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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

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Zweyter Gesang.
Stecknadeln groß und klein, und Muschen rund und
eckigt,
Verfinsterten die Luft; so wie zur Winterszeit
Der rauhe Nord das Feld mit Flocken überstreut;
So flog hier Spitz und Band. Sie thats, und
gieng von hinnen;
Fiel hin aufs Canapee mit trauervollen Sinnen,
Und schlug ihr Mäntelchen betrübt um sich herum;
Auch zornig war sie schön, und sehr beredt, auch stumm.

Lisette sucht indes ihr Fräulein zu erweichen;
Sie wagt es, unvermerkt bis zu ihr hin zu schleichen;
Stellt sich beängstigt an; und spricht, wer kan' da-
vor?
Was, (fuhr das Fräulein auf,) seht doch, wer kan
davor?
Du Thörin, du allein! nichts können und nichts tau-
gen,
Und doch vorwitzig seyn -- doch geh mir aus den Au-
gen.
Wie ein Minister bebt, und kaum glaubt, was er
sieht,
Wenn ihm sein Fürst erzürnt den Rücken kehrt und
flieht;
Er
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Zweyter Geſang.
Stecknadeln groß und klein, und Muſchen rund und
eckigt,
Verfinſterten die Luft; ſo wie zur Winterszeit
Der rauhe Nord das Feld mit Flocken uͤberſtreut;
So flog hier Spitz und Band. Sie thats, und
gieng von hinnen;
Fiel hin aufs Canapee mit trauervollen Sinnen,
Und ſchlug ihr Maͤntelchen betruͤbt um ſich herum;
Auch zornig war ſie ſchoͤn, und ſehr beredt, auch ſtumm.

Liſette ſucht indes ihr Fraͤulein zu erweichen;
Sie wagt es, unvermerkt bis zu ihr hin zu ſchleichen;
Stellt ſich beaͤngſtigt an; und ſpricht, wer kan’ da-
vor?
Was, (fuhr das Fraͤulein auf,) ſeht doch, wer kan
davor?
Du Thoͤrin, du allein! nichts koͤnnen und nichts tau-
gen,
Und doch vorwitzig ſeyn — doch geh mir aus den Au-
gen.
Wie ein Miniſter bebt, und kaum glaubt, was er
ſieht,
Wenn ihm ſein Fuͤrſt erzuͤrnt den Ruͤcken kehrt und
flieht;
Er
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[41/0049] Zweyter Geſang. Stecknadeln groß und klein, und Muſchen rund und eckigt, Verfinſterten die Luft; ſo wie zur Winterszeit Der rauhe Nord das Feld mit Flocken uͤberſtreut; So flog hier Spitz und Band. Sie thats, und gieng von hinnen; Fiel hin aufs Canapee mit trauervollen Sinnen, Und ſchlug ihr Maͤntelchen betruͤbt um ſich herum; Auch zornig war ſie ſchoͤn, und ſehr beredt, auch ſtumm. Liſette ſucht indes ihr Fraͤulein zu erweichen; Sie wagt es, unvermerkt bis zu ihr hin zu ſchleichen; Stellt ſich beaͤngſtigt an; und ſpricht, wer kan’ da- vor? Was, (fuhr das Fraͤulein auf,) ſeht doch, wer kan davor? Du Thoͤrin, du allein! nichts koͤnnen und nichts tau- gen, Und doch vorwitzig ſeyn — doch geh mir aus den Au- gen. Wie ein Miniſter bebt, und kaum glaubt, was er ſieht, Wenn ihm ſein Fuͤrſt erzuͤrnt den Ruͤcken kehrt und flieht; Er C 5

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/49>, abgerufen am 24.11.2024.