Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Zweyter Gesang. Und daß in Deutschland sich der Graf mesalliirt.Du überschwemmest uns mit Dichtern und Amanten, Mit Hankens und Corvins, mit Stoppen und Me- nanten. Belinde ließ nunmehr dem Zorne freyen Lauf, Und Klagen stürmten hin, und Thränen hörten auf. Sie nimmt das Schnupftuch, seufzt, und schmeißt es in die Ecke, Und hebt die Augen auf zum Schicksal, und zur Decke. O armer Graf, (sprach sie,) wie jammert mich dein Schmerz! Jst dieses nun der Lohn für dein getreues Herz? Du zähltest keinen Trumpf; verspieltest mit Vergnü- gen, Und sahst allein auf mich, dies Schnupftuch zu ersie- gen. Und dies verdammte Tuch, nach dem ich nichts ge- fragt, Raubt dir der Vorwitz nun der naseweisen Magd! Wie wirst du, armes Kind, dein Siegeszeichen suchen, Auf mich und mein Geschlecht, und seine Falschheit fluchen, Und
Zweyter Geſang. Und daß in Deutſchland ſich der Graf meſalliirt.Du uͤberſchwemmeſt uns mit Dichtern und Amanten, Mit Hankens und Corvins, mit Stoppen und Me- nanten. Belinde ließ nunmehr dem Zorne freyen Lauf, Und Klagen ſtuͤrmten hin, und Thraͤnen hoͤrten auf. Sie nimmt das Schnupftuch, ſeufzt, und ſchmeißt es in die Ecke, Und hebt die Augen auf zum Schickſal, und zur Decke. O armer Graf, (ſprach ſie,) wie jammert mich dein Schmerz! Jſt dieſes nun der Lohn fuͤr dein getreues Herz? Du zaͤhlteſt keinen Trumpf; verſpielteſt mit Vergnuͤ- gen, Und ſahſt allein auf mich, dies Schnupftuch zu erſie- gen. Und dies verdammte Tuch, nach dem ich nichts ge- fragt, Raubt dir der Vorwitz nun der naſeweiſen Magd! Wie wirſt du, armes Kind, dein Siegeszeichen ſuchen, Auf mich und mein Geſchlecht, und ſeine Falſchheit fluchen, Und
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Zweyter Geſang.
Und daß in Deutſchland ſich der Graf meſalliirt.
Du uͤberſchwemmeſt uns mit Dichtern und Amanten,
Mit Hankens und Corvins, mit Stoppen und Me-
nanten.
Belinde ließ nunmehr dem Zorne freyen Lauf,
Und Klagen ſtuͤrmten hin, und Thraͤnen hoͤrten auf.
Sie nimmt das Schnupftuch, ſeufzt, und ſchmeißt es
in die Ecke,
Und hebt die Augen auf zum Schickſal, und zur Decke.
O armer Graf, (ſprach ſie,) wie jammert mich dein
Schmerz!
Jſt dieſes nun der Lohn fuͤr dein getreues Herz?
Du zaͤhlteſt keinen Trumpf; verſpielteſt mit Vergnuͤ-
gen,
Und ſahſt allein auf mich, dies Schnupftuch zu erſie-
gen.
Und dies verdammte Tuch, nach dem ich nichts ge-
fragt,
Raubt dir der Vorwitz nun der naſeweiſen Magd!
Wie wirſt du, armes Kind, dein Siegeszeichen ſuchen,
Auf mich und mein Geſchlecht, und ſeine Falſchheit
fluchen,
Und
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