Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764].Oden und Lieder. Siehe! wie prahlt in der betrügrischen Jnnschrift Vornehmer Grab. Jm stillen Schatten des Ahorns Ruht, ungerühmt vom panegyrischen Marmor, Des Weisen Aschenkrug. Mich auch empfängt einst eine der schauernden Höhlen, Wenn sich mein Haupt, gleich einer sterbenden Rose, Welcher der Nordwind Unschuld und Purpur geraubet, Jn dunkle Schatten neigt. Hier oder da wird mein Gebeine dann schlafen. Glücklich, wenn noch in Thränen die zärtliche Freund- schaft Um mich sich härmt, und meine verlaßne Geliebte Um mich geklaget hat. Ru-
Oden und Lieder. Siehe! wie prahlt in der betruͤgriſchen Jnnſchrift Vornehmer Grab. Jm ſtillen Schatten des Ahorns Ruht, ungeruͤhmt vom panegyriſchen Marmor, Des Weiſen Aſchenkrug. Mich auch empfaͤngt einſt eine der ſchauernden Hoͤhlen, Wenn ſich mein Haupt, gleich einer ſterbenden Roſe, Welcher der Nordwind Unſchuld und Purpur geraubet, Jn dunkle Schatten neigt. Hier oder da wird mein Gebeine dann ſchlafen. Gluͤcklich, wenn noch in Thraͤnen die zaͤrtliche Freund- ſchaft Um mich ſich haͤrmt, und meine verlaßne Geliebte Um mich geklaget hat. Ru-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0022" n="14"/> <fw place="top" type="header">Oden und Lieder.</fw><lb/> <lg n="4"> <l>Siehe! wie prahlt in der betruͤgriſchen Jnnſchrift</l><lb/> <l>Vornehmer Grab. Jm ſtillen Schatten des Ahorns</l><lb/> <l>Ruht, ungeruͤhmt vom panegyriſchen Marmor,</l><lb/> <l>Des Weiſen Aſchenkrug.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Mich auch empfaͤngt einſt eine der ſchauernden<lb/><hi rendition="#et">Hoͤhlen,</hi></l><lb/> <l>Wenn ſich mein Haupt, gleich einer ſterbenden Roſe,</l><lb/> <l>Welcher der Nordwind Unſchuld und Purpur geraubet,</l><lb/> <l>Jn dunkle Schatten neigt.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Hier oder da wird mein Gebeine dann ſchlafen.</l><lb/> <l>Gluͤcklich, wenn noch in Thraͤnen die zaͤrtliche Freund-<lb/><hi rendition="#et">ſchaft</hi></l><lb/> <l>Um mich ſich haͤrmt, und meine verlaßne Geliebte</l><lb/> <l>Um mich geklaget hat.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ru-</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [14/0022]
Oden und Lieder.
Siehe! wie prahlt in der betruͤgriſchen Jnnſchrift
Vornehmer Grab. Jm ſtillen Schatten des Ahorns
Ruht, ungeruͤhmt vom panegyriſchen Marmor,
Des Weiſen Aſchenkrug.
Mich auch empfaͤngt einſt eine der ſchauernden
Hoͤhlen,
Wenn ſich mein Haupt, gleich einer ſterbenden Roſe,
Welcher der Nordwind Unſchuld und Purpur geraubet,
Jn dunkle Schatten neigt.
Hier oder da wird mein Gebeine dann ſchlafen.
Gluͤcklich, wenn noch in Thraͤnen die zaͤrtliche Freund-
ſchaft
Um mich ſich haͤrmt, und meine verlaßne Geliebte
Um mich geklaget hat.
Ru-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften03_1764 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften03_1764/22 |
Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764], S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften03_1764/22>, abgerufen am 16.07.2024. |