Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Das verlohrne Paradies.
Du, Sohn meines Busens, mein Ebenbild, der du
alleine

Meine Weisheit, mein Wort, und meine wirkende
Macht bist;

Alles hast du geredt nach meinen Gedanken, und alles
Wie es mein ewiger Rathschluß bestimmt. Nicht gänz-
lich verlohren

Sey in Zukunft der Mensch! Wer will, der werde
gerettet,

Doch nicht gerettet durch sich, und seinen eigenen Willen;
Sondern allein durch die Macht von meiner freywilli-
gen Gnade,

Der ich ihn würdge. Noch einmal will ich die gefalle-
nen Kräfte

Jn ihm erneuern, obgleich durch die Sünde verwirkt,
und gefesselt

Von unmäßgen Begierden; er kämpfe, noch einmal ge-
stärket,

Durch mich aufgerichtet, mit seinem grimmigen Todt-
feind.

Aufge-

Das verlohrne Paradies.
Du, Sohn meines Buſens, mein Ebenbild, der du
alleine

Meine Weisheit, mein Wort, und meine wirkende
Macht biſt;

Alles haſt du geredt nach meinen Gedanken, und alles
Wie es mein ewiger Rathſchluß beſtimmt. Nicht gaͤnz-
lich verlohren

Sey in Zukunft der Menſch! Wer will, der werde
gerettet,

Doch nicht gerettet durch ſich, und ſeinen eigenen Willen;
Sondern allein durch die Macht von meiner freywilli-
gen Gnade,

Der ich ihn wuͤrdge. Noch einmal will ich die gefalle-
nen Kraͤfte

Jn ihm erneuern, obgleich durch die Suͤnde verwirkt,
und gefeſſelt

Von unmaͤßgen Begierden; er kaͤmpfe, noch einmal ge-
ſtaͤrket,

Durch mich aufgerichtet, mit ſeinem grimmigen Todt-
feind.

Aufge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0246" n="246"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/>
          <l>Du, Sohn meines Bu&#x017F;ens, mein Ebenbild, der du<lb/><hi rendition="#et">alleine</hi></l><lb/>
          <l>Meine Weisheit, mein Wort, und meine wirkende<lb/><hi rendition="#et">Macht bi&#x017F;t;</hi></l><lb/>
          <l>Alles ha&#x017F;t du geredt nach meinen Gedanken, und alles</l><lb/>
          <l>Wie es mein ewiger Rath&#x017F;chluß be&#x017F;timmt. Nicht ga&#x0364;nz-<lb/><hi rendition="#et">lich verlohren</hi></l><lb/>
          <l>Sey in Zukunft der Men&#x017F;ch! Wer will, der werde<lb/><hi rendition="#et">gerettet,</hi></l><lb/>
          <l>Doch nicht gerettet durch &#x017F;ich, und &#x017F;einen eigenen Willen;</l><lb/>
          <l>Sondern allein durch die Macht von meiner freywilli-<lb/><hi rendition="#et">gen Gnade,</hi></l><lb/>
          <l>Der ich ihn wu&#x0364;rdge. Noch einmal will ich die gefalle-<lb/><hi rendition="#et">nen Kra&#x0364;fte</hi></l><lb/>
          <l>Jn ihm erneuern, obgleich durch die Su&#x0364;nde verwirkt,<lb/><hi rendition="#et">und gefe&#x017F;&#x017F;elt</hi></l><lb/>
          <l>Von unma&#x0364;ßgen Begierden; er ka&#x0364;mpfe, noch einmal ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ta&#x0364;rket,</hi></l><lb/>
          <l>Durch mich aufgerichtet, mit &#x017F;einem grimmigen Todt-<lb/><hi rendition="#et">feind.</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Aufge-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[246/0246] Das verlohrne Paradies. Du, Sohn meines Buſens, mein Ebenbild, der du alleine Meine Weisheit, mein Wort, und meine wirkende Macht biſt; Alles haſt du geredt nach meinen Gedanken, und alles Wie es mein ewiger Rathſchluß beſtimmt. Nicht gaͤnz- lich verlohren Sey in Zukunft der Menſch! Wer will, der werde gerettet, Doch nicht gerettet durch ſich, und ſeinen eigenen Willen; Sondern allein durch die Macht von meiner freywilli- gen Gnade, Der ich ihn wuͤrdge. Noch einmal will ich die gefalle- nen Kraͤfte Jn ihm erneuern, obgleich durch die Suͤnde verwirkt, und gefeſſelt Von unmaͤßgen Begierden; er kaͤmpfe, noch einmal ge- ſtaͤrket, Durch mich aufgerichtet, mit ſeinem grimmigen Todt- feind. Aufge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/246
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/246>, abgerufen am 25.11.2024.