Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].Der Tempel des Friedens. Fliehende Schaaren verfolgen, und Städte mit Feuervertilgen. Und doch rufte die heilige Wuth: zum Tempel des Friedens Jst kein anderer Weg, als dieser, welchen ich führe. Blut der Ketzer vergiessen, heißt, Gott gefälliger werden! Also schrie sie. Die grausamen Haufen umgaben uns jauchzend; Doch wir entkamen den wüthenden Schaaren. Die Menschenliebe, Mit Olympischem Schimmer geschmückt, entriß uns den Schwärmern. Eine sanfte Gewalt zog uns zur Göttin; wir folgten Willig ihr nach; sie nahm mit uns zum Tempel des Friedens Den geradesten Weg. Vom blutigen Felde des Krieges Rissen sich einige wenige Helden, die Zierde der Mensch- heit. Zärtliche Thränen zitterten noch im traurigen Auge, Das
Der Tempel des Friedens. Fliehende Schaaren verfolgen, und Staͤdte mit Feuervertilgen. Und doch rufte die heilige Wuth: zum Tempel des Friedens Jſt kein anderer Weg, als dieſer, welchen ich fuͤhre. Blut der Ketzer vergieſſen, heißt, Gott gefaͤlliger werden! Alſo ſchrie ſie. Die grauſamen Haufen umgaben uns jauchzend; Doch wir entkamen den wuͤthenden Schaaren. Die Menſchenliebe, Mit Olympiſchem Schimmer geſchmuͤckt, entriß uns den Schwaͤrmern. Eine ſanfte Gewalt zog uns zur Goͤttin; wir folgten Willig ihr nach; ſie nahm mit uns zum Tempel des Friedens Den geradeſten Weg. Vom blutigen Felde des Krieges Riſſen ſich einige wenige Helden, die Zierde der Menſch- heit. Zaͤrtliche Thraͤnen zitterten noch im traurigen Auge, Das
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Der Tempel des Friedens.
Fliehende Schaaren verfolgen, und Staͤdte mit Feuer
vertilgen.
Und doch rufte die heilige Wuth: zum Tempel des
Friedens
Jſt kein anderer Weg, als dieſer, welchen ich fuͤhre.
Blut der Ketzer vergieſſen, heißt, Gott gefaͤlliger
werden!
Alſo ſchrie ſie. Die grauſamen Haufen umgaben uns
jauchzend;
Doch wir entkamen den wuͤthenden Schaaren. Die
Menſchenliebe,
Mit Olympiſchem Schimmer geſchmuͤckt, entriß uns
den Schwaͤrmern.
Eine ſanfte Gewalt zog uns zur Goͤttin; wir folgten
Willig ihr nach; ſie nahm mit uns zum Tempel des
Friedens
Den geradeſten Weg. Vom blutigen Felde des Krieges
Riſſen ſich einige wenige Helden, die Zierde der Menſch-
heit.
Zaͤrtliche Thraͤnen zitterten noch im traurigen Auge,
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/215>, abgerufen am 16.07.2024. |