Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Das Schnupftuch. Ward irre. So wie sich ein General verwirrt,Wenn von dem wilden Bley sein Prinz getödtet wird; Er weis den Plan nicht mehr, nach dem er kom- mandiret; Sein klopfend Herz sagt schon, daß er die Schlachk verlieret; Die feurigen Majors fliehn ängstlich durch das Feld; Vergebens braust ihr Fluch; des Heeres Hofnung fällt. So gieng es ietzt auch hier. Mit stürmerischen Schwingen Naht sich die Unordnung, das Fräulein aufzubringen. Das Spiegelglas erblaßt; der Tag verliert den Schein; Der Nachttisch hüllte sich in Puderwolken ein; Der Staub formirte sich zu vielen Wunderdingen, Als sie zu Locken sprach, vergeht! und sie vergien- gen. Lisette zitterte, und hieß in ihrem Sinn Sie eine Furie, und eine Mörderin. Auf einmal ward der Tisch von tausend Stäub- chen fleckigt, Steck-
Das Schnupftuch. Ward irre. So wie ſich ein General verwirrt,Wenn von dem wilden Bley ſein Prinz getoͤdtet wird; Er weis den Plan nicht mehr, nach dem er kom- mandiret; Sein klopfend Herz ſagt ſchon, daß er die Schlachk verlieret; Die feurigen Majors fliehn aͤngſtlich durch das Feld; Vergebens brauſt ihr Fluch; des Heeres Hofnung faͤllt. So gieng es ietzt auch hier. Mit ſtuͤrmeriſchen Schwingen Naht ſich die Unordnung, das Fraͤulein aufzubringen. Das Spiegelglas erblaßt; der Tag verliert den Schein; Der Nachttiſch huͤllte ſich in Puderwolken ein; Der Staub formirte ſich zu vielen Wunderdingen, Als ſie zu Locken ſprach, vergeht! und ſie vergien- gen. Liſette zitterte, und hieß in ihrem Sinn Sie eine Furie, und eine Moͤrderin. Auf einmal ward der Tiſch von tauſend Staͤub- chen fleckigt, Steck-
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Das Schnupftuch.
Ward irre. So wie ſich ein General verwirrt,
Wenn von dem wilden Bley ſein Prinz getoͤdtet wird;
Er weis den Plan nicht mehr, nach dem er kom-
mandiret;
Sein klopfend Herz ſagt ſchon, daß er die Schlachk
verlieret;
Die feurigen Majors fliehn aͤngſtlich durch das Feld;
Vergebens brauſt ihr Fluch; des Heeres Hofnung faͤllt.
So gieng es ietzt auch hier. Mit ſtuͤrmeriſchen
Schwingen
Naht ſich die Unordnung, das Fraͤulein aufzubringen.
Das Spiegelglas erblaßt; der Tag verliert den
Schein;
Der Nachttiſch huͤllte ſich in Puderwolken ein;
Der Staub formirte ſich zu vielen Wunderdingen,
Als ſie zu Locken ſprach, vergeht! und ſie vergien-
gen.
Liſette zitterte, und hieß in ihrem Sinn
Sie eine Furie, und eine Moͤrderin.
Auf einmal ward der Tiſch von tauſend Staͤub-
chen fleckigt,
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/48>, abgerufen am 16.07.2024. |