Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Das verlohrne Paradies.
Und auf Erden, an Gnade sowohl, als Gerechtigkeit,
leuchten;
Aber die Gnade soll doch vor allem am hellesten scheinen.

Als der Allmächtge so sprach, erfüllten ambrosi-
sche Düfte h)
Alle Himmel. Ein süsses Gefühl unaussprechlicher
Freuden
Goß
h) Homer und seine Nachfolger, wenn sie die Gottheit
redend einführen, mahlen uns eine schreckliche furcht-
bare Scene. Die Himmel, die Meere und die
Erde zittern etc. Dies war den natürlichen Be-
griffen, die sie von der Gottheit hatten, gemäß ge-
nung. Dies würde sich aber nicht so gut zu der sanf-
ten, gnädigen und wohlthätigen, Jdee geschickt ha-
ben, die wir nach der christlichen Religion von der
Gottheit haben; deshalb läßt unser Dichter mit vie-
ler Einsicht, die Worte des Allmächtigen, Wohlgeruch
und Vergnügen ausbreiten. Jn dem Ariosto findet
man eine Stelle in demselben Geschmack, C. 29. St.
30. Thyer.

Das verlohrne Paradies.
Und auf Erden, an Gnade ſowohl, als Gerechtigkeit,
leuchten;
Aber die Gnade ſoll doch vor allem am helleſten ſcheinen.

Als der Allmaͤchtge ſo ſprach, erfuͤllten ambroſi-
ſche Duͤfte h)
Alle Himmel. Ein ſuͤſſes Gefuͤhl unausſprechlicher
Freuden
Goß
h) Homer und ſeine Nachfolger, wenn ſie die Gottheit
redend einfuͤhren, mahlen uns eine ſchreckliche furcht-
bare Scene. Die Himmel, die Meere und die
Erde zittern ꝛc. Dies war den natuͤrlichen Be-
griffen, die ſie von der Gottheit hatten, gemaͤß ge-
nung. Dies wuͤrde ſich aber nicht ſo gut zu der ſanf-
ten, gnaͤdigen und wohlthaͤtigen, Jdee geſchickt ha-
ben, die wir nach der chriſtlichen Religion von der
Gottheit haben; deshalb laͤßt unſer Dichter mit vie-
ler Einſicht, die Worte des Allmaͤchtigen, Wohlgeruch
und Vergnuͤgen ausbreiten. Jn dem Arioſto findet
man eine Stelle in demſelben Geſchmack, C. 29. St.
30. Thyer.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0242" n="242"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/>
          <l>Und auf Erden, an Gnade &#x017F;owohl, als Gerechtigkeit,<lb/><hi rendition="#et">leuchten;</hi></l><lb/>
          <l>Aber die Gnade &#x017F;oll doch vor allem am helle&#x017F;ten &#x017F;cheinen.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Als der Allma&#x0364;chtge &#x017F;o &#x017F;prach, erfu&#x0364;llten ambro&#x017F;i-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;che Du&#x0364;fte  <note place="foot" n="h)">Homer und &#x017F;eine Nachfolger, wenn &#x017F;ie die Gottheit<lb/>
redend einfu&#x0364;hren, mahlen uns eine &#x017F;chreckliche furcht-<lb/>
bare Scene. <hi rendition="#fr">Die Himmel, die Meere und die<lb/>
Erde zittern</hi> &#xA75B;c. Dies war den natu&#x0364;rlichen Be-<lb/>
griffen, die &#x017F;ie von der Gottheit hatten, gema&#x0364;ß ge-<lb/>
nung. Dies wu&#x0364;rde &#x017F;ich aber nicht &#x017F;o gut zu der &#x017F;anf-<lb/>
ten, gna&#x0364;digen und wohltha&#x0364;tigen, Jdee ge&#x017F;chickt ha-<lb/>
ben, die wir nach der chri&#x017F;tlichen Religion von der<lb/>
Gottheit haben; deshalb la&#x0364;ßt un&#x017F;er Dichter mit vie-<lb/>
ler Ein&#x017F;icht, die Worte des Allma&#x0364;chtigen, Wohlgeruch<lb/>
und Vergnu&#x0364;gen ausbreiten. Jn dem Ario&#x017F;to findet<lb/>
man eine Stelle in dem&#x017F;elben Ge&#x017F;chmack, <hi rendition="#aq">C. 29. St.</hi><lb/>
30. <hi rendition="#fr">Thyer.</hi></note> </hi></l><lb/>
          <l>Alle Himmel. Ein &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;es Gefu&#x0364;hl unaus&#x017F;prechlicher<lb/><hi rendition="#et">Freuden</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Goß</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0242] Das verlohrne Paradies. Und auf Erden, an Gnade ſowohl, als Gerechtigkeit, leuchten; Aber die Gnade ſoll doch vor allem am helleſten ſcheinen. Als der Allmaͤchtge ſo ſprach, erfuͤllten ambroſi- ſche Duͤfte h) Alle Himmel. Ein ſuͤſſes Gefuͤhl unausſprechlicher Freuden Goß h) Homer und ſeine Nachfolger, wenn ſie die Gottheit redend einfuͤhren, mahlen uns eine ſchreckliche furcht- bare Scene. Die Himmel, die Meere und die Erde zittern ꝛc. Dies war den natuͤrlichen Be- griffen, die ſie von der Gottheit hatten, gemaͤß ge- nung. Dies wuͤrde ſich aber nicht ſo gut zu der ſanf- ten, gnaͤdigen und wohlthaͤtigen, Jdee geſchickt ha- ben, die wir nach der chriſtlichen Religion von der Gottheit haben; deshalb laͤßt unſer Dichter mit vie- ler Einſicht, die Worte des Allmaͤchtigen, Wohlgeruch und Vergnuͤgen ausbreiten. Jn dem Arioſto findet man eine Stelle in demſelben Geſchmack, C. 29. St. 30. Thyer.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/242
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/242>, abgerufen am 27.11.2024.