Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764].Oden und Lieder. So liegt Dein Spiegel! Laß den Klagen Den freyen Larf; zu sehr verdient er sie! Du siehest ihn zur Gruft getragen Zu hart geraubt, zu unverhoft, zu früh! Nicht deiner Zähren Strom zu wehren, Naht sich zu dir die Muse, selbst gebeugt; Jch würde weniger Dich ehren, Wenn weniger Dein Herz sich uns gezeigt. Jch selbst, der ich nicht das verlohren, Was Du verlierst, ich steh noch stumm und kalt; Mir klingt in den erschrocknen Ohren Sein Röcheln noch; noch seh ich die Gestalt Des
Oden und Lieder. So liegt Dein Spiegel! Laß den Klagen Den freyen Larf; zu ſehr verdient er ſie! Du ſieheſt ihn zur Gruft getragen Zu hart geraubt, zu unverhoft, zu fruͤh! Nicht deiner Zaͤhren Strom zu wehren, Naht ſich zu dir die Muſe, ſelbſt gebeugt; Jch wuͤrde weniger Dich ehren, Wenn weniger Dein Herz ſich uns gezeigt. Jch ſelbſt, der ich nicht das verlohren, Was Du verlierſt, ich ſteh noch ſtumm und kalt; Mir klingt in den erſchrocknen Ohren Sein Roͤcheln noch; noch ſeh ich die Geſtalt Des
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Oden und Lieder.
So liegt Dein Spiegel! Laß den Klagen
Den freyen Larf; zu ſehr verdient er ſie!
Du ſieheſt ihn zur Gruft getragen
Zu hart geraubt, zu unverhoft, zu fruͤh!
Nicht deiner Zaͤhren Strom zu wehren,
Naht ſich zu dir die Muſe, ſelbſt gebeugt;
Jch wuͤrde weniger Dich ehren,
Wenn weniger Dein Herz ſich uns gezeigt.
Jch ſelbſt, der ich nicht das verlohren,
Was Du verlierſt, ich ſteh noch ſtumm und kalt;
Mir klingt in den erſchrocknen Ohren
Sein Roͤcheln noch; noch ſeh ich die Geſtalt
Des
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 3. [Braunschweig], [1764], S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften03_1764/196>, abgerufen am 16.02.2025. |