Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Zweyter Gesang. Wolfszahn und Liebesbrief, und Dock und Stoff bey-sammen. Belinde seufzt, und schmiß das Schnupftuch in den Schrank, Und schlug die Flügel zu, daß Thür und Fenster klang. Das Schloß flog krachend zu, als schlöß es sich auf immer. Die Zwietracht sieht es, jauchzt, und brauset durch das Zimmer. Der Sylphe, der auch ietzt das Schnupftuch nicht ver- ließ, Stürzt mit ihm in den Schrank, und in die Finsterniß. So schlägt dem blassen Faust die fürchterlichste Stunde; Die Teufel schleppen ihn zum rothen Höllenschlunde; Er zappelt in der Luft; sie achten nicht sein Schreyn; Zähnflätschend werfen sie ihn in die Kluft hinein; Sie stürzen sich nach ihm in die gemalten Flammen, Und die grausame Gluth schlägt über sie zusammen. Die Nymphe machte drauf zum Krankseyn den Versuch. Sie bindet um das Haupt ein dünnes weisses Tuch; Sieht IIter Theil. D
Zweyter Geſang. Wolfszahn und Liebesbrief, und Dock und Stoff bey-ſammen. Belinde ſeufzt, und ſchmiß das Schnupftuch in den Schrank, Und ſchlug die Fluͤgel zu, daß Thuͤr und Fenſter klang. Das Schloß flog krachend zu, als ſchloͤß es ſich auf immer. Die Zwietracht ſieht es, jauchzt, und brauſet durch das Zimmer. Der Sylphe, der auch ietzt das Schnupftuch nicht ver- ließ, Stuͤrzt mit ihm in den Schrank, und in die Finſterniß. So ſchlaͤgt dem blaſſen Fauſt die fuͤrchterlichſte Stunde; Die Teufel ſchleppen ihn zum rothen Hoͤllenſchlunde; Er zappelt in der Luft; ſie achten nicht ſein Schreyn; Zaͤhnflaͤtſchend werfen ſie ihn in die Kluft hinein; Sie ſtuͤrzen ſich nach ihm in die gemalten Flammen, Und die grauſame Gluth ſchlaͤgt uͤber ſie zuſammen. Die Nymphe machte drauf zum Krankſeyn den Verſuch. Sie bindet um das Haupt ein duͤnnes weiſſes Tuch; Sieht IIter Theil. D
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Zweyter Geſang.
Wolfszahn und Liebesbrief, und Dock und Stoff bey-
ſammen.
Belinde ſeufzt, und ſchmiß das Schnupftuch in den
Schrank,
Und ſchlug die Fluͤgel zu, daß Thuͤr und Fenſter klang.
Das Schloß flog krachend zu, als ſchloͤß es ſich auf
immer.
Die Zwietracht ſieht es, jauchzt, und brauſet durch
das Zimmer.
Der Sylphe, der auch ietzt das Schnupftuch nicht ver-
ließ,
Stuͤrzt mit ihm in den Schrank, und in die Finſterniß.
So ſchlaͤgt dem blaſſen Fauſt die fuͤrchterlichſte Stunde;
Die Teufel ſchleppen ihn zum rothen Hoͤllenſchlunde;
Er zappelt in der Luft; ſie achten nicht ſein Schreyn;
Zaͤhnflaͤtſchend werfen ſie ihn in die Kluft hinein;
Sie ſtuͤrzen ſich nach ihm in die gemalten Flammen,
Und die grauſame Gluth ſchlaͤgt uͤber ſie zuſammen.
Die Nymphe machte drauf zum Krankſeyn den
Verſuch.
Sie bindet um das Haupt ein duͤnnes weiſſes Tuch;
Sieht
IIter Theil. D
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