Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].Unterhaltungen mit seiner Seele. Ganz dein, ganz Geist, einmal dich selbst gelehrt?Du weißt nicht, welche Gluth in dir verglimmet, Zu welchem Zweck die Gottheit dich bestimmet? Und glaubst, daß du des Geistes Rang erwirbst, Wenn du gebohren wirst, und lebst, und stirbst? Befreye dich von diesen Vorurtheilen! Du bist zu groß, im Staube zu verweilen; Zu göttlich groß, als daß nur eine Welt Jm engen Raum dich eingeschränket hält. Erkenne von dir selbst mit welchen Gaben Des Schöpfers Huld dich vor dem Thier erhaben. Der N 2
Unterhaltungen mit ſeiner Seele. Ganz dein, ganz Geiſt, einmal dich ſelbſt gelehrt?Du weißt nicht, welche Gluth in dir verglimmet, Zu welchem Zweck die Gottheit dich beſtimmet? Und glaubſt, daß du des Geiſtes Rang erwirbſt, Wenn du gebohren wirſt, und lebſt, und ſtirbſt? Befreye dich von dieſen Vorurtheilen! Du biſt zu groß, im Staube zu verweilen; Zu goͤttlich groß, als daß nur eine Welt Jm engen Raum dich eingeſchraͤnket haͤlt. Erkenne von dir ſelbſt mit welchen Gaben Des Schoͤpfers Huld dich vor dem Thier erhaben. Der N 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg n="9"> <pb facs="#f0201" n="179"/> <fw place="top" type="header">Unterhaltungen mit ſeiner Seele.</fw><lb/> <l>Ganz dein, ganz Geiſt, einmal dich ſelbſt gelehrt?</l><lb/> <l>Du weißt nicht, welche Gluth in dir verglimmet,</l><lb/> <l>Zu welchem Zweck die Gottheit dich beſtimmet?</l><lb/> <l>Und glaubſt, daß du des Geiſtes Rang erwirbſt,</l><lb/> <l>Wenn du gebohren wirſt, und lebſt, und ſtirbſt?</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>Befreye dich von dieſen Vorurtheilen!</l><lb/> <l>Du biſt zu groß, im Staube zu verweilen;</l><lb/> <l>Zu goͤttlich groß, als daß nur eine Welt</l><lb/> <l>Jm engen Raum dich eingeſchraͤnket haͤlt.</l><lb/> <l>Erkenne von dir ſelbſt mit welchen Gaben</l><lb/> <l>Des Schoͤpfers Huld dich vor dem Thier erhaben.</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">N 2</fw> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [179/0201]
Unterhaltungen mit ſeiner Seele.
Ganz dein, ganz Geiſt, einmal dich ſelbſt gelehrt?
Du weißt nicht, welche Gluth in dir verglimmet,
Zu welchem Zweck die Gottheit dich beſtimmet?
Und glaubſt, daß du des Geiſtes Rang erwirbſt,
Wenn du gebohren wirſt, und lebſt, und ſtirbſt?
Befreye dich von dieſen Vorurtheilen!
Du biſt zu groß, im Staube zu verweilen;
Zu goͤttlich groß, als daß nur eine Welt
Jm engen Raum dich eingeſchraͤnket haͤlt.
Erkenne von dir ſelbſt mit welchen Gaben
Des Schoͤpfers Huld dich vor dem Thier erhaben.
Der
N 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/201 |
Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/201>, abgerufen am 16.02.2025. |