Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Murner in der Hölle. Daß die murrende Magd zum Vorrath des Holzes hin-abstieg, Und von neuem wohlthätige Feuer die Oefen erhitzten. Jetzt kam Cyper über das Dach. Er hatte| die Nacht durch Einsame Böden durchirrt, und Legionen von Ratten Aus einander gejagt; mit ihrem rinnenden Blute Seinen zähnvollen Rachen genetzt, und trunken von Siegen Ueber die todten Leichname her sich brüllend gewälzet. Still schlüpft' er zum Zimmer hinein, als eben die Zofe Brausendes Wasser gehohlt, mit sanftem Chinesischen Tranke Jhre Gebiethrin zu wecken. Doch, als sie das gnädige Fräulein Noch im tiefsten Schlafe| gefunden, fiel rauschend der Vorhang Wieder über das seidene Bett, und leise verließ sie Jhrer Fräulein Gemach. Von Abendtheuern ermüdet, Legte sich Cyper gemächlich hin zum glühenden Ofen; Streckte die Löwenklauen von sich, und sank bald geru- hig Jn
Murner in der Hoͤlle. Daß die murrende Magd zum Vorrath des Holzes hin-abſtieg, Und von neuem wohlthaͤtige Feuer die Oefen erhitzten. Jetzt kam Cyper uͤber das Dach. Er hatte| die Nacht durch Einſame Boͤden durchirrt, und Legionen von Ratten Aus einander gejagt; mit ihrem rinnenden Blute Seinen zaͤhnvollen Rachen genetzt, und trunken von Siegen Ueber die todten Leichname her ſich bruͤllend gewaͤlzet. Still ſchluͤpft’ er zum Zimmer hinein, als eben die Zofe Brauſendes Waſſer gehohlt, mit ſanftem Chineſiſchen Tranke Jhre Gebiethrin zu wecken. Doch, als ſie das gnaͤdige Fraͤulein Noch im tiefſten Schlafe| gefunden, fiel rauſchend der Vorhang Wieder uͤber das ſeidene Bett, und leiſe verließ ſie Jhrer Fraͤulein Gemach. Von Abendtheuern ermuͤdet, Legte ſich Cyper gemaͤchlich hin zum gluͤhenden Ofen; Streckte die Loͤwenklauen von ſich, und ſank bald geru- hig Jn
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Murner in der Hoͤlle.
Daß die murrende Magd zum Vorrath des Holzes hin-
abſtieg,
Und von neuem wohlthaͤtige Feuer die Oefen erhitzten.
Jetzt kam Cyper uͤber das Dach. Er hatte| die Nacht
durch
Einſame Boͤden durchirrt, und Legionen von Ratten
Aus einander gejagt; mit ihrem rinnenden Blute
Seinen zaͤhnvollen Rachen genetzt, und trunken von
Siegen
Ueber die todten Leichname her ſich bruͤllend gewaͤlzet.
Still ſchluͤpft’ er zum Zimmer hinein, als eben die Zofe
Brauſendes Waſſer gehohlt, mit ſanftem Chineſiſchen
Tranke
Jhre Gebiethrin zu wecken. Doch, als ſie das gnaͤdige
Fraͤulein
Noch im tiefſten Schlafe| gefunden, fiel rauſchend der
Vorhang
Wieder uͤber das ſeidene Bett, und leiſe verließ ſie
Jhrer Fraͤulein Gemach. Von Abendtheuern ermuͤdet,
Legte ſich Cyper gemaͤchlich hin zum gluͤhenden Ofen;
Streckte die Loͤwenklauen von ſich, und ſank bald geru-
hig
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/138>, abgerufen am 30.07.2024. |