Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764].An den Freyherrn von G - - Klage nicht immer, o Freund, von einem feindlichen Schicksal, Welches wir feindlicher noch in schwarzen Stunden uns bilden. Stelle die Welt dir nicht blos von ihrer traurigen Seite, Stelle sie dir von der guten auch vor. Soll ich den Vorhang einmal, der deine Freuden verhüllet, Aufziehn mit zaubernder Hand, und dir in heitern Pro- specten Helle Gefilde voll Glück, und lachende Landschaften zeit gen, Welche die Melancholie dir verbarg? Bist du nicht weise mein Freund? Gewiß ein Ge- schenke des Himmels Nicht oft zu Ahnen gelegt, und zu westindischem Reich- thum! Kan dir das tobende Meer, kan dir die wütende Flamme Rauben das, was nur der Seele gehört? Wärest
An den Freyherrn von G ‒ ‒ Klage nicht immer, o Freund, von einem feindlichen Schickſal, Welches wir feindlicher noch in ſchwarzen Stunden uns bilden. Stelle die Welt dir nicht blos von ihrer traurigen Seite, Stelle ſie dir von der guten auch vor. Soll ich den Vorhang einmal, der deine Freuden verhuͤllet, Aufziehn mit zaubernder Hand, und dir in heitern Pro- ſpecten Helle Gefilde voll Gluͤck, und lachende Landſchaften zeit gen, Welche die Melancholie dir verbarg? Biſt du nicht weiſe mein Freund? Gewiß ein Ge- ſchenke des Himmels Nicht oft zu Ahnen gelegt, und zu weſtindiſchem Reich- thum! Kan dir das tobende Meer, kan dir die wuͤtende Flamme Rauben das, was nur der Seele gehoͤrt? Waͤreſt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0055" n="47"/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#b">An den Freyherrn von G ‒ ‒</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">K</hi>lage nicht immer, o Freund, von einem feindlichen<lb/><hi rendition="#et">Schickſal,</hi></l><lb/> <l>Welches wir feindlicher noch in ſchwarzen Stunden uns<lb/><hi rendition="#et">bilden.</hi></l><lb/> <l>Stelle die Welt dir nicht blos von ihrer traurigen Seite,</l><lb/> <l>Stelle ſie dir von der guten auch vor.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Soll ich den Vorhang einmal, der deine Freuden<lb/><hi rendition="#et">verhuͤllet,</hi></l><lb/> <l>Aufziehn mit zaubernder Hand, und dir in heitern Pro-<lb/><hi rendition="#et">ſpecten</hi></l><lb/> <l>Helle Gefilde voll Gluͤck, und lachende Landſchaften zeit<lb/><hi rendition="#et">gen,</hi></l><lb/> <l>Welche die Melancholie dir verbarg?</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Biſt du nicht weiſe mein Freund? Gewiß ein Ge-<lb/><hi rendition="#et">ſchenke des Himmels</hi></l><lb/> <l>Nicht oft zu Ahnen gelegt, und zu weſtindiſchem Reich-<lb/><hi rendition="#et">thum!</hi></l><lb/> <l>Kan dir das tobende Meer, kan dir die wuͤtende<lb/><hi rendition="#et">Flamme</hi></l><lb/> <l>Rauben das, was nur der Seele gehoͤrt?</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Waͤreſt</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [47/0055]
An den Freyherrn von G ‒ ‒
Klage nicht immer, o Freund, von einem feindlichen
Schickſal,
Welches wir feindlicher noch in ſchwarzen Stunden uns
bilden.
Stelle die Welt dir nicht blos von ihrer traurigen Seite,
Stelle ſie dir von der guten auch vor.
Soll ich den Vorhang einmal, der deine Freuden
verhuͤllet,
Aufziehn mit zaubernder Hand, und dir in heitern Pro-
ſpecten
Helle Gefilde voll Gluͤck, und lachende Landſchaften zeit
gen,
Welche die Melancholie dir verbarg?
Biſt du nicht weiſe mein Freund? Gewiß ein Ge-
ſchenke des Himmels
Nicht oft zu Ahnen gelegt, und zu weſtindiſchem Reich-
thum!
Kan dir das tobende Meer, kan dir die wuͤtende
Flamme
Rauben das, was nur der Seele gehoͤrt?
Waͤreſt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |