Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].der Melancholey. Und die glücklichste Kunst die attischen Blätter geschmücker:Dennoch glüht mein ernstes Gemüth in süßerm Ent- zücken, Wenn ich manchmal, gelehnt an einen moosigten Eich- stamm, Jn dem wildanmuthgen Gesang des zaubrischen Spen- sers, Zitternd der Una irrenden Fuß in schrecklichen Wüsten Durch die Einsamkeit wandern gesehn; ganz matt und verlohren, Mehr, als wenn auf schimmerndem Busen der silber- nen Themse Die in ihr Unglück eilende Schöne *) im Glanz des Brokades Jn dem blendenden Stral der lachenden Sonne daher- schwimmt. Zarter Empfindung wird bald das muntre Gemälde zum Eckel, Und *) Die durch Popens Haarlockenraub berühmte Belinde.
der Melancholey. Und die gluͤcklichſte Kunſt die attiſchen Blaͤtter geſchmuͤcker:Dennoch gluͤht mein ernſtes Gemuͤth in ſuͤßerm Ent- zuͤcken, Wenn ich manchmal, gelehnt an einen mooſigten Eich- ſtamm, Jn dem wildanmuthgen Geſang des zaubriſchen Spen- ſers, Zitternd der Una irrenden Fuß in ſchrecklichen Wuͤſten Durch die Einſamkeit wandern geſehn; ganz matt und verlohren, Mehr, als wenn auf ſchimmerndem Buſen der ſilber- nen Themſe Die in ihr Ungluͤck eilende Schoͤne *) im Glanz des Brokades Jn dem blendenden Stral der lachenden Sonne daher- ſchwimmt. Zarter Empfindung wird bald das muntre Gemaͤlde zum Eckel, Und *) Die durch Popens Haarlockenraub beruͤhmte Belinde.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0177" n="155"/> <fw place="top" type="header">der Melancholey.</fw><lb/> <l>Und die gluͤcklichſte Kunſt die attiſchen Blaͤtter geſchmuͤcker:</l><lb/> <l>Dennoch gluͤht mein ernſtes Gemuͤth in ſuͤßerm Ent-<lb/><hi rendition="#et">zuͤcken,</hi></l><lb/> <l>Wenn ich manchmal, gelehnt an einen mooſigten Eich-<lb/><hi rendition="#et">ſtamm,</hi></l><lb/> <l>Jn dem wildanmuthgen Geſang des zaubriſchen Spen-<lb/><hi rendition="#et">ſers,</hi></l><lb/> <l>Zitternd der Una irrenden Fuß in ſchrecklichen Wuͤſten</l><lb/> <l>Durch die Einſamkeit wandern geſehn; ganz matt und<lb/><hi rendition="#et">verlohren,</hi></l><lb/> <l>Mehr, als wenn auf ſchimmerndem Buſen der ſilber-<lb/><hi rendition="#et">nen Themſe</hi></l><lb/> <l>Die in ihr Ungluͤck eilende Schoͤne <note place="foot" n="*)">Die durch Popens Haarlockenraub beruͤhmte Belinde.</note> im Glanz des<lb/><hi rendition="#et">Brokades</hi></l><lb/> <l>Jn dem blendenden Stral der lachenden Sonne daher-<lb/><hi rendition="#et">ſchwimmt.</hi></l><lb/> <l>Zarter Empfindung wird bald das muntre Gemaͤlde zum<lb/><hi rendition="#et">Eckel,</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [155/0177]
der Melancholey.
Und die gluͤcklichſte Kunſt die attiſchen Blaͤtter geſchmuͤcker:
Dennoch gluͤht mein ernſtes Gemuͤth in ſuͤßerm Ent-
zuͤcken,
Wenn ich manchmal, gelehnt an einen mooſigten Eich-
ſtamm,
Jn dem wildanmuthgen Geſang des zaubriſchen Spen-
ſers,
Zitternd der Una irrenden Fuß in ſchrecklichen Wuͤſten
Durch die Einſamkeit wandern geſehn; ganz matt und
verlohren,
Mehr, als wenn auf ſchimmerndem Buſen der ſilber-
nen Themſe
Die in ihr Ungluͤck eilende Schoͤne *) im Glanz des
Brokades
Jn dem blendenden Stral der lachenden Sonne daher-
ſchwimmt.
Zarter Empfindung wird bald das muntre Gemaͤlde zum
Eckel,
Und
*) Die durch Popens Haarlockenraub beruͤhmte Belinde.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/177 |
Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/177>, abgerufen am 08.07.2024. |