Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].Dritter Gesang. Jhrem Mann Entzückung ins Herz. Mit kleinen Ge-schichten, Die sie mit Anmuth zu schmücken, und mit Geschmack zu erhöhn weiß, Lockt sie oft über die Stirne des Mannes zufriedenes Lächeln. Er verehrt sie, er betet sie an; mit jeglichem Tage Scheinet ihr Aug ihm mächtger, und ihre Tugend ihm schöner. Seine Liebe vergrößert ihr Glück; sie lebet in ihm nur, Und kein Wunsch herrscht stärker in ihr, als ihm zu ge- fallen. O welch eine Wolke von Thränen bedecket ihr Antlitz, Wenn ihr die Pflicht den werthen Gemahl aus den Au- gen entreißet! Weinend sieht sie ihm nach, und hängt mit düsteren Blicken Lang am rollenden Wagen, bis ein beneidetes Thal ihn Ein- V. Th. D
Dritter Geſang. Jhrem Mann Entzuͤckung ins Herz. Mit kleinen Ge-ſchichten, Die ſie mit Anmuth zu ſchmuͤcken, und mit Geſchmack zu erhoͤhn weiß, Lockt ſie oft uͤber die Stirne des Mannes zufriedenes Laͤcheln. Er verehrt ſie, er betet ſie an; mit jeglichem Tage Scheinet ihr Aug ihm maͤchtger, und ihre Tugend ihm ſchoͤner. Seine Liebe vergroͤßert ihr Gluͤck; ſie lebet in ihm nur, Und kein Wunſch herrſcht ſtaͤrker in ihr, als ihm zu ge- fallen. O welch eine Wolke von Thraͤnen bedecket ihr Antlitz, Wenn ihr die Pflicht den werthen Gemahl aus den Au- gen entreißet! Weinend ſieht ſie ihm nach, und haͤngt mit duͤſteren Blicken Lang am rollenden Wagen, bis ein beneidetes Thal ihn Ein- V. Th. D
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Dritter Geſang.
Jhrem Mann Entzuͤckung ins Herz. Mit kleinen Ge-
ſchichten,
Die ſie mit Anmuth zu ſchmuͤcken, und mit Geſchmack
zu erhoͤhn weiß,
Lockt ſie oft uͤber die Stirne des Mannes zufriedenes
Laͤcheln.
Er verehrt ſie, er betet ſie an; mit jeglichem Tage
Scheinet ihr Aug ihm maͤchtger, und ihre Tugend
ihm ſchoͤner.
Seine Liebe vergroͤßert ihr Gluͤck; ſie lebet in ihm nur,
Und kein Wunſch herrſcht ſtaͤrker in ihr, als ihm zu ge-
fallen.
O welch eine Wolke von Thraͤnen bedecket ihr Antlitz,
Wenn ihr die Pflicht den werthen Gemahl aus den Au-
gen entreißet!
Weinend ſieht ſie ihm nach, und haͤngt mit duͤſteren
Blicken
Lang am rollenden Wagen, bis ein beneidetes Thal ihn
Ein-
V. Th. D
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/55>, abgerufen am 16.02.2025. |