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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

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Zweyter Gesang.
So dunkel bleibt uns auch, was Schönen wiederfährt.

Lisette war nunmehr drey Straßen durchgegan-
gen.
Sie grüßt die junge Welt, mit sanstverschämten Wan-
gen;
Fliegt stets eilfertig fort; und läßt doch in dem Gehn
Den schönsten kleinen Fuß neuglergen Augen sehn.
Man schlägt die Fenster auf; ihr folgen tausend Blicke;
Der Rathsherr nickt ihr zu in langer Staatsperücke;
Der dicke Domherr auch, der ganz die Sänste füllt,
Und sein hochwürdigs Haupt in hundert Locken hüllt.
Lisette trat vergnügt in ihrer Fräulein Zimmer.
Doch schnell erhub der Mops ein trauriges Gewimmer,
Und heulte himmelauf; that nicht, wie sonst, bekannt;
Auch maute trauervoll das Kätzgen, Winz genannt.
Viel Wunderzeichen mehr, auf welche man nicht achtet,
Und die man leider nur nachher zu spät betrachtet,
Be-
C 2

Zweyter Geſang.
So dunkel bleibt uns auch, was Schoͤnen wiederfaͤhrt.

Liſette war nunmehr drey Straßen durchgegan-
gen.
Sie gruͤßt die junge Welt, mit ſanſtverſchaͤmten Wan-
gen;
Fliegt ſtets eilfertig fort; und laͤßt doch in dem Gehn
Den ſchoͤnſten kleinen Fuß neuglergen Augen ſehn.
Man ſchlaͤgt die Fenſter auf; ihr folgen tauſend Blicke;
Der Rathsherr nickt ihr zu in langer Staatsperuͤcke;
Der dicke Domherr auch, der ganz die Saͤnſte fuͤllt,
Und ſein hochwuͤrdigs Haupt in hundert Locken huͤllt.
Liſette trat vergnuͤgt in ihrer Fraͤulein Zimmer.
Doch ſchnell erhub der Mops ein trauriges Gewimmer,
Und heulte himmelauf; that nicht, wie ſonſt, bekannt;
Auch maute trauervoll das Kaͤtzgen, Winz genannt.
Viel Wunderzeichen mehr, auf welche man nicht achtet,
Und die man leider nur nachher zu ſpaͤt betrachtet,
Be-
C 2
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[35/0043] Zweyter Geſang. So dunkel bleibt uns auch, was Schoͤnen wiederfaͤhrt. Liſette war nunmehr drey Straßen durchgegan- gen. Sie gruͤßt die junge Welt, mit ſanſtverſchaͤmten Wan- gen; Fliegt ſtets eilfertig fort; und laͤßt doch in dem Gehn Den ſchoͤnſten kleinen Fuß neuglergen Augen ſehn. Man ſchlaͤgt die Fenſter auf; ihr folgen tauſend Blicke; Der Rathsherr nickt ihr zu in langer Staatsperuͤcke; Der dicke Domherr auch, der ganz die Saͤnſte fuͤllt, Und ſein hochwuͤrdigs Haupt in hundert Locken huͤllt. Liſette trat vergnuͤgt in ihrer Fraͤulein Zimmer. Doch ſchnell erhub der Mops ein trauriges Gewimmer, Und heulte himmelauf; that nicht, wie ſonſt, bekannt; Auch maute trauervoll das Kaͤtzgen, Winz genannt. Viel Wunderzeichen mehr, auf welche man nicht achtet, Und die man leider nur nachher zu ſpaͤt betrachtet, Be- C 2

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/43>, abgerufen am 27.11.2024.