strom ſey von ſeinem Blute gefaͤrbt. <hi rendition="#fr">N.</hi></note><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [61/0061]
Erſter Geſang.
Wurden Syriens Toͤchter auf Libanons Hoͤhen ver-
ſammlet,
Da in verliebten Geſaͤngen ſein ungluͤckſeeliges Schickſal
Einen Sommertag lang zu beweinen; der ſanfte Adonis
Floß von den Klippen indes, worauf er entſprungen,
zum Meere
Purpurfarbig hinab, gefaͤrbt, wie ſie glaubten, vom
Blute
Jhres jaͤhrlich verwundeten Thammuz. Die Liebesge-
ſchichte
Hatte mit aͤhnlicher Glut die Toͤchter Sions entzuͤndet.
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p) ge Libanon von einem Eber getoͤdtet worden. Der
Fluß Adonis entſpringt auf dieſem Berge, und wenn
er, wie alle Jahr zu einer gewiſſen Zeit zu geſchehn
pflegt, eine rothe Farbe bekam: ſo ward das Feſt des
Adonis gefeyert, indem die Weiber ein lautes Weh-
klagen ſeinetwegen erhuben, und glaubten, der
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