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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].

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Erster Gesang.
Ueber ihr eigensinniges Schweigen'; sie giebt ihr
die Lehren,

Welche die Mutter ihr gab, zurück. Der Vater
bemerkt es,

Lächelt von seinen Büchern empor; erinnert sie
wieder,

Daß die Puppe nicht spricht, und tröstet die kleine
Betrübte.

Dann kömmt auf dem muthigen Stecken, ihr jün-
gerer Bruder,

Ueber den Saal her geritten. Sie sieht mit furcht-
samen Augen

Zärtlich ihm nach, und warnt ihn; umsonst! der
völlige Knabe

Zeigt sich bereits in jeglichem Schritt der kindischen
Spiele.

Pferd' und Wagen ergetzen ihn nur, und der blin-
kende Degen,

Und der männliche Hut. Er kennet die Furcht nicht,
und jauchzet,

Wenn die kriegrische Trommel erschallt. Doch weib-
liche Sanftmuth

Herrscht ganz in dem fühlenden Mädchen. Jetzt
nimmt sie den Bruder

Mit
B 3
Erſter Geſang.
Ueber ihr eigenſinniges Schweigen’; ſie giebt ihr
die Lehren,

Welche die Mutter ihr gab, zuruͤck. Der Vater
bemerkt es,

Laͤchelt von ſeinen Buͤchern empor; erinnert ſie
wieder,

Daß die Puppe nicht ſpricht, und troͤſtet die kleine
Betruͤbte.

Dann koͤmmt auf dem muthigen Stecken, ihr juͤn-
gerer Bruder,

Ueber den Saal her geritten. Sie ſieht mit furcht-
ſamen Augen

Zaͤrtlich ihm nach, und warnt ihn; umſonſt! der
voͤllige Knabe

Zeigt ſich bereits in jeglichem Schritt der kindiſchen
Spiele.

Pferd’ und Wagen ergetzen ihn nur, und der blin-
kende Degen,

Und der maͤnnliche Hut. Er kennet die Furcht nicht,
und jauchzet,

Wenn die kriegriſche Trommel erſchallt. Doch weib-
liche Sanftmuth

Herrſcht ganz in dem fuͤhlenden Maͤdchen. Jetzt
nimmt ſie den Bruder

Mit
B 3
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[5/0027] Erſter Geſang. Ueber ihr eigenſinniges Schweigen’; ſie giebt ihr die Lehren, Welche die Mutter ihr gab, zuruͤck. Der Vater bemerkt es, Laͤchelt von ſeinen Buͤchern empor; erinnert ſie wieder, Daß die Puppe nicht ſpricht, und troͤſtet die kleine Betruͤbte. Dann koͤmmt auf dem muthigen Stecken, ihr juͤn- gerer Bruder, Ueber den Saal her geritten. Sie ſieht mit furcht- ſamen Augen Zaͤrtlich ihm nach, und warnt ihn; umſonſt! der voͤllige Knabe Zeigt ſich bereits in jeglichem Schritt der kindiſchen Spiele. Pferd’ und Wagen ergetzen ihn nur, und der blin- kende Degen, Und der maͤnnliche Hut. Er kennet die Furcht nicht, und jauchzet, Wenn die kriegriſche Trommel erſchallt. Doch weib- liche Sanftmuth Herrſcht ganz in dem fuͤhlenden Maͤdchen. Jetzt nimmt ſie den Bruder Mit B 3

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/27>, abgerufen am 21.11.2024.