Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 4. [Braunschweig], [1764].Die Nacht. Schon in die kindische Hand, und hörtest oft gütig dieTöne, Welche der Knabe dir sang, und deinen Beyfall erhielten. Kehr ich einst zur Gegend zurück, wo deine Gebeine Seelig schlafen: so soll sich mein Fuß in kindlicher Wallfarth, Vater, zu deinem Grabe begeben. Dann will ich es segnen, Dich beweinen, und sagen: Hier ruht der Beste der Väter! Und die Reihe der andern Verwayßten soll um mich versammelt Stehn, und weinen, und sagen: er war der Beste der Väter! Nun hat auch die lärmende Stadt die prächtigen Thürme Tief in die Schatten gehüllt, und süsser Schlummer, und Ruhe Sinkt vom Himmel herab. Die tiefe nächtliche Stille Wandelt die Strassen umher, und findet sie einsam und öde. Zwar
Die Nacht. Schon in die kindiſche Hand, und hoͤrteſt oft guͤtig dieToͤne, Welche der Knabe dir ſang, und deinen Beyfall erhielten. Kehr ich einſt zur Gegend zuruͤck, wo deine Gebeine Seelig ſchlafen: ſo ſoll ſich mein Fuß in kindlicher Wallfarth, Vater, zu deinem Grabe begeben. Dann will ich es ſegnen, Dich beweinen, und ſagen: Hier ruht der Beſte der Vaͤter! Und die Reihe der andern Verwayßten ſoll um mich verſammelt Stehn, und weinen, und ſagen: er war der Beſte der Vaͤter! Nun hat auch die laͤrmende Stadt die praͤchtigen Thuͤrme Tief in die Schatten gehuͤllt, und ſuͤſſer Schlummer, und Ruhe Sinkt vom Himmel herab. Die tiefe naͤchtliche Stille Wandelt die Straſſen umher, und findet ſie einſam und oͤde. Zwar
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Die Nacht.
Schon in die kindiſche Hand, und hoͤrteſt oft guͤtig die
Toͤne,
Welche der Knabe dir ſang, und deinen Beyfall erhielten.
Kehr ich einſt zur Gegend zuruͤck, wo deine Gebeine
Seelig ſchlafen: ſo ſoll ſich mein Fuß in kindlicher
Wallfarth,
Vater, zu deinem Grabe begeben. Dann will ich es
ſegnen,
Dich beweinen, und ſagen: Hier ruht der Beſte der Vaͤter!
Und die Reihe der andern Verwayßten ſoll um mich
verſammelt
Stehn, und weinen, und ſagen: er war der Beſte der
Vaͤter!
Nun hat auch die laͤrmende Stadt die praͤchtigen
Thuͤrme
Tief in die Schatten gehuͤllt, und ſuͤſſer Schlummer,
und Ruhe
Sinkt vom Himmel herab. Die tiefe naͤchtliche Stille
Wandelt die Straſſen umher, und findet ſie einſam und
oͤde.
Zwar
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