Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Fünfter Gesang. Und, seiner Pflicht gemäß, dem Schnupftuch folgenmußte, Gieng fort, und weinte laut, als gieng es ihm sehr nah; Doch faßt er sich sehr bald, da er sie nicht mehr sah. So folgt der Officier, im kriegrischen Getöne, Der Trommel auf den Marsch, und denkt nicht an die Schöne, Die zärtlich um ihn weint, und nach der Gegend sieht, Jn die zu Ehr und Tod ihr langer Hauptmann zieht. Lisett' erschien indes. Auf ihren frischen Wangen War ohne Sorg und Gram die Jugend aufgegangen; Allein wie schnell erblaßt das blühende Gesicht, Da sie das Schnupftuch sieht, und so ihr Fräulein spricht: Nun triumphirt der Graf. Unseliges Gestirne, Was schüttest du für Quaal auf mich, und diese Dirne! Dies Schnupftuch soll zurück zu seinem Räuber gehn! O! warum leb ich noch, und warum bin ich schön! Wie? IIter Theil. H
Fuͤnfter Geſang. Und, ſeiner Pflicht gemaͤß, dem Schnupftuch folgenmußte, Gieng fort, und weinte laut, als gieng es ihm ſehr nah; Doch faßt er ſich ſehr bald, da er ſie nicht mehr ſah. So folgt der Officier, im kriegriſchen Getoͤne, Der Trommel auf den Marſch, und denkt nicht an die Schoͤne, Die zaͤrtlich um ihn weint, und nach der Gegend ſieht, Jn die zu Ehr und Tod ihr langer Hauptmann zieht. Liſett’ erſchien indes. Auf ihren friſchen Wangen War ohne Sorg und Gram die Jugend aufgegangen; Allein wie ſchnell erblaßt das bluͤhende Geſicht, Da ſie das Schnupftuch ſieht, und ſo ihr Fraͤulein ſpricht: Nun triumphirt der Graf. Unſeliges Geſtirne, Was ſchuͤtteſt du fuͤr Quaal auf mich, und dieſe Dirne! Dies Schnupftuch ſoll zuruͤck zu ſeinem Raͤuber gehn! O! warum leb ich noch, und warum bin ich ſchoͤn! Wie? IIter Theil. H
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Fuͤnfter Geſang.
Und, ſeiner Pflicht gemaͤß, dem Schnupftuch folgen
mußte,
Gieng fort, und weinte laut, als gieng es ihm ſehr nah;
Doch faßt er ſich ſehr bald, da er ſie nicht mehr ſah.
So folgt der Officier, im kriegriſchen Getoͤne,
Der Trommel auf den Marſch, und denkt nicht an die
Schoͤne,
Die zaͤrtlich um ihn weint, und nach der Gegend ſieht,
Jn die zu Ehr und Tod ihr langer Hauptmann zieht.
Liſett’ erſchien indes. Auf ihren friſchen Wangen
War ohne Sorg und Gram die Jugend aufgegangen;
Allein wie ſchnell erblaßt das bluͤhende Geſicht,
Da ſie das Schnupftuch ſieht, und ſo ihr Fraͤulein ſpricht:
Nun triumphirt der Graf. Unſeliges Geſtirne,
Was ſchuͤtteſt du fuͤr Quaal auf mich, und dieſe Dirne!
Dies Schnupftuch ſoll zuruͤck zu ſeinem Raͤuber gehn!
O! warum leb ich noch, und warum bin ich ſchoͤn!
Wie?
IIter Theil. H
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/121>, abgerufen am 17.02.2025. |