Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Das Schnupftuch. Sie weis, daß er dadurch auf ewig mit ihr bricht --Doch ich gehorche nur, und untersuche nicht. Die schöne Welt fieng an die Ruhe zu verlassen. Der Theetisch deckte sich mit buntbemahlten Tassen; Der schwarze Caffeetopf goß milde Fluthen aus: Toppee wurden krumm, und Locken wurden kraus; Schon lang erwarteten, die Vögel und die Hunde, Confect und Schmeicheley, aus schöner Fräulein Mun- de; Als Lieschen sich besah, Putz und Gebet verließ, Und schon in ihrem Sinn Frau, wie sie wünschte, hieß; Jhr Anfangscompliment ein paarmal überdachte, Und so im süßen Traum zum Graf von Hold sich mach- te. Johann, der Läufer, stand vor seines Grafen Thür, Schön wie ein Liebesgott, und bückte sich vor ihr. Der reinste Puder roch aus seinen blonden Haaren, Und
Das Schnupftuch. Sie weis, daß er dadurch auf ewig mit ihr bricht —Doch ich gehorche nur, und unterſuche nicht. Die ſchoͤne Welt fieng an die Ruhe zu verlaſſen. Der Theetiſch deckte ſich mit buntbemahlten Taſſen; Der ſchwarze Caffeetopf goß milde Fluthen aus: Toppee wurden krumm, und Locken wurden kraus; Schon lang erwarteten, die Voͤgel und die Hunde, Confect und Schmeicheley, aus ſchoͤner Fraͤulein Mun- de; Als Lieschen ſich beſah, Putz und Gebet verließ, Und ſchon in ihrem Sinn Frau, wie ſie wuͤnſchte, hieß; Jhr Anfangscompliment ein paarmal uͤberdachte, Und ſo im ſuͤßen Traum zum Graf von Hold ſich mach- te. Johann, der Laͤufer, ſtand vor ſeines Grafen Thuͤr, Schoͤn wie ein Liebesgott, und buͤckte ſich vor ihr. Der reinſte Puder roch aus ſeinen blonden Haaren, Und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="7"> <pb facs="#f0018" n="10"/> <fw place="top" type="header">Das Schnupftuch.</fw><lb/> <l>Sie weis, daß er dadurch auf ewig mit ihr bricht —</l><lb/> <l>Doch ich gehorche nur, und unterſuche nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Die ſchoͤne Welt fieng an die Ruhe zu verlaſſen.</l><lb/> <l>Der Theetiſch deckte ſich mit buntbemahlten Taſſen;</l><lb/> <l>Der ſchwarze Caffeetopf goß milde Fluthen aus:</l><lb/> <l>Toppee wurden krumm, und Locken wurden kraus;</l><lb/> <l>Schon lang erwarteten, die Voͤgel und die Hunde,</l><lb/> <l>Confect und Schmeicheley, aus ſchoͤner Fraͤulein Mun-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">de;</hi> </l><lb/> <l>Als Lieschen ſich beſah, Putz und Gebet verließ,</l><lb/> <l>Und ſchon in ihrem Sinn Frau, wie ſie wuͤnſchte, hieß;</l><lb/> <l>Jhr Anfangscompliment ein paarmal uͤberdachte,</l><lb/> <l>Und ſo im ſuͤßen Traum zum Graf von Hold ſich mach-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">te.</hi> </l><lb/> <l>Johann, der Laͤufer, ſtand vor ſeines Grafen Thuͤr,</l><lb/> <l>Schoͤn wie ein Liebesgott, und buͤckte ſich vor ihr.</l><lb/> <l>Der reinſte Puder roch aus ſeinen blonden Haaren,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0018]
Das Schnupftuch.
Sie weis, daß er dadurch auf ewig mit ihr bricht —
Doch ich gehorche nur, und unterſuche nicht.
Die ſchoͤne Welt fieng an die Ruhe zu verlaſſen.
Der Theetiſch deckte ſich mit buntbemahlten Taſſen;
Der ſchwarze Caffeetopf goß milde Fluthen aus:
Toppee wurden krumm, und Locken wurden kraus;
Schon lang erwarteten, die Voͤgel und die Hunde,
Confect und Schmeicheley, aus ſchoͤner Fraͤulein Mun-
de;
Als Lieschen ſich beſah, Putz und Gebet verließ,
Und ſchon in ihrem Sinn Frau, wie ſie wuͤnſchte, hieß;
Jhr Anfangscompliment ein paarmal uͤberdachte,
Und ſo im ſuͤßen Traum zum Graf von Hold ſich mach-
te.
Johann, der Laͤufer, ſtand vor ſeines Grafen Thuͤr,
Schoͤn wie ein Liebesgott, und buͤckte ſich vor ihr.
Der reinſte Puder roch aus ſeinen blonden Haaren,
Und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |