Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Das Schnupftuch. Hier stund der arme Graf, erschrocken und verlassen,Jedoch in dieser Noth half ihm sein Stolz sich fassen. Er gieng in voller Wuth zu seinem Hause fort, Und murmelte bey sich manch unverständlich Wort. Nachdem er heimlich sich in sein Gemach begeben, Nahm er, zum erstenmal in seinem ganzen Leben, Von selbst ein dickes Buch, und las zwar nicht darinn, Doch legt er es zum Schein auf seinem Tische hin. Der heisre Wächter ließ sein Abendlied ertönen; Noch saß der Officier bey den verborgnen Schönen, Und wies bey viel Gesang, und bey sehr wenig Wein, Die Schlacht bey Chotusitz, den Uebergang am Rhein. Der Hauptmann war bisher in dem Quartier geblie- ben; Der Fündling*) und Toback hatt' ihm die Zeit vertrie- ben. Doch *) Ein Roman.
Das Schnupftuch. Hier ſtund der arme Graf, erſchrocken und verlaſſen,Jedoch in dieſer Noth half ihm ſein Stolz ſich faſſen. Er gieng in voller Wuth zu ſeinem Hauſe fort, Und murmelte bey ſich manch unverſtaͤndlich Wort. Nachdem er heimlich ſich in ſein Gemach begeben, Nahm er, zum erſtenmal in ſeinem ganzen Leben, Von ſelbſt ein dickes Buch, und las zwar nicht darinn, Doch legt er es zum Schein auf ſeinem Tiſche hin. Der heiſre Waͤchter ließ ſein Abendlied ertoͤnen; Noch ſaß der Officier bey den verborgnen Schoͤnen, Und wies bey viel Geſang, und bey ſehr wenig Wein, Die Schlacht bey Chotuſitz, den Uebergang am Rhein. Der Hauptmann war bisher in dem Quartier geblie- ben; Der Fuͤndling*) und Toback hatt’ ihm die Zeit vertrie- ben. Doch *) Ein Roman.
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Das Schnupftuch.
Hier ſtund der arme Graf, erſchrocken und verlaſſen,
Jedoch in dieſer Noth half ihm ſein Stolz ſich faſſen.
Er gieng in voller Wuth zu ſeinem Hauſe fort,
Und murmelte bey ſich manch unverſtaͤndlich Wort.
Nachdem er heimlich ſich in ſein Gemach begeben,
Nahm er, zum erſtenmal in ſeinem ganzen Leben,
Von ſelbſt ein dickes Buch, und las zwar nicht darinn,
Doch legt er es zum Schein auf ſeinem Tiſche hin.
Der heiſre Waͤchter ließ ſein Abendlied ertoͤnen;
Noch ſaß der Officier bey den verborgnen Schoͤnen,
Und wies bey viel Geſang, und bey ſehr wenig Wein,
Die Schlacht bey Chotuſitz, den Uebergang am Rhein.
Der Hauptmann war bisher in dem Quartier geblie-
ben;
Der Fuͤndling *) und Toback hatt’ ihm die Zeit vertrie-
ben.
Doch
*) Ein Roman.
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Zitationshilfe: | Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/106>, abgerufen am 07.07.2024. |