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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].

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Die Nacht.
Und die Leyer hält ein mit ihrem süssen Gesange.
Feyerlich rollt mit eisernen Rädern der Leichenwagen
Durch die Strassen einher; die wiederhallenden Stras[-]
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Seufzen ihm nach, und hüllen sich hinter dem nächtli-
chen Aufzug

Schwarzer dampfender Fackeln in zehnmal dickeres
Dunkel.

Jhn umringt ein traurig Gefolge. Die Stimme der
Klagen

Weinet ihm nach. Der Zug geht fort, und fürchter-
lich steht er

Vor dem Pallast des schwelgenden Reichen. Das
Krachen der Räder

Schallt wie ein Donner der Mitternacht ihm im hor-
chenden Ohre;

Und der dampfende Schein der Leichenfackel verdunkelt
Seiner Kerzen verblendenden Glanz. Er kan sich nicht
fassen,

Fährt schnell athemlos auf, und setzt den blinkenden
Becher

Auf

Die Nacht.
Und die Leyer haͤlt ein mit ihrem ſuͤſſen Geſange.
Feyerlich rollt mit eiſernen Raͤdern der Leichenwagen
Durch die Straſſen einher; die wiederhallenden Straſ[-]
ſen

Seufzen ihm nach, und huͤllen ſich hinter dem naͤchtli-
chen Aufzug

Schwarzer dampfender Fackeln in zehnmal dickeres
Dunkel.

Jhn umringt ein traurig Gefolge. Die Stimme der
Klagen

Weinet ihm nach. Der Zug geht fort, und fuͤrchter-
lich ſteht er

Vor dem Pallaſt des ſchwelgenden Reichen. Das
Krachen der Raͤder

Schallt wie ein Donner der Mitternacht ihm im hor-
chenden Ohre;

Und der dampfende Schein der Leichenfackel verdunkelt
Seiner Kerzen verblendenden Glanz. Er kan ſich nicht
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Faͤhrt ſchnell athemlos auf, und ſetzt den blinkenden
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[174/0182] Die Nacht. Und die Leyer haͤlt ein mit ihrem ſuͤſſen Geſange. Feyerlich rollt mit eiſernen Raͤdern der Leichenwagen Durch die Straſſen einher; die wiederhallenden Straſ- ſen Seufzen ihm nach, und huͤllen ſich hinter dem naͤchtli- chen Aufzug Schwarzer dampfender Fackeln in zehnmal dickeres Dunkel. Jhn umringt ein traurig Gefolge. Die Stimme der Klagen Weinet ihm nach. Der Zug geht fort, und fuͤrchter- lich ſteht er Vor dem Pallaſt des ſchwelgenden Reichen. Das Krachen der Raͤder Schallt wie ein Donner der Mitternacht ihm im hor- chenden Ohre; Und der dampfende Schein der Leichenfackel verdunkelt Seiner Kerzen verblendenden Glanz. Er kan ſich nicht faſſen, Faͤhrt ſchnell athemlos auf, und ſetzt den blinkenden Becher Auf

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764], S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften04_1764/182>, abgerufen am 26.11.2024.