Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764].

Bild:
<< vorherige Seite

Das verlohrne Paradies.
Aus der Vergessenheit See die träumenden Sinnen
benebelt,

Daß wir von selbst nach eigner Bewegung zu unserm
Geburtssitz

Ohne viel Müh uns erheben; -- herunter zu steigen,
zu fallen,

Jst uns zuwider. Wer hat nicht von uns noch neulich
empfunden,

Als der erbitterte Feind an unsern geschlagenen Nachtrab
Siegend sich anhieng, und weit uns durch die Tiefe
verfolgte;

Wie wir mit Zwang und arbeitendem Flug so herunter
gesunken?

Also ist es uns leicht, hinaufzusteigen. Der Ausgang
Wird gefürchtet? Wofern wir unsern Stärkern aufs
neue

Wider uns reitzen, so möchte sein Zorn noch schlimme-
re Wege,

Uns zu peinigen, finden; allein, ist hier in der Hölle

Noch

Das verlohrne Paradies.
Aus der Vergeſſenheit See die traͤumenden Sinnen
benebelt,

Daß wir von ſelbſt nach eigner Bewegung zu unſerm
Geburtsſitz

Ohne viel Muͤh uns erheben; — herunter zu ſteigen,
zu fallen,

Jſt uns zuwider. Wer hat nicht von uns noch neulich
empfunden,

Als der erbitterte Feind an unſern geſchlagenen Nachtrab
Siegend ſich anhieng, und weit uns durch die Tiefe
verfolgte;

Wie wir mit Zwang und arbeitendem Flug ſo herunter
geſunken?

Alſo iſt es uns leicht, hinaufzuſteigen. Der Ausgang
Wird gefuͤrchtet? Wofern wir unſern Staͤrkern aufs
neue

Wider uns reitzen, ſo moͤchte ſein Zorn noch ſchlimme-
re Wege,

Uns zu peinigen, finden; allein, iſt hier in der Hoͤlle

Noch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <pb facs="#f0112" n="112"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das verlohrne Paradies.</hi> </fw><lb/>
          <l>Aus der Verge&#x017F;&#x017F;enheit See die tra&#x0364;umenden Sinnen<lb/><hi rendition="#et">benebelt,</hi></l><lb/>
          <l>Daß wir von &#x017F;elb&#x017F;t nach eigner Bewegung zu un&#x017F;erm<lb/><hi rendition="#et">Geburts&#x017F;itz</hi></l><lb/>
          <l>Ohne viel Mu&#x0364;h uns erheben; &#x2014; herunter zu &#x017F;teigen,<lb/><hi rendition="#et">zu fallen,</hi></l><lb/>
          <l>J&#x017F;t uns zuwider. Wer hat nicht von uns noch neulich<lb/><hi rendition="#et">empfunden,</hi></l><lb/>
          <l>Als der erbitterte Feind an un&#x017F;ern ge&#x017F;chlagenen Nachtrab</l><lb/>
          <l>Siegend &#x017F;ich anhieng, und weit uns durch die Tiefe<lb/><hi rendition="#et">verfolgte;</hi></l><lb/>
          <l>Wie wir mit Zwang und arbeitendem Flug &#x017F;o herunter<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;unken?</hi></l><lb/>
          <l>Al&#x017F;o i&#x017F;t es uns leicht, hinaufzu&#x017F;teigen. Der Ausgang</l><lb/>
          <l>Wird gefu&#x0364;rchtet? Wofern wir un&#x017F;ern Sta&#x0364;rkern aufs<lb/><hi rendition="#et">neue</hi></l><lb/>
          <l>Wider uns reitzen, &#x017F;o mo&#x0364;chte &#x017F;ein Zorn noch &#x017F;chlimme-<lb/><hi rendition="#et">re Wege,</hi></l><lb/>
          <l>Uns zu peinigen, finden; allein, i&#x017F;t hier in der Ho&#x0364;lle</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Noch</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[112/0112] Das verlohrne Paradies. Aus der Vergeſſenheit See die traͤumenden Sinnen benebelt, Daß wir von ſelbſt nach eigner Bewegung zu unſerm Geburtsſitz Ohne viel Muͤh uns erheben; — herunter zu ſteigen, zu fallen, Jſt uns zuwider. Wer hat nicht von uns noch neulich empfunden, Als der erbitterte Feind an unſern geſchlagenen Nachtrab Siegend ſich anhieng, und weit uns durch die Tiefe verfolgte; Wie wir mit Zwang und arbeitendem Flug ſo herunter geſunken? Alſo iſt es uns leicht, hinaufzuſteigen. Der Ausgang Wird gefuͤrchtet? Wofern wir unſern Staͤrkern aufs neue Wider uns reitzen, ſo moͤchte ſein Zorn noch ſchlimme- re Wege, Uns zu peinigen, finden; allein, iſt hier in der Hoͤlle Noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/112
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 6. [Braunschweig], [1764], S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften06_1764/112>, abgerufen am 22.11.2024.