Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764].Die Unterwerfung gefallner Engel Jhren finstern Gedanken nach, die helle PosauneWeckte zu Klagen allein; und von den schimmernden Stäben Wehten die hohen Paniere nicht mehr vom Winde durchflattert. Einer der mächtigsten Thronen, Orion, der Führer des Heeres, Saß im stillen Gezelt. Jhn drückten Lasten von Qualen Auf der Seele, mit Unruh und Reu, daß Satans Panieren Er gefolgt; ihn verzehrte der Gram; die brennenden Thränen Rannen ihm über die Wangen, ihm lag die Erwartung des Schicksals Ueber seine Gefährten, und sich, auf ängstlichem Herzen, Wie ein Gebürge. Er hatte voll Schmerz die himm- lische Leyer, Sich zu betäuben, genommen. Die sanften güldenen Saiten Schall-
Die Unterwerfung gefallner Engel Jhren finſtern Gedanken nach, die helle PoſauneWeckte zu Klagen allein; und von den ſchimmernden Staͤben Wehten die hohen Paniere nicht mehr vom Winde durchflattert. Einer der maͤchtigſten Thronen, Orion, der Fuͤhrer des Heeres, Saß im ſtillen Gezelt. Jhn druͤckten Laſten von Qualen Auf der Seele, mit Unruh und Reu, daß Satans Panieren Er gefolgt; ihn verzehrte der Gram; die brennenden Thraͤnen Rannen ihm uͤber die Wangen, ihm lag die Erwartung des Schickſals Ueber ſeine Gefaͤhrten, und ſich, auf aͤngſtlichem Herzen, Wie ein Gebuͤrge. Er hatte voll Schmerz die himm- liſche Leyer, Sich zu betaͤuben, genommen. Die ſanften guͤldenen Saiten Schall-
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Die Unterwerfung gefallner Engel
Jhren finſtern Gedanken nach, die helle Poſaune
Weckte zu Klagen allein; und von den ſchimmernden
Staͤben
Wehten die hohen Paniere nicht mehr vom Winde
durchflattert.
Einer der maͤchtigſten Thronen, Orion, der Fuͤhrer des
Heeres,
Saß im ſtillen Gezelt. Jhn druͤckten Laſten von Qualen
Auf der Seele, mit Unruh und Reu, daß Satans
Panieren
Er gefolgt; ihn verzehrte der Gram; die brennenden
Thraͤnen
Rannen ihm uͤber die Wangen, ihm lag die Erwartung
des Schickſals
Ueber ſeine Gefaͤhrten, und ſich, auf aͤngſtlichem Herzen,
Wie ein Gebuͤrge. Er hatte voll Schmerz die himm-
liſche Leyer,
Sich zu betaͤuben, genommen. Die ſanften guͤldenen
Saiten
Schall-
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 5. [Braunschweig], [1764], S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften05_1764/148>, abgerufen am 16.02.2025. |