Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].Das Mädchen. Mit sich allein, und flehet ihn an, sein Leben zuschonen, Und nicht der wallenden Fahne zu folgen. Der mu- thige Knabe Wird von den Thränen erweicht, legt seine lärmen- de Trommel, Und sein blankes Husarenschwerdt ab, und spielt mit der Schwester Stillere Spiele; wird Kutscher und Koch, und läßt sich gefällig Zu des Mädchens Geschmacke herab. Dann folgt sie der Mutter Häußlichem Schritt, und ahmet ihr nach in kindi- scher Wirthschaft; Oder ergreift mit zitternder Hand die Nadel der Mutter Und glaubt Blumen und Laub in ihren Versuchen zu sehen. Oftmals nimmt sie der liebende Vater mit zartli- chen Freuden Auf den schmeichelnden Schoos, und lehrt sie zeitig Begriffe Von dem gütigen Schöpfer der Welt. Steigt über die Wellen Jm
Das Maͤdchen. Mit ſich allein, und flehet ihn an, ſein Leben zuſchonen, Und nicht der wallenden Fahne zu folgen. Der mu- thige Knabe Wird von den Thraͤnen erweicht, legt ſeine laͤrmen- de Trommel, Und ſein blankes Huſarenſchwerdt ab, und ſpielt mit der Schweſter Stillere Spiele; wird Kutſcher und Koch, und laͤßt ſich gefaͤllig Zu des Maͤdchens Geſchmacke herab. Dann folgt ſie der Mutter Haͤußlichem Schritt, und ahmet ihr nach in kindi- ſcher Wirthſchaft; Oder ergreift mit zitternder Hand die Nadel der Mutter Und glaubt Blumen und Laub in ihren Verſuchen zu ſehen. Oftmals nimmt ſie der liebende Vater mit zartli- chen Freuden Auf den ſchmeichelnden Schoos, und lehrt ſie zeitig Begriffe Von dem guͤtigen Schoͤpfer der Welt. Steigt uͤber die Wellen Jm
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0028" n="6"/> <fw place="top" type="header">Das Maͤdchen.</fw><lb/> <l>Mit ſich allein, und flehet ihn an, ſein Leben zu<lb/><hi rendition="#et">ſchonen,</hi></l><lb/> <l>Und nicht der wallenden Fahne zu folgen. Der mu-<lb/><hi rendition="#et">thige Knabe</hi></l><lb/> <l>Wird von den Thraͤnen erweicht, legt ſeine laͤrmen-<lb/><hi rendition="#et">de Trommel,</hi></l><lb/> <l>Und ſein blankes Huſarenſchwerdt ab, und ſpielt<lb/><hi rendition="#et">mit der Schweſter</hi></l><lb/> <l>Stillere Spiele; wird Kutſcher und Koch, und laͤßt<lb/><hi rendition="#et">ſich gefaͤllig</hi></l><lb/> <l>Zu des Maͤdchens Geſchmacke herab. Dann folgt<lb/><hi rendition="#et">ſie der Mutter</hi></l><lb/> <l>Haͤußlichem Schritt, und ahmet ihr nach in kindi-<lb/><hi rendition="#et">ſcher Wirthſchaft;</hi></l><lb/> <l>Oder ergreift mit zitternder Hand die Nadel der<lb/><hi rendition="#et">Mutter</hi></l><lb/> <l>Und glaubt Blumen und Laub in ihren Verſuchen<lb/><hi rendition="#et">zu ſehen.</hi></l><lb/> <l>Oftmals nimmt ſie der liebende Vater mit zartli-<lb/><hi rendition="#et">chen Freuden</hi></l><lb/> <l>Auf den ſchmeichelnden Schoos, und lehrt ſie zeitig<lb/><hi rendition="#et">Begriffe</hi></l><lb/> <l>Von dem guͤtigen Schoͤpfer der Welt. Steigt uͤber<lb/><hi rendition="#et">die Wellen</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jm</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [6/0028]
Das Maͤdchen.
Mit ſich allein, und flehet ihn an, ſein Leben zu
ſchonen,
Und nicht der wallenden Fahne zu folgen. Der mu-
thige Knabe
Wird von den Thraͤnen erweicht, legt ſeine laͤrmen-
de Trommel,
Und ſein blankes Huſarenſchwerdt ab, und ſpielt
mit der Schweſter
Stillere Spiele; wird Kutſcher und Koch, und laͤßt
ſich gefaͤllig
Zu des Maͤdchens Geſchmacke herab. Dann folgt
ſie der Mutter
Haͤußlichem Schritt, und ahmet ihr nach in kindi-
ſcher Wirthſchaft;
Oder ergreift mit zitternder Hand die Nadel der
Mutter
Und glaubt Blumen und Laub in ihren Verſuchen
zu ſehen.
Oftmals nimmt ſie der liebende Vater mit zartli-
chen Freuden
Auf den ſchmeichelnden Schoos, und lehrt ſie zeitig
Begriffe
Von dem guͤtigen Schoͤpfer der Welt. Steigt uͤber
die Wellen
Jm
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |