Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Fünfter Gesang. Und mit dem ersten Schif ihn heimzuschicken denkt.Als ihn in diesen Schrank das Schicksal eingeschlossen, So lag er lange Zeit ohnmächtig und verdrossen; Beklagte sein Geschick, und sein verhaßtes Amt, Das ihn, den Gnomen gleich, zur Sklaverey ver- dammt. Jhm gegenüber stand in einem goldnen Kleide, Jetzt bloß zur Rarität, sonst zu Belindchens Freude, Ein Döckgen, schön geputzt mit Flittergold und Band, Das durch den süßen Blick den Sylphen überwand. Der Sylph im Geisterreich war Stutzer sonst auf Er- den, Und sagt ihr seinen Schmerz in zierlichen Geberden; Die Puppe neigte sich; ihr hölzern Herz blieb kalt, Doch endlich siegt der Geist durch Jugend und Gestalt. Was konnte sie denn auch in diesem Schrank erwarten, Als ein paar Könige aus alten Lomberkarten. Ein
Fuͤnfter Geſang. Und mit dem erſten Schif ihn heimzuſchicken denkt.Als ihn in dieſen Schrank das Schickſal eingeſchloſſen, So lag er lange Zeit ohnmaͤchtig und verdroſſen; Beklagte ſein Geſchick, und ſein verhaßtes Amt, Das ihn, den Gnomen gleich, zur Sklaverey ver- dammt. Jhm gegenuͤber ſtand in einem goldnen Kleide, Jetzt bloß zur Raritaͤt, ſonſt zu Belindchens Freude, Ein Doͤckgen, ſchoͤn geputzt mit Flittergold und Band, Das durch den ſuͤßen Blick den Sylphen uͤberwand. Der Sylph im Geiſterreich war Stutzer ſonſt auf Er- den, Und ſagt ihr ſeinen Schmerz in zierlichen Geberden; Die Puppe neigte ſich; ihr hoͤlzern Herz blieb kalt, Doch endlich ſiegt der Geiſt durch Jugend und Geſtalt. Was konnte ſie denn auch in dieſem Schrank erwarten, Als ein paar Koͤnige aus alten Lomberkarten. Ein
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Fuͤnfter Geſang.
Und mit dem erſten Schif ihn heimzuſchicken denkt.
Als ihn in dieſen Schrank das Schickſal eingeſchloſſen,
So lag er lange Zeit ohnmaͤchtig und verdroſſen;
Beklagte ſein Geſchick, und ſein verhaßtes Amt,
Das ihn, den Gnomen gleich, zur Sklaverey ver-
dammt.
Jhm gegenuͤber ſtand in einem goldnen Kleide,
Jetzt bloß zur Raritaͤt, ſonſt zu Belindchens Freude,
Ein Doͤckgen, ſchoͤn geputzt mit Flittergold und Band,
Das durch den ſuͤßen Blick den Sylphen uͤberwand.
Der Sylph im Geiſterreich war Stutzer ſonſt auf Er-
den,
Und ſagt ihr ſeinen Schmerz in zierlichen Geberden;
Die Puppe neigte ſich; ihr hoͤlzern Herz blieb kalt,
Doch endlich ſiegt der Geiſt durch Jugend und Geſtalt.
Was konnte ſie denn auch in dieſem Schrank erwarten,
Als ein paar Koͤnige aus alten Lomberkarten.
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