Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Das verlohrne Paradies.
Und von diesen Schlacken sich säubern. So bliebe zu-
letzt denn

Uns Zurückegeschlagnen nichts, als Verzweiflung. Wir
müßten

Unsern allmächtigen Sieger bewegen, auf unsere Häupter
Seinen völligen Zorn zu verschütten; dies wäre viel-
leicht noch

Alles, was wir gewünscht, und unser einziger End-
zweck,

Nicht mehr zu seyn! Höchst trauriger Endzweck! denn
welcher von uns will

Dieses denkende Wesen verlieren, so sehr es auch leidet;
Diese Göttergedanken, die durch die Ewigkeit wandern,
Und, vernichtet zu seyn, sich lieber wünschen, verlohren,
Jn der unerschaffenen Nacht unfruchtbarem Schoosse;
Aller Empfindung beraubt, und aller Bewegung.
Und wär auch

Dieses

Das verlohrne Paradies.
Und von dieſen Schlacken ſich ſaͤubern. So bliebe zu-
letzt denn

Uns Zuruͤckegeſchlagnen nichts, als Verzweiflung. Wir
muͤßten

Unſern allmaͤchtigen Sieger bewegen, auf unſere Haͤupter
Seinen voͤlligen Zorn zu verſchuͤtten; dies waͤre viel-
leicht noch

Alles, was wir gewuͤnſcht, und unſer einziger End-
zweck,

Nicht mehr zu ſeyn! Hoͤchſt trauriger Endzweck! denn
welcher von uns will

Dieſes denkende Weſen verlieren, ſo ſehr es auch leidet;
Dieſe Goͤttergedanken, die durch die Ewigkeit wandern,
Und, vernichtet zu ſeyn, ſich lieber wuͤnſchen, verlohren,
Jn der unerſchaffenen Nacht unfruchtbarem Schooſſe;
Aller Empfindung beraubt, und aller Bewegung.
Und waͤr auch

Dieſes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0118" n="118"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/>
          <l>Und von die&#x017F;en Schlacken &#x017F;ich &#x017F;a&#x0364;ubern. So bliebe zu-<lb/><hi rendition="#et">letzt denn</hi></l><lb/>
          <l>Uns Zuru&#x0364;ckege&#x017F;chlagnen nichts, als Verzweiflung. Wir<lb/><hi rendition="#et">mu&#x0364;ßten</hi></l><lb/>
          <l>Un&#x017F;ern allma&#x0364;chtigen Sieger bewegen, auf un&#x017F;ere Ha&#x0364;upter</l><lb/>
          <l>Seinen vo&#x0364;lligen Zorn zu ver&#x017F;chu&#x0364;tten; dies wa&#x0364;re viel-<lb/><hi rendition="#et">leicht noch</hi></l><lb/>
          <l>Alles, was wir gewu&#x0364;n&#x017F;cht, und un&#x017F;er einziger End-<lb/><hi rendition="#et">zweck,</hi></l><lb/>
          <l>Nicht mehr zu &#x017F;eyn! Ho&#x0364;ch&#x017F;t trauriger Endzweck! denn<lb/><hi rendition="#et">welcher von uns will</hi></l><lb/>
          <l>Die&#x017F;es denkende We&#x017F;en verlieren, &#x017F;o &#x017F;ehr es auch leidet;</l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e Go&#x0364;ttergedanken, die durch die Ewigkeit wandern,</l><lb/>
          <l>Und, vernichtet zu &#x017F;eyn, &#x017F;ich lieber wu&#x0364;n&#x017F;chen, verlohren,</l><lb/>
          <l>Jn der uner&#x017F;chaffenen Nacht unfruchtbarem Schoo&#x017F;&#x017F;e;</l><lb/>
          <l>Aller Empfindung beraubt, und aller Bewegung.<lb/><hi rendition="#et">Und wa&#x0364;r auch</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Die&#x017F;es</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0118] Das verlohrne Paradies. Und von dieſen Schlacken ſich ſaͤubern. So bliebe zu- letzt denn Uns Zuruͤckegeſchlagnen nichts, als Verzweiflung. Wir muͤßten Unſern allmaͤchtigen Sieger bewegen, auf unſere Haͤupter Seinen voͤlligen Zorn zu verſchuͤtten; dies waͤre viel- leicht noch Alles, was wir gewuͤnſcht, und unſer einziger End- zweck, Nicht mehr zu ſeyn! Hoͤchſt trauriger Endzweck! denn welcher von uns will Dieſes denkende Weſen verlieren, ſo ſehr es auch leidet; Dieſe Goͤttergedanken, die durch die Ewigkeit wandern, Und, vernichtet zu ſeyn, ſich lieber wuͤnſchen, verlohren, Jn der unerſchaffenen Nacht unfruchtbarem Schooſſe; Aller Empfindung beraubt, und aller Bewegung. Und waͤr auch Dieſes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/118
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/118>, abgerufen am 04.12.2024.