Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Das verlohrne Paradies.
Und in die wahre Gestalt durch künstliche Feuer ihn
zwingen

Also kein Wunder, daß hier von Elixiren die Landschaft
Duftend erschien, und trinkbar Gold in den Flüssen
einher rann,

Da die chymische Sonne, in einer so weiten Entfer-
nung

Durch den wirkenden Stral schon in der irdischen Nässe,
Und im Schoosse der Nacht, so viele köstliche Dinge,
Von so herrlichen Farben, und seltsamer Wirkung, her-
vorbringt.

Hier fand Satan, geblendet, durch nichts, umher sich
zu schauen,

Neuen Stof. Sein forschender Blick herrscht weit in
die Ferne;

Denn sein Auge sah hier nicht Hindrung, oder auch
Schatten,

Alles war Sonnenschein rund um ihn her; als wenn
ietzt um Mittag

Senkrecht

Das verlohrne Paradies.
Und in die wahre Geſtalt durch kuͤnſtliche Feuer ihn
zwingen

Alſo kein Wunder, daß hier von Elixiren die Landſchaft
Duftend erſchien, und trinkbar Gold in den Fluͤſſen
einher rann,

Da die chymiſche Sonne, in einer ſo weiten Entfer-
nung

Durch den wirkenden Stral ſchon in der irdiſchen Naͤſſe,
Und im Schooſſe der Nacht, ſo viele koͤſtliche Dinge,
Von ſo herrlichen Farben, und ſeltſamer Wirkung, her-
vorbringt.

Hier fand Satan, geblendet, durch nichts, umher ſich
zu ſchauen,

Neuen Stof. Sein forſchender Blick herrſcht weit in
die Ferne;

Denn ſein Auge ſah hier nicht Hindrung, oder auch
Schatten,

Alles war Sonnenſchein rund um ihn her; als wenn
ietzt um Mittag

Senkrecht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0292" n="292"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/>
          <l>Und in die wahre Ge&#x017F;talt durch ku&#x0364;n&#x017F;tliche Feuer ihn<lb/><hi rendition="#et">zwingen</hi></l><lb/>
          <l>Al&#x017F;o kein Wunder, daß hier von Elixiren die Land&#x017F;chaft</l><lb/>
          <l>Duftend er&#x017F;chien, und trinkbar Gold in den Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">einher rann,</hi></l><lb/>
          <l>Da die chymi&#x017F;che Sonne, in einer &#x017F;o weiten Entfer-<lb/><hi rendition="#et">nung</hi></l><lb/>
          <l>Durch den wirkenden Stral &#x017F;chon in der irdi&#x017F;chen Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
          <l>Und im Schoo&#x017F;&#x017F;e der Nacht, &#x017F;o viele ko&#x0364;&#x017F;tliche Dinge,</l><lb/>
          <l>Von &#x017F;o herrlichen Farben, und &#x017F;elt&#x017F;amer Wirkung, her-<lb/><hi rendition="#et">vorbringt.</hi></l><lb/>
          <l>Hier fand Satan, geblendet, durch nichts, umher &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">zu &#x017F;chauen,</hi></l><lb/>
          <l>Neuen Stof. Sein for&#x017F;chender Blick herr&#x017F;cht weit in<lb/><hi rendition="#et">die Ferne;</hi></l><lb/>
          <l>Denn &#x017F;ein Auge &#x017F;ah hier nicht Hindrung, oder auch<lb/><hi rendition="#et">Schatten,</hi></l><lb/>
          <l>Alles war Sonnen&#x017F;chein rund um ihn her; als wenn<lb/><hi rendition="#et">ietzt um Mittag</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Senkrecht</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[292/0292] Das verlohrne Paradies. Und in die wahre Geſtalt durch kuͤnſtliche Feuer ihn zwingen Alſo kein Wunder, daß hier von Elixiren die Landſchaft Duftend erſchien, und trinkbar Gold in den Fluͤſſen einher rann, Da die chymiſche Sonne, in einer ſo weiten Entfer- nung Durch den wirkenden Stral ſchon in der irdiſchen Naͤſſe, Und im Schooſſe der Nacht, ſo viele koͤſtliche Dinge, Von ſo herrlichen Farben, und ſeltſamer Wirkung, her- vorbringt. Hier fand Satan, geblendet, durch nichts, umher ſich zu ſchauen, Neuen Stof. Sein forſchender Blick herrſcht weit in die Ferne; Denn ſein Auge ſah hier nicht Hindrung, oder auch Schatten, Alles war Sonnenſchein rund um ihn her; als wenn ietzt um Mittag Senkrecht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/292
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/292>, abgerufen am 22.11.2024.