Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].Unterhaltungen mit seiner Seele. Nein, Mensch, auch du bist nicht von Gott verlassen,Kein Cherub kan den Unerschafnen fassen, Erzengel sehn ihn zwar in hellerm Glanz, Allein nur Gott, nur Gott selbst, sieht sich ganz. Und könnst du näher seinen Blick ertragen? Der Erdkreis bebt, und seine Starken zagen, Wenn er im Donner spricht, auf Stürmen geht, Und aus der Nacht des Blitzes Flamme weht. Und klagest du, er sey zu weit entfernet? O klage, daß der Mensch nicht sehen lernet! Jst er nicht jedem Theil der Schöpfung nah, Jst
Unterhaltungen mit ſeiner Seele. Nein, Menſch, auch du biſt nicht von Gott verlaſſen,Kein Cherub kan den Unerſchafnen faſſen, Erzengel ſehn ihn zwar in hellerm Glanz, Allein nur Gott, nur Gott ſelbſt, ſieht ſich ganz. Und koͤnnſt du naͤher ſeinen Blick ertragen? Der Erdkreis bebt, und ſeine Starken zagen, Wenn er im Donner ſpricht, auf Stuͤrmen geht, Und aus der Nacht des Blitzes Flamme weht. Und klageſt du, er ſey zu weit entfernet? O klage, daß der Menſch nicht ſehen lernet! Jſt er nicht jedem Theil der Schoͤpfung nah, Jſt
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Unterhaltungen mit ſeiner Seele.
Nein, Menſch, auch du biſt nicht von Gott verlaſſen,
Kein Cherub kan den Unerſchafnen faſſen,
Erzengel ſehn ihn zwar in hellerm Glanz,
Allein nur Gott, nur Gott ſelbſt, ſieht ſich ganz.
Und koͤnnſt du naͤher ſeinen Blick ertragen?
Der Erdkreis bebt, und ſeine Starken zagen,
Wenn er im Donner ſpricht, auf Stuͤrmen geht,
Und aus der Nacht des Blitzes Flamme weht.
Und klageſt du, er ſey zu weit entfernet?
O klage, daß der Menſch nicht ſehen lernet!
Jſt er nicht jedem Theil der Schoͤpfung nah,
Jſt
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/212>, abgerufen am 31.07.2024. |