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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

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Vierter Gesang.
Wenn deine milde Hand ihm keinen Schlaf gewähret;
Die oft den Sterblichen beneidenswerther macht,
Der in der Hütte schläft, als der in Schlössern wacht;
Sieh diesen jungen Herrn -- den artigsten von allen!
So blühend, wie der Lenz, wem sollt er nicht gefallen?
Allein was fürcht ich nicht! Fast keinen Augenblick
Schläft er vor Quaal und Pein, so hart ist sein Ge-
schick.
Er liebt ein schönes Kind, Belinde heißt ihr Name;
Ein Schnupftuch, das er einst der angenehmen Dame
Beym Lomberspiel geraubt, wird ihm ein Quell zur
Pein;
Doch, Göttin, wenn du willst, so kan er glücklich seyn.
Jch will von neuem mich in seine Seele wagen;
Du schläfst, geliebter Graf? will ich im Traum ihm
sagen;
Der alte Strom ist fort, und Läufer und Lakay
Liegt in dem tiefsten Schlaf durch meine Zauberey;

Ge-
F 5

Vierter Geſang.
Wenn deine milde Hand ihm keinen Schlaf gewaͤhret;
Die oft den Sterblichen beneidenswerther macht,
Der in der Huͤtte ſchlaͤft, als der in Schloͤſſern wacht;
Sieh dieſen jungen Herrn — den artigſten von allen!
So bluͤhend, wie der Lenz, wem ſollt er nicht gefallen?
Allein was fuͤrcht ich nicht! Faſt keinen Augenblick
Schlaͤft er vor Quaal und Pein, ſo hart iſt ſein Ge-
ſchick.
Er liebt ein ſchoͤnes Kind, Belinde heißt ihr Name;
Ein Schnupftuch, das er einſt der angenehmen Dame
Beym Lomberſpiel geraubt, wird ihm ein Quell zur
Pein;
Doch, Goͤttin, wenn du willſt, ſo kan er gluͤcklich ſeyn.
Jch will von neuem mich in ſeine Seele wagen;
Du ſchlaͤfſt, geliebter Graf? will ich im Traum ihm
ſagen;
Der alte Strom iſt fort, und Laͤufer und Lakay
Liegt in dem tiefſten Schlaf durch meine Zauberey;

Ge-
F 5
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[89/0097] Vierter Geſang. Wenn deine milde Hand ihm keinen Schlaf gewaͤhret; Die oft den Sterblichen beneidenswerther macht, Der in der Huͤtte ſchlaͤft, als der in Schloͤſſern wacht; Sieh dieſen jungen Herrn — den artigſten von allen! So bluͤhend, wie der Lenz, wem ſollt er nicht gefallen? Allein was fuͤrcht ich nicht! Faſt keinen Augenblick Schlaͤft er vor Quaal und Pein, ſo hart iſt ſein Ge- ſchick. Er liebt ein ſchoͤnes Kind, Belinde heißt ihr Name; Ein Schnupftuch, das er einſt der angenehmen Dame Beym Lomberſpiel geraubt, wird ihm ein Quell zur Pein; Doch, Goͤttin, wenn du willſt, ſo kan er gluͤcklich ſeyn. Jch will von neuem mich in ſeine Seele wagen; Du ſchlaͤfſt, geliebter Graf? will ich im Traum ihm ſagen; Der alte Strom iſt fort, und Laͤufer und Lakay Liegt in dem tiefſten Schlaf durch meine Zauberey; Ge- F 5

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/97>, abgerufen am 27.11.2024.